Achtelfinale zwischen Frankreich und Belgien - Zwei Mitfavoriten auf Formsuche
Didier Deschamps war sich nicht sicher: Sollte er sich über das Los freuen? "Sie sind eine der großen Mannschaften bei dieser Europameisterschaft", erläuterte der französische Nationaltrainer seine Sichtweise: "Sie haben ihre Gruppe als Zweiter beendet, sie hatten ein paar Probleme. Aber vom Potenzial her sind sie ein enorm starkes Team."
Eines jedenfalls steht fest: "Es wird ein großartiges Achtelfinale - für uns und für sie", stellte Deschamps fest. Beide Nationen sind durch eine langjährige, keineswegs feindselige Rivalität miteinander verbunden.
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Erschreckend harmlose Offensive
Sorgen bereitet den Franzosen aktuell die fehlende Effizienz. Obwohl Frankreich in der Gruppenphase die viertmeisten Torschüsse aufs gegnerische Tor abfeuerte, erzielte der Vize-Weltmeister nur zwei Treffer. Traurige Randnotiz: Aus dem Spiel heraus waren die Franzosen noch gar nicht erfolgreich.
Ein Eigentor durch den Österreicher Maximilian Wöber, ein von Kylian Mbappe verwandelter Strafstoß: Davon abgesehen blieb der Titelkandidat erschreckend harmlos.
Schlechte Stimmung gibt es trotz der durchwachsenen Vorrunde keine. Die Stimmung im französischen Team-Camp sei bestens, berichtete Abwehrspieler Ibrahima Konate am Samstag: "Jeder ist froh, hier zu sein. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir Fußballer sind. Im Alltag lebt die Gruppe sehr gut zusammen. Wenn ich die Trainingseinheiten sehe, die Mahlzeiten, dann sehe ich keine Probleme. Man muss zusammenhalten und entschlossen sein."
Gegen das benachbarte Belgien befindet sich der zweifache Europameister (1984, 2000) ohnehin in der Favoritenrolle. Fünf der letzten zehn Aufeinandertreffen gewann Frankreich (3 Unentschieden, 2 Niederlagen), bei einem großen Turnier hat man noch kein einziges Mal gegen die Roten Teufel verloren.
Belgier im Clinch mit den eigenen Fans
Zudem sind die Belgier noch nicht im laufenden Turnier angekommen. Trainer Domenico Tedesco hatte sich im abschließenden Gruppenspiel gegen die Ukraine (0:0) für eine ausgesprochen defensive Herangehensweise entschieden. Die Folge war ein ereignisarmes Spiel, welches die Unzufriedenheit der Fans kaum besänftigte. Nach dem Schlusspfiff brach ein Pfeifkonzert über Kevin de Bruyne und seine Teamkollegen hernieder.
Kapitän De Bruyne ließ sich die Kritik nicht gefallen. Anstatt dem eigenen Anhang zu applaudieren, versammelte er die Mannschaft kurzerhand im Mittelkreis.
"Ich kann verstehen, dass die Leute wollen, dass wir gewinnen", sagte er danach: "Aber wenn ich bei einem Eckball in der letzten Minute den Ball nicht kurz, sondern lang spiele und einen Konter einleite, dann treffe ich eine falsche Entscheidung und man bringt mich um. Manchmal muss man Risiko gehen und manchmal muss man schlau sein."
Coach Tedesco pflichtete dem Spielmacher bei: "Wichtig war, dass wir uns für die nächste Runde qualifizieren", stellte der Deutsch-Italiener fest: "Die Pfiffe müssen wir akzeptieren, aber meine Spieler verstehen sie nicht."
Teamnews: Keine großen Sorgen
Echte Sorgen hat Deschamps vor dem Achtelfinale gegen Belgien nicht. Kylian Mbappe hat sich von seinem Nasenbeinbruch ausreichend erholt und steht den Franzosen dank Spezialmaske erneut zur Verfügung.
Beim Vize-Weltmeister wird es im Vergleich zum 1:1-Unentschieden gegen Polen wohl kaum Wechsel geben. William Saliba könnte in der Innenverteidigung eventuell Platz für Ibrahima Konate machen. Bradley Barcola dürfte aus der Startelf rutschen, um Platz für Antoine Griezmann zu machen.
Domenico Tedesco muss aller Voraussicht nach auf die beiden Routiniers Axel Witsel (Adduktoren) und Thomas Meunier (Oberschenkel) verzichten. Realistische Chancen auf einen Platz in der Startelf hatte das Duo aber ohnehin nicht.
Offen bleibt, für welchen offensiven Flügelspieler sich der belgische Nationaltrainer entscheidet. Jeremy Doku, Dodi Lukebakio und Leandro Trossard sind allesamt eine Option für die Anfangsformation - offen sind allerdings nur zwei Plätze.
Voraussichtliche Aufstellungen
Frankreich (4-3-3): Maignan - Kounde, Upamecano, Saliba, T. Hernandez - Tchouameni, Kante, Rabiot - Dembele, Mbappe, Griezmann
Belgien (4-3-3): Casteels -Castagne, Faes, Theate, Vertonghen - Castagne, Tielemans, Onana, De Bruyne - Doku, Lukaku, Trossard