"Traumfänger" Ralf Rangnick: Klare Kante und ein Tränchen zum Geburtstag
Ganz anders hatte sich der nun 66-Jährige am Freitag im österreichischen Fernsehen präsentiert. Mit dem Brandenburger Tor im Hintergrund, warnte der gebürtige Schwabe eindringlich vor dem Erstarken des Rechtsextremismus in Europa. "Gerade die Geschichte unserer beiden Länder, Österreich und Deutschland, in den letzten 100 Jahren sollte uns eigentlich Lehre genug sein", mahnte Rangnick im ORF 2. Wer das nicht verstanden habe, "dem kann man wirklich nicht mehr helfen".
Rangnick weckt Österreich auf
In Deutschland als "Fußballprofessor" verspottet oder als "Besserwisser" verunglimpft, hat Rangnick den kleinen Nachbarn wachgeküsst, der über Jahrzehnte belächelten Nationalmannschaft eine neue Mentalität und Spielweise implementiert. Der Standard feierte den Teamchef unlängst als "Traumfänger", Rangnick würde derzeit wohl Wahlen gewinnen, wenn man denn für ihn abstimmen dürfte.
Doch nicht nur die Alpenrepublik liegt Rangnick zu Füßen. Der englische Guardian, von der eigenen Mannschaft im Turnierverlauf freilich anderes gewohnt, schwärmte, der Fußball der Österreicher sei "just fantastic to watch", einfach zum Genießen. Auch das dürfte Rangnick, statistisch gesehen der schlechteste Teammanager in der Premier-League-Geschichte von Manchester United, runtergehen wie Öl.
Geschadet hat seinem Ansehen zudem sicher nicht, dass er dem FC Bayern einen Korb gegeben hat, um seinem "Herzen" zu folgen und seinen Vertrag in Österreich bis 2026 zu erfüllen. Seine Mannschaft ist bislang die positive Überraschung des Turniers ist, und der Architekt ist noch nicht fertig.
"Einen Prozess durchlaufen"
"Wir haben einen Prozess durchlaufen, gehen seit zwei Jahren diesen Weg", sagte Alaba, der nach seinem Kreuzbandriss als "Non Playing Captain" das Bindeglied zwischen Trainerteam und Mannschaft ist: "Es passt alles. Wir haben Spieler, die Spiele entscheiden, sind aber eine Einheit, die sehr speziell ist."
Noch ein Sieg im Achtelfinale am Dienstag (21 Uhr/MagentaTV) gegen die Türkei, und Österreich wird erstmals seit 1982 ein Turnier unter den besten acht Mannschaften beenden - mindestens, denn der Turnierbaum meint es gut mit dem ÖFB-Team.
Zum Match-Center: Österreich vs. Türkei
Zunächst aber zählt es in Leipzig, Rangnicks alter sportlichen Heimat. Auch mehrere seiner Spieler haben eine RB-Vergangenheit und kennen die Gegebenheiten bestens, darunter Marcel Sabitzer, Konrad Laimer und der aktuelle Leipziger Profi Christoph Baumgartner. "Es werden sehr viele Österreicher da sein", glaubt der Dortmunder Sabitzer. Und: Das ÖFB-Team weiß, wie es geht. 6:1 hieß es Ende März in einem Testspiel gegen die Türkei.