Advertisement
Advertisement
Advertisement
Advertisement
Advertisement
Advertisement

Trotz "gutem Start": Rekordmann Neuer bleibt im Fokus

SID
Neuer nach dem EM-Spiel gegen Schottland
Neuer nach dem EM-Spiel gegen SchottlandProfimedia
Den neugierig-kritischen Blicken der Hundertschaft Reporter entzieht sich Manuel Neuer. Mit seinen Torhüterkollegen trainiert er im EM-Quartier in Herzogenaurach auf einem Nebenplatz, wer ihn dort am Montag beobachten will, braucht ein Fernglas und muss irgendwie an der riesigen Videotafel vorbeischauen, die beide Rasenflächen trennt. Im Blickpunkt steht Neuer dennoch: Als designierter EM-Rekordtorhüter - vor allem aber, weil er zuletzt ungewöhnliche Wackler zeigte.

Von Verunsicherung ist gleichwohl nichts zu spüren, als sich Neuer nach dem Training bei der Fragerunde zeigt. Er kommt lächelnd und leicht hüstelnd, kritische Fragen pariert er souverän. Die Debatte um seine Person, sagt er distanziert, "habe ich von außen betrachtet, ich habe nichts durchgelesen und mir darüber keine großen Gedanken gemacht." Das habe er "immer schon" so gehalten, wichtig sei ihm die Analyse "mit den Verantwortlichen" und das interne Vertrauensverhältnis: "Das", betont er, "ist sehr groß."

Freude über guten EM-Start

Nach den jüngsten Patzern im Trikot des FC Bayern oder der DFB-Auswahl in den beiden EM-Tests habe er einen "guten Start" ins Turnier gefunden, meint Neuer, "unabhängig davon, dass ich keine krassen Aktionen hatte". Schottland schoss im Eröffnungsspiel kein einziges Mal auf sein Tor, die von ihm mit organisierte Defensive aber, betont der 38-Jährige, sei "stabil" gewesen, das Eigentor von Antonio Rüdiger habe alle "geärgert, das ist ein gutes Zeichen".

Der zweite Gegner Ungarn am Mittwoch (18.00 Uhr/ARD und MagentaTV/Flashscore Audioreportage) in Stuttgart, mahnte Neuer, "wird nochmal 'ne andere Nummer". Dass Ungarn gegen die Schweiz (1:3) zwischenzeitlich noch einmal aufgekommen sei, sei "ein großes Warnsignal" für die DFB-Elf, "wir werden sie nicht unterschätzen".

Neuer zieht mit Buffon gleich

Neuer kommt dann eine Schlüsselrolle zu. Als Rückhalt im Tor, aber auch als "verlängerter Arm" von Julian Nagelsmann, wie er sich sieht. Wenn der Bundestrainer korrigieren will, holt er den Routinier bei Standards an den Spielfeldrand. Überhaupt genießt Neuer bei Nagelsmann hohes Ansehen. Der 36-Jährige nahm ihn in der aufgekommenen Debatte vehement in Schutz. Statistiken, die Neuers vermeintliche Schwäche belegten, "interessieren mich nicht", sagte Nagelsmann.

Neuer hält es ähnlich. "Für mich sind die Bilder spannend, nicht die Statistiken", sagt er, "weil jede Situation einzeln bewertet werden muss." Der Blick auf die Daten dürfe kein Maßstab sein dafür, "einen Torwart zu bewerten". Dabei hat Neuer durchaus eindrucksvolle Zahlen vorzuweisen: Mit seinem 17. EM-Einsatz wird er gegen Ungarn mit Rekordhalter Gianluigi Buffon gleichziehen, mit seinem 36. Spiel bei einem großen Turnier übertrumpft er die bisherige Europa-Bestmarke von Hugo Lloris (Frankreich).

"Mein Spiel anpassen"

Hat Neuer auch prägende Auftritte wie auf dem Weg zum WM-Triumph 2014 noch drauf? "Das Spiel hat sich verändert", sagt er, "nichts gegen unsere alten Weltmeister", aber die aktuelle Mannschaft habe "ein bisschen mehr Geschwindigkeit". Er sei daher kein "Sweeper-Keeper" mehr, nicht mehr "Manu, der Libero" - er versuche, "mein Spiel anzupassen".

Wie lange noch? In München läuft sein Vertrag bis 2025. Und beim DFB? "Das kann ich jetzt noch nicht verraten", meint er vielsagend, "aber ich werde mir auf jeden Fall meine Gedanken machen nach dem Turnier."

Gut möglich, dass Neuer seinen Platz für seinen "ewigen" Stellvertreter Marc-Andre ter Stegen räumt - und sich den Blicken endgültig entzieht.