Türkei entscheidet das Spiel spät in Überzahl gegen Tschechien und steht im Achtelfinale
Erst späte Entscheidung trotz Überzahl
Nach einer glanzlosen ersten Hälfte traf Calhanoglu kurz nach der Pause mit einem satten Rechtsschuss (51.) und ließ die vielen türkischen Fans im Volksparkstadion jubeln. Die Tschechen, die nach der frühen Gelb-Roten Karte für Antonin Barak (20.) über 70 Minuten in Unterzahl agierten, glichen zwar durch Tomas Soucek (66.) aus. Am Ende fehlte ihnen neben der Power aber auch das notwendige Spielglück. Cenk Tosun (90.+4) machte in einer wilden Schlussphase für die Türken alles klar, die Arena bebte.
Tschechien hätte einen Sieg benötigt, um ins Achtelfinale einzuziehen. Dort stehen nun die "Ay-Yildizlilar" (die Halbmond-Sterne), die sich mit sechs Punkten Platz zwei in Gruppe F sicherten. Am kommenden Dienstag geht es in Leipzig gegen Österreich. Tschechien, noch vor drei Jahren Viertelfinalist, erlebte dagegen eine herbe Enttäuschung.
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20.000 türkische Anhänger in Hamburg
"Wir wollen nicht nur unsere Fans glücklich machen, sondern die gesamte Türkei", hatte Calhanoglu vor dem Spiel gesagt und betont: "Jeder will Erfolg sehen."
Die immense Erwartungshaltung wurde auch in Hamburg begleitet von einer unglaublichen EM-Euphorie. Bei traumhaftem Wetter zogen nach Polizeiangaben über 20.000 Anhänger auf gleich drei Fanmärschen durch die Stadt, zündeten Bengalos und feierten schon vor dem Anpfiff eine riesige rot-weiße Party - die sich im Volksparkstadion nahtlos fortsetzte.
Zwar gehörte den Tschechen die Anfangsphase, sie suchten auch ohne ihren EM-Rekordtorjäger Patrik Schick (Wadenverletzung) sofort den Vorwärtsgang. Doch zu nennenswerten Chancen kamen sie nicht, die Türken standen sicher. Und wenn doch etwas durchkam, war Mert Günok zur Stelle.
Der abgefälschte Schuss von Lukas Provod (2.) stellte den türkischen Keeper ebenso wenig vor Probleme wie der Fernschuss von David Jurasek (15.). Brenzliger wurde es, als der Hoffenheimer Sekunden vor dem Seitenwechsel plötzlich allein vor dem türkischen Tor auftauchte. Günok parierte mit dem Oberkörper.
Kapitän sorgt für die Führung
Dennoch: Die Türken hatten deutlich mehr vom Spiel - scheuten aber zunächst das Risiko. Während die Tschechen nach dem berechtigten Platzverweis früh in den Seilen hingen, fehlte es bei Calhanoglu und Co. an der letzten Konsequenz. Mehr als einen 25-Meter-Versuch (13.) und einen abgeblockten Seitfallzieher (27.) jeweils von Supertalent Arda Güler bekamen die Türken vorne im ersten Abschnitt nichts zustande.
Doch dann drehte Calhanoglu auf. Der Spielmacher, dessen Karriere vor zehn Jahren beim HSV richtig Fahrt aufgenommen hatte, schoss die Türkei gleich mit seinem ersten Abschluss ins Glück.
Weil die Türken in der Folge aber zu sorglos mit ihren Chancen umgingen, kam Tschechien zurück ins Spiel. Soucek profitierte bei seinem Treffer von einem Fehler Günoks, der eine Flanke aus den Fingern flutschen ließ und so den Ausgleichstreffer erst ermöglichte. In der Folge rannte Tschechien wie wild an, die Türken wankten - und jubelten am Ende doch über den Siegtreffer.