Georgien feiert den Kraken-Keeper: Mamardashvili schreibt EM-Geschichte
"Wir waren das bessere Team, aber der Torwart hat uns gestoppt", klagte Tschechiens Patrik Schick. Sage und schreibe 26 Torschüsse feuerten der Mittelstürmer von Bayer Leverkusen und seine Mitspieler ab und gewannen am Ende doch nicht. Mehr als Schicks Treffer zum 1:1-Endstand sprang nicht heraus.
Was die Tschechen verzweifeln ließ, bedeutete für Georgien - besser gesagt für Mamardaschwili - einen neuen Rekord. Denn wie die SZ herausfand, wurde bei einer EM seit Beginn der Datenerfassung noch nie eine derart hohe Anzahl an Torschüssen abgegeben, ohne dass für das abfeuernde Team dabei ein Sieg heraussprang. Kein Wunder also, dass Georgiens EM-Novizen vor allem ihren Kraken-Keeper feierten. "Er hat fantastisch gehalten", sagte Nationaltrainer Willy Sagnol voller Bewunderung.
Szenekennern ist Mamardaschwili kein Unbekannter. Schließlich wäre der 23-Jährige vor einem Jahr um ein Haar beim FC Bayern gelandet, er war nach eigener Aussage sogar schon "auf der Suche nach einem Haus in München". Am Ende scheiterte der Deal aber am Geld, die kolportierten 35 Millionen Euro an Ablöse waren dem deutschen Rekordmeister unterm Strich zu viel. Mamardashvilis Leistungen tat das keinen Abbruch, er liefert seither Woche für Woche beim FC Valencia in Spanien ab.
DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus "versteht nicht", warum die Bayern ihn seinerzeit nicht verpflichtet haben. "Er wäre ganz sicher ein würdiger Vertreter von Manuel Neuer geworden", sagte Matthäus bei MagentaTV: "Da hat man einen sehr, sehr guten Torhüter nicht geholt."
Klub-Zukunft noch kein Thema
Inzwischen ist der 1,97 Meter große Hüne längst bei anderen europäischen Top-Klubs auf dem Zettel. Mamardaschwilis EM-Leistungen dürften den Preis weiter in die Höhe treiben. "Gute Spieler, die dir Titel holen, kosten eben mehr als 35 Millionen", so Matthäus lapidar.
Mit seiner Zukunft will sich Mamardashvili momentan aber nicht beschäftigen, sein voller Fokus gilt der EM. Die Georgier, das war am Wochenende in den Katakomben des Volksparkstadions deutlich zu spüren, sind noch nicht fertig. Das Gruppenfinale gegen das bereits für das Achtelfinale qualifizierte Portugal soll schließlich nicht das letzte Kapitel des georgischen EM-Märchens werden. Bei einem Sieg am Mittwoch winkt die K.o.-Runde. Mamardaschwili sei dank.
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