Entscheidung in Gruppe F: Darum kann Tschechien die Türkei schlagen
Die Offensive
Nachdem die Tschechen am ersten Spieltag gegen Portugal nur zu fünf Abschlüssen kommen konnten, zeigten sie gegen Georgien all ihre Offensivpower und kamen beim 1-1 zu 27 Abschlüssen, die einen Expected-Goals-Wert von 3.1 zur Folge hatten. Das heißt, dass Tschechien anhand der Qualität der Abschlüsse gegen Georgien etwas mehr als drei Tore hätte erzielen müssen.
Zum Match-Center: Tschechien vs. Türkei
Die 27 Abschlüsse der Tschechen gegen Georgien waren nach zwei gespielten Runden der Gruppenphase Höchstwert in einem Spiel, zudem brachte Tschechien 12 dieser 27 Schüsse auch auf das Tor der Georgier – ebenfalls Höchstwert in einem Spiel nach dem Abschluss des zweiten Gruppenspieltags bei der laufenden Euro. Aber die Offensivstärke der Tschechen spiegelt sich auch in anderen Zahlen wider.
In ihren zwei Spielen bei der Euro 2024 hatten die Tschechen vier Großchancen, 35 Ballaktionen im Strafraum des Gegners und einen Expected-Goals-Wert von 3.5. Gegen die Türkei muss Tschechien auf Patrik Schick verzichten, der gegen Georgien verletzt ausgewechselt werden musste. Auch wenn der Leverkusen-Legionär mit Sicherheit die größte Waffe im Sturm der Tschechen ist, konnten sie seine Abwesenheit stets gut abfedern.
Die Hoffnung der Fans der tschechischen Nationalmannschaft liegt nun in den anderen Offensivkräften allen voran natürlich Adam Hlozek, der wie Schick bei Bayer 04 Leverkusen unter Vertrag steht, aber auch Jan Kuchta, Mojmir Chytil und Tomás Chory.
Souček und Coufal – das Herzstück der Mannschaft
Die beiden Premier-League-Legionäre, die bei West Ham United unter Vertrag stehen, zeigen auch bei diesem Turnier, wie essenziell sie für das Team sind und insbesondere die Stürmer sind. So legte Coufal seinen Mitspielern in zwei Spielen sieben Schüsse vor – nach dem Abschluss des zweiten Gruppenspieltags hatten nur Dänemarks Christian Eriksen (11) und Joshua Kimmich (8) mehr Torschussvorlagen als Coufal. Zudem spielte der 29-jährige 21 Pässe in den gegnerischen Strafraum – geteilter Höchstwert mit Christian Eriksen nach den zwei Spieltagen dieser Europameisterschaft.
Tomás Souček verzeichnete in den zwei Gruppenspielen dieser Europameisterschaft 12 Ballgewinne – Höchstwert aller tschechischen Spieler, zudem kommt der West-Ham-Legionär auf eine Passquote von 87% - ebenfalls Höchstwert zusammen mit Tomás Holes (mind. 20 Pässe). Der Kapitän der tschechischen Nationalmannschaft ist mitunter einer der wichtigsten Bausteine im Team von Ivan Hasek und auf dem Platz omnipräsent.
Die Türkei gewann zwar im ersten Spiel gegen Georgien mit 3-1 und hat somit mit drei Punkten die besseren Karten im Kampf um den Aufstieg ins Achtelfinale, doch beim 0-3 gegen Portugal offenbarten sich die defensiven Schwächen der Türken, die auch schon am ersten Spieltag gegen Georgien sichtbar waren, durch den Sieg aber eher in den Hintergrund rückten.
In den zwei Spielen dieser UEFA-Europameisterschaft ließen die Türken 26 gegnerische Schüsse zu und kassierten vier Gegentore, zudem blieb die Mannschaft von Trainer Vincenzo Montella in den vergangenen acht Länderspielen nur einmal ohne Gegentor und kassierte dabei insgesamt 16 Gegentore (im Schnitt 2 pro Spiel). Bei Endrunden einer Welt- oder Europameisterschaft spielten die Türken in nur einem ihrer letzten 15 Spiele zu null – bei der EM 2016 gegen den kommenden Gegner Tschechien (2-0). In den übrigen 14 Partien kassierte die Türkei 28 Gegentore, darunter 12 in den letzten fünf solcher Spiele.
Zudem lässt die Türkei bei dieser Europameisterschaft pro Spiel im Schnitt 28 gegnerische Ballaktionen im eigenen Strafraum zu und 20 der insgesamt 26 Abschlüsse gegen die Türkei wurden aus dem Strafraum abgegeben (77%). Ein weiteres Problem für die Türkei könnte das hohe Pressing der Tschechen werden, in den zwei Spielen gegen Portugal und Georgien presste Tschechien den Gegner 194-mal mit hoher Intensität im Defensivdrittel des Gegners und gab 15 Schüsse nach Hohen Ballgewinnen ab.
Team-News: Kein Schick - kein Bardakci
Tschechien muss zum Abschluss der Gruppenphase auf Leverkusen-Angreifer Patrik Schick verzichten. Der wuchtige Stürmer verletzte sich im zweiten Spiel gegen Georgien an der Wade und wird damit sicher ausfallen. Gut möglich, dass Nationaltrainer Hasek erneut auf den eingewechselten Mojmir Chytil im Sturmzentrum setzt.
Bei den Türken verliert man eine Hälfte seines Innenverteidiger-Duos: Abdulkerim Bardakci sah gegen Portugal seine zweite gelbe Karte und fehlt damit zum Gruppenabschluss. Al-Ahli-Verteidiger Merih Demiral wäre hier die erwartete Eins-zu Eins-Lösung. Sollte Montella wert auf einen Linksfuß als Ersatz legen, wäre Ajax-Talent Ahmetcan Kaplan die Alternative. Nach nur 20 Minuten im zweiten Spiel, dürfte auch ein ausgeruhter Arda Güler zurückkehren.
Voraussichtliche Aufstellungen
Tschechien (3-4-3): Stanek - Holes, Hranac, Krejci - Coufal, Provod, Soucek, D. Jurasek - Cerny, Chytil, Hlozek
Türkei (4-2-3-1): Bayindir - Müldür, Akaydin, Demiral, Kadioglu - Ayhan, Calhanoglu - Güler, Kökcü, Yildiz - Yilmaz