Norwegische Tormaschine - Haalands erster Trainer im Exklusiv-Interview

Die glanzvolle Karriere von Erling Haaland hat einem beschaulichen Städtchen in Norwegen begonnen. Rund 13.000 Einwohner fasst das an der Südküste gelegene Bryne. Hier wurde sein Vater Alf-Inge geboren, hier machte Haaland seine ersten Schritte - privat und als Fußballer. 

"Erling hat in seiner Jugend nichts anderes als unseren Verein kennengelernt. Aber ich glaube, die Art und Weise, wie wir gearbeitet haben, ist ihm sehr entgegengekommen", erinnert sich sein ehemaliger Trainer Berntsen im Podcast von Livesport Daily an die Anfänge des mittlerweile weltweit gefürchteten Torjägers.

"Für andere Kinder ist es vielleicht besser, in der Akademie eines großen Vereins zu sein. Manche Spieler entwickeln sich in einem solchen Umfeld großartig. Aber für andere ist es angenehmer, in einem kleineren Verein zu sein. Auch von dort aus können sie es an die Spitze schaffen", erzählt Berntsen.

Haaland sei in einem ruhigen, familiären Umfeld aufgewachsen. Für den jungen Erling sei das sehr hilfreich gewesen. Er habe sich ohne großartigen Leistungsdruck entfalten "und den Fußball genießen" können.

Dennoch sei Berntsen rasch klar geworden, dass eines Tages "große Vereine" beim Fußballverein in Bryne anklopfen würden. Erlings Talent sei unübersehbar gewesen.

Bevor endlich ein Großverein angeklopft hat, hat sich Haaland einen unbändigen Ehrgeiz angeeignet. Niemand habe ihn zu etwas gedrängt - trotzdem arbeitet er schon in jungen Jahren hart an seiner künftigen Karriere. Er achtete auf seine Ernährung, begegnete Teamkollegen und Gegenspieler mit großem Respekt - und verweigerte auch keine zusätzliche Trainingseinheit. 

"Er ist sehr talentiert, aber er hat auch viel trainiert", bestätigt Berntsen.

Match-Center: Manchester City vs. Sparta Prag

Haaland musste "gebremst" werden

Manchmal allerdings zu viel. "Man muss solche Spieler dazu zwingen, sich auszuruhen, ein paar Stunden frei zu haben, sich zu entspannen. Bei den Besten von ihnen ist das ganz normal", erklärt Haalands ehemaliger Jugendcoach: "Sie haben immer Spaß am Fußball, wollen den Ball spüren, trainieren. Es ist ihre große Leidenschaft. Als Trainer muss man das manchmal bremsen." 

Es gibt viele talentierte Fußballer. Doch nicht jeder von ihnen bringt den Fleiß und die Ausdauer mit, um sich auf allerhöchstem Niveau durchzusetzen. Doch Haaland wurde schon früh an den Erwachsenen-Fußball gewöhnt: "Wir haben von Anfang an mit Abseits gespielt. Um ihm beizubringen, wie er sich bewegen soll."

Haaland verfügte über tolle Gene, perfekte körperliche Voraussetzungen und ein unbestrittenes Talent. Doch Berntsen glaubt, dass ihm sein Umfeld am meisten dabei geholfen hat, ein Weltstar zu werden: "Wir leben in einer Gegend mit sauberer, frischer Luft. Im Süden Norwegens. Keine große Umweltverschmutzung, eine landwirtschaftlich geprägte Gegend. Wir haben hier eine Menge guter Bio-Lebensmittel - Fisch, Fleisch und Gemüse."

2017 wechselte Haaland von Bryne zum norwegischen Traditionsverein Molde FK, wo er seine ersten Gehversuche im Erwachsenenfußball machte. Er festigte seinen Status als eines der größten Talente Europas. Das wurde auch in Salzburg bemerkt, anschließend bei Borussia Dortmund. Im Sommer 2022 wagte er schließlich den Sprung zu Manchester City.

Angebote gab es aber auch von anderen Vereinen: "Die gesamte Familie Haaland hat damals eine sehr gute Entscheidung getroffen", urteilt Berntsen: Sie wussten genau, was sie tun. Sie haben sich viele Gedanken gemacht." Man habe nach einem Arbeitgeber gesucht, "bei dem Erling genügend Spielzeit bekommt und wo gute Bedingungen herrschen." 

Unglaubliche Torquote

Haalands Torschnitt in Ligaspielen ist einzigartig. In Österreich erzielte er in 16 Ligaspielen 17 Tore. In 67 Partien in der deutschen Bundesliga scorte er 62-mal. Die englische Premier League ist für den Skandinavier ebenfalls ein gefundenes Fressen, was 73 Treffer in bislang 74 Einsätzen bezeugen. "Er hat immer Tore geschossen, in jeder Altersklasse. Es war klar, dass das so weitergehen würde", meint Berntsen.

Wie also soll Sparta Prag am Mittwoch mit der norwegischen Tormaschine umgehen? "Versucht, ihn zu stoppen! Mehr kann ich nicht raten." Bernsten lächelt: "Ich werde keine Ratschläge geben, ich bin sicher, Sparta hat gute Trainer, die einen Plan haben." 

Abschließend erklärt Erlings erster Trainer: "Wenn er einmal den Ball hat, ist es schwierig, ihn zu stoppen." Schwierig? Vielleicht sogar unmöglich.