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BVB-Boss Watzke kann nicht schlafen: "Unfassbare Eruption der Gefühle"

SID
Aktualisiert
Hans-Joachim Watzke bejubelte mit Sebastian Kehl den Einzug des BVB ins Halbfinale der Königsklasse.
Hans-Joachim Watzke bejubelte mit Sebastian Kehl den Einzug des BVB ins Halbfinale der Königsklasse.AFP
In einer berauschenden Ballnacht voller schwarz-gelber Magie feierten die Helden von Borussia Dortmund wie verrückt - und Hans-Joachim Watzke starrte nur noch fassungslos an seine Zimmerdecke. "Ich war um vier Uhr im Bett", sagte der Boss von Borussia Dortmund dem SID nach einer "unfassbaren Eruption der Gefühle": Er habe "vor lauter Adrenalin in den Adern noch eine Stunde gebraucht, um einzuschlafen."

Sie alle hatten sich im Königssaal des deutschen Fußballs in den Armen gelegen, kunterbunt vom Finale geträumt, in der Kabine gegrölt, "auch mal ein Radler" auf die Rückkehr in den europäischen Hochadel getrunken, wie Torhüter Gregor Kobel verriet. Der sagenhaft starke Marcel Sabitzer, Mats Hummels nach seiner wilden Achterbahnfahrt, der herausragende Julian Brandt. Niclas Füllkrug zeigte energisch die Richtung an: "Jetzt gibt es nur noch ein Ziel - Wembley!"

Tatsächlich: Der BVB kann in einer höchst kuriosen Saison, in der er unter den besten vier Mannschaften Europas, aber nur unter den besten fünf Mannschaften Deutschlands steht, das Champions-League-Finale am 1. Juni erreichen. In der Londoner Kathedrale des Fußballsports, ganz wie 2013 im (verlorenen) "German Endspiel" gegen Bayern München. Er habe "selten eine solch überschäumende Freude in den Gesichtern der Menschen gesehen", berichtete Watzke am Mittwoch, "für die Visitenkarte des Klubs ist das außergewöhnlich". Nur Paris St. Germain und Kylian Mbappe stehen Anfang Mai noch im Weg.

Der Booster fürs Selbstbewusstsein und eine 100-Millionen-Euro-Spritze fürs Bankkonto helfen dem BVB auf allen Ebenen. "Ich versuche immer, nicht so euphorisiert in Interviews zu sein, aber das war magisch. Das Stadion hat gebrannt", sagte Füllkrug, dem seine vorherige Neun-Spiele-Torflaute "scheißegal" war: Dieser Treffer zum 3:2 war wichtiger als alles andere. Bei Sabitzers 4:2 versank das Stadion in einer Ekstase, die an die besten Tage unter Jürgen Klopp erinnerte. An der legendären Getränkebude "Steffi's Anstoß" tranken die Fans ihr Bier aus dem Becher mit leuchtenden Augen.

Brandt lobt Sabitzer

"Es war ein geiles Spiel für alle Menschen, die zugeschaut haben", sagte Brandt, die kleine Trophäe für den Spieler des Abends reichte er verbal an Sabitzer weiter: "Er hatte einen brutalen Impact." Als es ganz bitter dahin zu gehen schien, hatte der Österreicher das Duell beim Stand von 2:2 nach 2:0 ein zweites Mal herumgerissen.

Der BVB entzündet also eine neue Euphorie, er reißt die Menschen endlich wieder richtig mit - das macht Mut für die Bundesliga, in der die Dortmunder noch den erneuten Einzug in die Champions League schaffen müssen. Oder: Sie gewinnen sie einfach. Geht ja auch. Im Rennen mit England um den Bonusplatz für Deutschland hat der BVB der Liga und sich selbst zudem einen großen Gefallen getan. Im Maximalfall könnten 2024/25 sechs deutsche Mannschaften in der reformierten Königsklasse spielen.

Aber: Langsam, laaaangsam, sagt Hans-Joachim Watzke. "Paris geht favorisiert in dieses Halbfinale, aber das ging Real Madrid 2013 auch." Bis der BVB die Königlichen mit vier Toren von Robert Lewandowski 4:1 aus dem Stadion fegte. Sogar an die sensationelle Zaubernacht gegen den FC Malaga, beim BVB seitdem die 10,0 auf der Ausflipp-Skala, fühlte sich der Vereinsboss erinnert. Hummels schrieb bei Instagram: "Sowas gibt es nur hier, das vergisst man nie. NIE!"

Als Watzke letztlich doch sanft schlummerte, tat er dies nicht ohne Genugtuung. In schwierigen Zeiten hatte er an seinem Trainer Edin Terzic eisern festgehalten, gegen alle Widerstände. "Das ist ein stolzer Tag für alle Borussen", sagte er: "Manchmal ist es schon richtig, sich als Verantwortlicher nicht mitreißen zu lassen, sondern kühl und analytisch zu bleiben. Wir sind sehr froh, dass wir unseren Weg gegangen sind."

Diese urwestfälische Gradlinigkeit beginnt sich auszuzahlen. Auch wenn es für Watzkes Schlaf-Management sicher nicht das Beste ist.

Zum Match-Center: Borussia Dortmund vs. Atletico Madrid