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Geld gegen Charme: Warum spielen DFB Pokal-Underdogs nicht in ihrem Heimstadion?

Flashscore/SID
Phönix Lübeck muss für das große Erstrundenduell mit Borussia Dortmund in den Hamburger Volkspark umziehen.
Phönix Lübeck muss für das große Erstrundenduell mit Borussia Dortmund in den Hamburger Volkspark umziehen.Profimedia
So richtig glauben, sagt Rechtsverteidiger Corvin Bock vom Regionalligisten 1. FC Phönix Lübeck, kann er das alles noch nicht. 48.000 Zuschauer im Hamburger Volksparkstadion, Champions-League-Finalist Borussia Dortmund zu Gast, das Spiel des Lebens vor der Brust: Für den 25-Jährigen und einen ganzen Verein geht in der 1. Runde des DFB-Pokals ein Traum in Erfüllung.

"Das wird einfach geil", betont Bock vor der Partie am Samstag (18.00 Uhr/Sky): "Das wird etwas ganz anderes im Vergleich zu dem, was wir sonst gewohnt sind." Und das ist noch untertrieben. Denn der Alltag in Lübeck sieht so aus: Am vergangenen Samstag, bei der Pokal-Generalprobe gegen den VfB Oldenburg (3:1), kamen genau 412 Zuschauer in den heimischen Bunianshof. Das liegt im Schnitt der Vorsaison. Der Kracher gegen den BVB ist für die Lübecker, wie auch für viele andere Amateurklubs im DFB-Pokal, daher ein (wohl) einmaliges Erlebnis.

Doch dafür bedurfte es eines Umzugs, der nicht jedem gefällt. Die eigenen Heimspielstätten kamen aus Kapazitäts- und Sicherheitsgründen nicht in Frage, die Verhandlungen mit Stadtrivale VfB Lübeck über eine Verlegung ins Stadion an der Lohmühle scheiterten. Am Ende mietete sich Phönix im Hamburger Volksparkstadion ein - was jedoch den HSV-Fans sauer aufstieß.

"Bei Donezk noch auf Wohltäter gemacht. Bei Phönix nur an die Asche gedacht. Unser Stadion ist kein Airbnb, ihr Geier!", schrieben die Ultras auf ein Banner, das beim Zweitligaspiel gegen Hertha BSC (1:1) ausgerollt worden war. Schon für die Champions-League-Spiele des ukrainischen Topklubs Shakhtar Donezk hatte der HSV seine Heimspielstätte an einen "fremden" Verein vermietet.

Für viele Amateurklubs in Deutschland ist ein Umzug die einzige Option, um Spiele dieser Dimensionen auszurichten. Oberligist TSV Schott Mainz empfängt Zweitligist Greuther Fürth im Bruchwegstadion, Regionalligist Teutonia Ottensen trägt sein Erstrundenduell gegen Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98 wie im Vorjahr am Millerntor-Stadion des FC St. Pauli aus.

David gegen Goliath bleibt attraktiv

Doch ob Umzug oder nicht: Die Außenseiter wittern wie jedes Jahr ihre Chance und hoffen auf eine Überraschung. "Wir wissen, dass wir der klare Underdog sind, trotzdem können wir die Sensation vielleicht schaffen", sagte Till Pleuger, Geschäftsführer des TSV Schott. Die Mainzer sind zusammen mit Neuling VfV Hildesheim (gegen die SV Elversberg), der TuS Koblenz (gegen den VfL Wolfsburg) und dem VfR Aalen (gegen Schalke 04) das klassentiefste Team der neuen Pokalsaison.

Für Phönix Lübeck ist es derweil nach 48 Jahren Abstinenz der zweite Auftritt im DFB-Pokal, ein solches Event sei aber "Neuland" für den Verein, teilten die Lübecker mit. Für Bock hat das Spiel durch den Umzug nach Hamburg unterdessen eine ganz besondere Bedeutung - er ist Fan des BVB und des HSV.