CL Vorschau: Real wieder die Endstation? City kämpft gegen bösen Fluch
Im Rückspiel zwischen den beiden Ex-Bayern-Trainern Pep Guardiola und Carlo Ancelotti riecht es nach einer ausgeglichen Begegnung und purer Spannung. Mehr kann dem neutralen Fußballerherz eigentlich nicht geboten werden.
In der Premier League ist City bereits zum großen Dominator aufgestiegen und visiert den fünften Titel in den vergangenen sechs Jahren an. In der UEFA Champions League ist Guardiola hingegen einiges schuldig geblieben.
Was auch viel mit Angstgegner Real zu tun hat. Wie schon im Vorjahr könnten die Galaktischen im Halbfinale zur Endstation für die Skyblues werden. Anlass genug, um einen detaillierten Blick auf einige Aspekte zu werfen, die dieses glorreiche Duell mit so mit sich bringt.
Der ewige Stolperstein
Manchester City ist in zwei der letzten drei Halbfinals der UEFA Champions League ausgeschieden, beide Male gegen Real Madrid (2015/16 und 2021/22). Sollten die Citizens auch am Mittwoch an den Königlichen scheitern, wäre es das erste Mal, dass eine Mannschaft dreimal im Halbfinale gegen dieselbe Mannschaft ausscheidet.
Reals Furcht vor dem Etihad
Manchester City verlor nur eine der letzten fünf Begegnungen mit Real Madrid in der UEFA Champions League, dreimal konnte die Mannschaft von Pep Guardiola das direkte Duell für sich entscheiden. Außerdem konnte Real Madrid die vier letzten Auswärtsspielen im Etihad Stadium allesamt nicht gewinnen (zwei Unentschieden, zwei Niederlagen).
Ein Sieg in Manchester wäre für Real ohnehin ein Novum. Das einzige Team, gegen das die Madrilenen auswärts im Meistercup bzw. der UEFA Champions League öfter antraten, ohne dabei auch nur ein einziges Mal zu gewinnen, ist der AC Milan (zwei Unentschieden, fünf Niederlagen).
Schlagen die England-Killer wieder zu?
Was spricht also für Real Madrid? Die gute Bilanz gegen englische Teams in dieser Saison vielleicht? zunächst kickte Real im Achtelfinale den FC Liverpool, anschließend im Viertelfinale den FC Chelsea aus dem Bewerb.
Die Reisen auf die Insel beendete man dabei stets mit überzeugenden Siegen. An der Anfield Road fügte man Klopps Liverpool die höchste Heimniederlage in der Champions-League-Historie hinzu (5:2 für die Madrilenen). Das Rückspiel an der Stamford Bridge gewann man ebenfalls in überzeugender Manier (2:0).
City zu Hause eine Macht
Diesem kleinen Erfolgslauf steht eine imposante Serie gegenüber: Manchester City ist seit 25 Heimspielen in der UEFA Champions League ungeschlagen, 23 Spiele konnte man gewinnen. Die letzte Heimniederlage kassierte man im September 2018 gegen Olympique Lyon.
Nur zwei Mannschaften blieben in der Geschichte der UEFA Champions League vor eigenem Publikum länger ungeschlagen: Der FC Barcelona mit 38 Spielen (2013 bis 2020) und Bayern München mit 29 Spielen (1998 bis 2002).
Carlo Ancelotti bricht Ferguson-Rekord
Für Carlo Ancelotti ist es das 191. Spiel als Trainer in der UEFA Champions League, womit er Sir Alex Ferguson als Rekordtrainer in der Königsklasse überholt. Außerdem wird es Ancelottis 50. Spiel als Trainer von Real Madrid in der Champions League sein.
Damit ist er neben Pep Guardiola (73 Man City, 50 Barcelona) erst der zweite Trainer, der mindestens 50 Spiele mit zwei Teams absolvierte (73 mit Milan).
Die Vollstrecker: Haaland und Vinicius
Guardiolas Starstürmer Erling Haaland erzielte in 28 Einsätzen in der UEFA Champions League sagenhafte 35 Treffer. Im Hinspiel allerdings sah der Norweger nur selten Land. Die Manndeckung von Antonio Rüdiger klappte ausgezeichnet, Haaland brachte nur zwei Schüsse aufs gegnerische Tor.
Reals defensive Stabilität war also der Schlüssel zum völlig verdienten Unentschieden gegen die im Vorfeld favorisierten Engländer.
In der Offensive sorgte Vinícius Júnior für die entscheidenden Akzente. Er war in dieser Saison in elf Einsätzen in der UEFA Champions League bereits an zwölf Toren direkt beteiligt (sieben Tore, fünf Assists). Im Estadio San Bernabeu brachte er Real in der 36. Minute mit einem schönen Fernschuss in Führung.
Der Brasilianer war in dieser CL-Saison außerdem an den meisten Spielzügen aus dem Spiel heraus beteiligt, welche zu Toren (14) oder Schüssen (76) führten.
Die Spielmacher: Grealish, Kroos und Modric
Kein Spieler war in dieser Champions-League-Spielzeit an mehr Schüssen nach einer Ballmitnahme von fünf Metern oder mehr direkt beteiligt als Jack Grealish.
23-mal gelang es ihm, dieser athletisch und technisch anspruchsvollen Spielweise Schussaktionen folgen zu lagen. 8-mal zog er selbst, 15-mal bereitete er eine Offensivaktion vor.
Von den Spielern, die in dieser Saison mindestens 500 Minuten in der Königsklasse in den Beinen haben, sind die Real-Routiniers Toni Kroos (24 %) und Luka Modric (22 %) jene beiden Spieler, die den höchsten Anteil an „line-breaking“-Pässen gespielt haben.
Als solche gewertet werden Zuspiele, welche mindestens eine komplette Pressinglinie des Gegners überwinden.
Zum Match-Center: City vs. Real
Team-News: Camavinga wieder fit
Eduardo Camavinga ist trotz verletzungsbedingter Auswechslung gegen Getafe wieder fit – damit steht Reals kompletter Kader zur Verfügung. Auch Eder Militao ist nach Gelbsperre im Hinspiel wieder einsatzfähig.
Manchester City hatte nur einen Tag weniger Vorbereitungszeit als Real. De Bruyne, Grealish, Stones und Bernardo Silva wurden beim 3:0-Auswärtserfolg gegen Everton am Sonntag alle geschont. Pep Guardiola wird also wohl auf dieselbe Startaufstellung wie im Hinspiel setzen.
Einzig Nathan Aké ist wegen einer Muskelverletzung voraussichtlich nicht einsatzfähig.
Voraussichtliche Aufstellungen:
ManCity (3-4-2-1): Ederson – Walker, Dias, Akanji – Silva, Rodri, Stones, Grealish – Gündogan, De Bruyne – Haaland
Real (4-3-3): Courtois – Carvajal, Militao, Alaba, Camavinga – Modric, Kroos, Valverde – Rodrygo, Benzema, Vinicius Jr.
Flashscore-Prognose: Erfahrung setzt sich durch
Am Ende ist Real Madrid immer noch die Champions League-Mannschaft schlechthin. In der Königsklasse können die Galaktischen immer ein paar Schippen draufzulegen und schließlich entgegen aller Erwartungen zu triumphieren.
Brutale Effizienz, bei der auch nur die kleinste Chance eiskalt genutzt wird, ist das Erfolgsrezept. Auch gegen Manchester City könnte das funktionieren, insofern der Abwehrriegel dichthält. Ancelottis Truppe ist ein eingespieltes Team, das nach einer sehr engen Partie als Sieger hervorgehen könnte. Unser Tipp: 2:1 für Madrid nach Verlängerung.