EM 2024: Italien im Fokus - Titelverteidiger im Krisenmodus
QUALIFIKATION UND AUSLOSUNG
Italien tritt bei der EM 2024 in Gruppe B an. Dort trifft man auf Albanien, Spanien und Kroatien.
Die Italiener haben eine herausfordernde Qualifikation hinter sich. Schnell stellte sich heraus, dass England die Qualigruppe dominieren würde. Zudem präsentierte sich die Ukraine als nahezu ebenbürtiger Gegner. Am letzten Spieltag erzitterte sich die Squadra Azzurra ein 0:0-Unentschieden gegen den Verfolger und sicherte sich dadurch den wichtigen zweiten Rang.
VIDEOSPIELVERBOT
Keinen Spaß versteht Luciano Spalletti, wenn es um die Nazionale geht. Die Spieler müssen, so verkündete der Trainer des Titelverteidigers öffentlichkeitswirksam in einem Interview, "die Playstation zu Hause lassen". In seinem Team müsse man hochkonzentriert sein, betonte der 65-Jährige, "da blödelt man nicht herum."
Denn schließlich hat der letztjährige Meistermacher der SSC Neapel große Ziele: "Wir wollen bei der EM in Deutschland siegen." Seine Diagnose vor dem Turnier: "Wir haben Potenzial, mit den Besten mitzuhalten. Aber meine Spieler müssen besser werden."
SKANDALE
Eben war er noch das Wunderkind, das Italiens Fußball-Zukunft prägen sollte. Sandro Tonali, den saudischen Besitzern von Newcastle United inklusive Boni rund 80 Millionen Euro wert, sollte die Squadra Azzurra zu neuem Ruhm führen. Doch dann nahm sich "Mister 80 milioni" selbst aus dem Spiel. Illegale Wetten auf Fußball, eine zehnmonatige Sperre, Geldstrafen, die Auflage, sich einer Therapie gegen Spielsucht zu unterziehen - bei der EURO fehlt der Hoffnungsträger.
Auch Abwehrspieler Francesco Acerbi schien raus. Spalletti schickte den 36-Jährige von Inter Mailand vor der USA-Reise im März nach Hause, weil er seinen Gegenspieler Juan Jesus rassistisch beleidigt hatte - das behauptete der Brasilianer. Ein Sportrichter sprach Acerbi frei, der Vorwurf lasse sich nicht beweisen.
Er sei "missverstanden" worden, betonte der Verteidiger. Auch Spalletti begnadigte ihn - ebenso wie Nicolo Fagioli, der gerade erst eine siebenmonatige Sperre wegen eines Wettskandals abgesessen hat.
Euer Guide zur EM 2024: Alle wichtigen Infos auf einen Blick
EM-HELD
Zweimal Matchwinner im Elfmeterschießen, als erster Torwart bester Spieler des Turniers, nebenbei neuer Zu-Null-Rekordhalter - bei der EURO 2021 schrieb Gianluigi Donnarumma Fußballgeschichte. Der damals 22-Jährige war nach dem Triumph in Wembley ganz oben.
Drei Jahre später ist der Glanz verblasst. Zwar wurde er zum besten Torhüter der französischen Liga gewählt, doch der Nachfolger der legendären Dino Zoff, dessen Rekord er brach, und Gianluigi Buffon steht immer wieder in der Kritik - vor allem bei Paris St. Germain.
Er sei "ein Riese, der, wenn er die Arme ausstreckt, drei Meter groß ist, aber nie herauskommt", schimpfte der ehemalige Weltmeister Emmanuel Petit über den 1,96-m-Hünen und dessen Schwächen bei Flanken. Andere beklagen seine eklatanten Mängel im Spielaufbau. Die Azzurri brauchen einen Donnarumma in der Form, die ihn zum EM-Helden machte.
Doch damals halfen ihm noch Leonardo Bonucci und Giorgio Chellini, die mit Buffon ein legendäres Abwehrbollwerk gebildet hatten. Das Duo räumte nicht nur fast alles ab, sondern bügelte auch die eine oder andere Unsicherheit des Keepers aus. Jetzt wird Donnarumma noch mehr im Mittelpunkt stehen - nicht nur im Elfmeterschießen.
IDOLE
Roberto Baggio, Francesco Totti, Alessandro Del Piero oder Gianni Rivera. Die Azzurri erhalten in ihrem EM-Camp in Iserlohn moralische Unterstützung einiger Altstars. "Sie werden uns mit ihrer Erfahrung bereichern und von ihren Erfolgen erzählen. Das wird uns anspornen", sagte Spalletti und freute sich besonders auf einen: "Rivera habe ich eingeladen, weil er der Stürmer meiner Zeit war." Sein Team wird während der EURO im Hotel Vier Jahreszeiten wohnen und im Hemberg-Stadion trainieren.