Niederlande in Not: Achtelfinale gegen Rumänien hat bereits Endspiel-Charakter
Der Kapitän beschwört "Leidenschaft" und "Siegeswillen", der Trainer muss Fragen zu seiner Zukunft beantworten: Vor dem EM-Achtelfinale gegen den selbstbewussten Außenseiter Rumänien herrscht bei den Niederländern leichte Krisenstimmung.
"Wir müssen die richtige Antwort finden, denn es geht um sehr viel", warnte Bondscoach Ronald Koeman seine Stars vor dem in München ausgetragenen Achtelfinale. Er warnte vor einem möglichen "Knock-out." Das "wollen wir natürlich nicht, aber das könnte passieren, wenn wir nicht besser spielen."
Die Gruppenphase endete für die Elftal mit einer ernüchternden 2:3-Niederlage gegen Österreich. Trotz vieler Stars setzte die niederländische Offensiv kaum Akzente, nur zwei Schüsse aufs gegnerische Tor entsprachen keineswegs den hohen Erwartungen. Zudem wirkte die Defensive schläfrig und ließ sich vom gegnerischen Pressing mehrfach überrumpeln.
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Erhöhte Spannung
Der Druck steigt. Auf die Frage, was es für seine persönliche Zukunft bedeuten würde, wenn man das Viertelfinale verpasst, antwortete Koeman genervt: "Ich glaube nicht, dass das im Moment eine Frage ist." Zwar fühle er sich "verantwortlich für die Leistung hier", aber noch sei man nicht ausgeschieden, konterte Koeman, der einen Vertrag bis zur Weltmeisterschaft 2026 besitzt.
Kapitän Virgil van Dijk ließ die Kritik am Trainer kalt, er richtete einen eindringlichen Appell an seine Teamkollegen. "Es war nicht die Taktik, bei der etwas schiefgelaufen ist. Es war vor allem der Siegeswille." Der Liverpool-Star wählte harte Worte: "Wenn wir etwas erreichen wollen, muss sich schleunigst etwas ändern." Auch sich selbst nahm der Abwehrchef in die Pflicht: "Ich weiß, dass ich es besser machen kann und sollte."
Es droht das böse Erwachen - wie 2021. Da war für Oranje im Achtelfinale an einem Außenseiter gescheitert. Die 0:2-Niederlage gegen die Tschechische Republik könnte Rumänien als Vorbild dienen. Immerhin beendeten die Osteuropäer Gruppe E auf dem ersten Platz. Und zwar ganz ohne große Stars.
Rumänische Hoffnung
Dementsprechend begeistert ist Trainer Eduard Iordanescu von seiner Mannschaft. Sie kenne "keine Grenzen. Diese Generation hat Seele und ein großes Herz", sagte er. Erinnerungen an die Goldene Generation um "Karpaten-Maradona" Gheorghe Hagi werden wach, als die Rumänen unter Trainer Anghel Iordanescu bei der WM 1994 erst im Viertelfinale gescheitert waren.
30 Jahre später tragen Iordanescu-Sohn Eduard und Hagi-Sohn Ianis die Hoffnungen - und der strotzt vor Selbstvertrauen. Das Weiterkommen sei nur "eine Überraschung für diejenigen, die uns nicht kennen", sagte Hagi jr. und fügte pathetisch an: "Was wir versprechen können, ist, dass wir für dieses Trikot sterben werden."
Teamnews: Gelbsperre sorgt für Sorgenfalten
Rumänien muss im Achtelfinale auf den gelbgesperrten Nicusor Bancu verzichten. Ein perfekter Ersatz steht Trainer Iordanescu nicht zur Verfügung. Eine Möglichkeit wäre es, den gelernten Rechtsverteidiger Vasile Mogos auf die linke Seite zu ziehen. Sogar eine taktische Umstellung kann nicht komplett ausgeschlossen werden.
In der Offensive hat der rumänische Nationaltrainer die Qual der Wahl. Mit Ianis Hagi, Dennis Man, Valentin Mihaila und Ianis Hagi bieten sich gleich vier Profis für die Flügelpositionen an.
Der niederländische Mittelstürmer Joshua Zirkzee hat sich von einer leichten Erkrankung erholt und stünde für einen Startelfeinsatz zur Verfügung. Aller Voraussicht nach muss sich der ehemalige Bayern-Profi jedoch mit einem Platz auf der Ersatzbank begnügen. Memphis Depay wird ihm gegenüber wohl den Vorzug erhalten.
Voraussichtliche Aufstellungen
Rumänien (4-1-4-1): Nita - Rati, Dragusin, Burca, Mogos - M. Marin - Hagi, R. Marin, Stanciu, Mihaila - Dragus
Niederlande (4-3-3): Verbruggen - Dumfries, De Vrij, Van Dijk, Ake - Schouten, Reijnders, Simons - Frimpong, Depay, Gakpo