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"Teilweise Harakiri": FC Bayern im Kampf gegen die Selbstzweifel

SID/Flashscore
Harry Kane und Joshua Kimmich bei der 1:4-Pleite gegen Barcelona.
Harry Kane und Joshua Kimmich bei der 1:4-Pleite gegen Barcelona.GONGORA/NurPhoto/NurPhoto via AFP
Der FC Bayern bekommt von Hansi Flicks Barcelona erstmals in dieser Saison seine Grenzen aufgezeigt - und bemüht sich bei aller Selbstkritik weiter um Ruhe.

Vincent Kompany versorgte noch die erste große Wunde seiner Zeit als Münchner Trainer, da schwappte ihm die volle Ladung des bajuwarischen Selbstverständnisses entgegen. "Wir sind der FC Bayern!", rief Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen der versammelten Bayern-Familie bei seiner Bankettrede nach dem bitteren Wiedersehen mit Ex-Trainer Hansi Flick zu.

Heißt: Bloß keine Panik. "Das Wichtigste ist", sagte Dreesen, "in solchen Momenten zusammenzustehen."

Kimmich kritisiert: "Teilweise Harakiri"

Solche Momente wie an diesem Mittwochabend hatte es unter Kompany jedoch bislang nicht gegeben. Das 1:4 beim FC Barcelona war eben so bitter, weil es verdient war. Kein unglücklicher Punktverlust trotz Dominanz wie vor der Länderspielpause. Nein, den Bayern wurde von Barcelona erstmals in dieser Saison die Grenzen aufgezeigt. "Das ist", sagte Dreesen, "sicherlich ein Abend, den wir uns anders vorgestellt haben."

Zumal sich die Mannschaft für das Wiedersehen mit Sextuple-Coach Flick "sehr viel vorgenommen" hatte, wie Joshua Kimmich verriet. Stattdessen aber habe man sich "selbst im Weg" gestanden. Zu unsauber mit dem Ball, zu fehlerbehaftet dagegen, schon war es vorbei mit der Traumserie gegen die Katalanen, die die Bayern zuvor sechs Spiele in Folge (meist deutlich) besiegt hatten. "Es war", konstatierte Kimmich, "teilweise Harakiri, was wir gemacht haben".

Statistiken Barca vs. Bayern.
Statistiken Barca vs. Bayern.Opta by StatsPerform

Doch aus der Selbstkritik auch Selbstzweifel werden zu lassen, das wollten die Bayern an diesem Abend mit aller Macht verhindern. Der Glaube an Kompanys Idee ist unerschütterlich - auch beim Trainer selbst. "Es ist normal, dass du als Top-Mannschaft mit deinem Weg Erfolg suchst", entgegnete der Belgier der erneuten Frage nach seinem System trocken.

Barca habe es mit einer gleichermaßen risikobehafteten Spielweise schließlich genauso gemacht, nur eben mit wesentlich mehr Ertrag.

Match-Center: FC Barcelona vs. Bayern München

Effizienz siegt

Gerade die Offensivreihe um Dreierpacker Raphinha und Torschütze Robert Lewandowski hatte sich am Mittwoch eiskalt präsentiert. Auch, weil die Münchner Defensive mitunter desaströs agierte. Entsprechend habe die Mannschaft natürlich nicht "alles richtig gemacht", sagte Sportvorstand Max Eberl, "ich rede nichts schön, wir haben verdient verloren". Aber: "Wir verteidigen das, was wir tun, weil wir davon überzeugt sind."

Dass dieser enttäuschende Abend aber doch den ein oder anderen Kratzer hinterlassen hatte, war vor allem Eberl anzumerken. "Mach den Trainerschein, dann kannst du es besser machen", entgegnete er dünnhäutig auf eine Frage nach der Leistung der Abwehr. Es sei, motzte der Sportchef, "billig" jetzt wieder über die Defensive zu reden. Man wolle die Bayern "auseinanderdividieren. Und das lassen wir nicht zu. Es wird von uns nicht an irgendeinem herumgenörgelt."

Kompany gab sich derweil deutlich ruhiger. Es gebe "null Ausreden, nur eine deutliche Niederlage", sagte er, aber: "Wir werden zusammenstehen und aus diesem Spiel lernen, das wird jetzt nicht unsere Saison entscheiden." Es macht sie vorerst aber komplizierter. Zumindest in der Königsklasse, in der das größte Saisonziel, das "Finale dahoam 2.0", alles andere überragt.

Vincent Kompany (r.) verzichtete auf unnötige Ausreden.
Vincent Kompany (r.) verzichtete auf unnötige Ausreden.ČTK / imago sportfotodienst / Siu Lau

Der aktuelle 23. Tabellenplatz würde jedenfalls gerade so noch für das Erreichen der Zwischenrunde genügen. Grund zur Sorge? Natürlich nicht. "Wir können immer noch unter die ersten Acht kommen und das ist auch unser Ziel", betonte Dreesen. Man müsse ab jetzt einfach "alle Spiele gewinnen", forderte Kimmich - angefangen mit jenem am 6. November gegen Benfica Lissabon.

Und bis dahin? "Lernen", sagte Eberl knapp. Bloß keine Panik.