Unberechenbare Türkei & Turniermannschaft Kroatien: Die Dark Horses für die Euro 2024
Dänemark
Die Rolle des Überraschungsteams bei der letzten Europameisterschaft haben wohl die Dänen eingenommen. Nach dem Schock rund um den Zusammenbruch von Christian Eriksen im ersten Gruppenspiel gegen Finnland zeigte man teils begeisternde Leistungen und scheiterte erst im Halbfinale nach Verlängerung gegen England. Auch wenn in Katar schon nach der Gruppenphase Schluss war, ist eine erneute Überraschung in diesem Jahr durchaus denkbar.
Wie bei der EM 2021 dürfte auch in Deutschland ein Faktor für den Erfolg in der Unterstützung durch die eigenen Fans liegen. Mit Stuttgart, Frankfurt und München haben die Dänen kurioserweise zwar ausgerechnet die weitestmöglichen Anreisewege zugelost bekommen, dafür scheint die Gruppe mit England, Serbien und Slowenien recht machbar. Je nach Endplatzierung könnte im Achtelfinale bereits das Duell mit Gastgeber Deutschland warten, doch das ist noch Zukunftsmusik.
Zunächst gilt es für die Dänen, die positive Entwicklung der letzten Jahre unter Trainer Kasper Hjulmand fortzuführen. Der Kern der Mannschaft ist seit einiger Zeit eingespielt, dazu kommen sehr vielversprechende Youngster wie Bolognas Außenverteidiger Victor Kristiansen oder Manchester Uniteds Stoßstürmer Rasmus Hojlund. Sollte das Team so begeisternd spielen wie bei der Kontinental-Euro 2021, ist für die Skandinavier vieles möglich.
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Österreich
Als deutscher Fußballfan schätzt man die Österreicher schon seit Jahren hoch ein. In jedem Jahr wieder sendet der ÖFB eine Art Bundesliga-Allstar-Elf zu den Turnieren, doch bislang blieb der große Wurf aus. Vor drei Jahren scheiterten sie im Achtelfinale gegen den späteren Europameister Italien, wobei das Fehlen eines echten Strafraumstürmers ihnen zu schaffen machte. Auch in diesem Jahr wird es nach der schweren Verletzung von Sasa Kalajdzic wohl auf Routinier Marko Arnautovic ankommen.
Mit Ralf Rangnick an der Seitenlinie haben die Österreicher im Vergleich zu den letzten Ausspielungen aber einen klaren taktischen Plan und profitieren von einer veränderten Mentalität. Die Zeit des olympischen Mottos "Dabei sein ist alles" ist vorbei, nun wollen die Rot-Weiß-Roten endlich auch tiefer im Turnier eine Rolle spielen.
Als Zweiter der Qualifikation hinter Belgien ist das Team in der „Todesgruppe“ mit Frankreich und den Niederlanden gelandet, doch durch den neuen Modus könnte bereits ein Sieg im Spiel gegen Polen zu Platz drei und damit zum Weiterkommen reichen. Mit der Unterstützung vieler Fans aus der Heimat könnte Österreich eine Mannschaft sein, die im Verlaufe des Turniers vor allem nicht-deutschsprachige Fans überrascht.
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Türkei
Eine echte Wundertüte wartet unterdessen mit der Türkei. Bereits vor der letzten Europameisterschaft wurde der WM-Dritte von 2002 als Geheimfavorit betrachtet, enttäuschte dann mit drei Niederlagen gegen Wales, Italien und die Schweiz die Erwartungen aber deutlich. In diesem Jahr spielte das Team, das nach einem kurzen Intermezzo von Stefan Kuntz inzwischen von Vincenzo Montella trainiert wird, in einer komplizierten Qualifikationsgruppe aber eine sehr starke Runde.
Konträr zu den vergangenen Turnieren, in denen man stets die Talente aus den großen europäischen Ligen einzusammeln versuchte, besteht der Kader nun zu einem beträchtlichen Teil aus Akteuren aus der heimischen Süper Lig. Diese Geschlossenheit wird gefordert sein, wenn man im Turnier weit kommen möchte, doch die Gruppe mit Portugal, Tschechien und Georgien scheint fürs Erste gute Möglichkeiten zum Weiterkommen zu bieten.
Nicht nur kollektiv, sondern auch individuell bietet das Team der Türkei viel Potenzial: Spieler wie Kenan Yildiz (Juventus Turin) oder Arda Güler (Real Madrid) könnten beim Kontinentalturnier den endgültigen Durchbruch schaffen. Und dann wäre da noch eine Art Heimvorteil: An allen Spielorten und gegen fast jeden Gegner dürften die türkischen Fans klar in der Überzahl sein und für eine elektrisierende Atmosphäre sorgen.
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Ukraine
Große Fan-Unterstützung darf auch die Ukraine in Deutschland erwarten, nachdem man sich über einen Playoff-Sieg gegen Island auf den letzten Drücker für die Euro qualifizieren konnte. Als Nummer 22 der FIFA-Weltrangliste (Nummer 12 unter den europäischen Teams) sind die Ukrainer in den letzten Jahren richtig aufgekommen und wollen in diesem Jahr mindestens das Viertelfinale der vergangenen EM bestätigen.
In der Gruppe mit Belgien, der Slowakei und Rumänien ist ein Weiterkommen fest eingeplant. Das liegt einerseits an dem besonderen Zusammenhalt, der auch auf fußballerischer Ebene seit dem Beginn des Krieges in der Heimat zu beobachten ist, und andererseits an einigen jungen Top-Spielern, die in den letzten Jahren von sich reden gemacht haben.
Viktor Tsygankov und Artem Dovbyk haben bei der spanischen Überraschungsmannschaft Girona in diesem Jahr maßgeblich dazu beigetragen, dass man lange um den LaLiga-Titel mitspielte. Außerdem könnten Spieler wie Ilya Zabarni (AFC Bournemouth) oder Georgiy Sudakov (Shakhtar Donezk) nach starken Klub-Spielzeiten auch in der Nationalmannschaft ein echtes Ausrufezeichen setzen.
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Kroatien
Lange wurde Deutschland als die Turniermannschaft schlechthin gesehen, doch inzwischen muss man sagen: Es sind wohl die Kroaten. Nach der Silbermedaille in Russland 2018 wurden die Südeuropäer bei der Weltmeisterschaft 2022 Dritter. Im Vergleich zu den letzten beiden Europameisterschaften, bei denen man jeweils im Achtelfinale scheiterte, sieht man in diesem Jahr aber noch Steigerungspotenzial.
Nach dem zweiten Platz in der Qualifikationsgruppe hinter der Türkei wurde die Mannschaft von Zlatko Dalic sowohl Italien als auch Spanien zugelost, lediglich Albanien scheint in Staffel B klar abzufallen. Auf welchem Platz Kroatien am Ende einläuft, könnte aber auch gar nicht entscheidend sein, denn die große Stärke des Teams in den letzten Jahren lag in den K.O.-Spielen. Im Zweifel muss auch mal das Elfmeterschießen herhalten, wie in Katar, wo man Japan und Brasilien auf diese Weise ausgeschaltet hat.
Mit einem 38-jährigen Luka Modric, dessen Spielzeit bei Real Madrid in diesem Jahr deutlich abgenommen hat und ohne einen echten Mittelstürmer bestehen bei den Kroaten zwar ein paar Fragezeichen, doch in einer guten Form gehören sie allemal zum erweiterten Favoritenkreis. Das Team von Zlatko Dalic zu unterschätzen, hat in den vergangenen Jahren bereits vielen großen Mannschaften sehr wehgetan.
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