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Wölfe-Neuzugang Cerny im Interview: "Wollte diese Herausforderung unbedingt annehmen"

Lukáš Pečeně
Václav Černý im Trikot seines neuen Arbeitgebers.
Václav Černý im Trikot seines neuen Arbeitgebers.Profimedia
Der tschechische Nationalspieler Vaclav Cerny bereitet sich akribisch auf sein erstes Engagement außerhalb der niederländischen Eredvisie vor. Er soll ab der kommenden Saison in Wolfsburg für Torgefahr sorgen. "Ich möchte dem Verein helfen, wieder in den Europapokal zu kommen", verriet er im Exklusiv-Interview mit Flashscore News.

Derzeit stehen acht tschechische Spieler in den Kadern der Bundesligisten. Über weitere Transfers wird spekuliert. Fast sieht es danach aus, als könnten wieder alte Zeiten einbrechen. "Natürlich wäre es toll, wenn es so wie früher wäre, als fast jede Bundesligamannschaft einen Tschechen hatte“, verriet etwas Dortmund-Legende Jan Koller im Gespräch mit Flashscore.

An einen Landsmann hat Koller ganz besondere Erwartungen. Flügelstürmer Vaclav Cerny wechselte nach einer fabelhaften Saison für Twente Enschede (24 Scorer) für eine Ablösesumme von 8 Millionen Euro zum VfL Wolfsburg.

Koller fühlt sich gar an Arjen Robben erinnert. "Sie ähneln sich auch optisch", erklärt der heute 50-Jährige lachend. Dann geht er ins Detail: "Sie sind beide Linksfüße, spielen gerne eins gegen eins. Cerny ist einer der wenigen tschechischen Spieler, die das können. Er hat hart dafür gearbeitet. Er hat einen sehr guten Schuss. Also, ja, es gibt Ähnlichkeiten. Aber natürlich ist er weit von den Qualitäten von Arjen Robben entfernt."

Jan Koller erzielte in der deutschen Bundesliga 61 Treffer in 152 Partien
Jan Koller erzielte in der deutschen Bundesliga 61 Treffer in 152 PartienProfimedia

Grundsätzlich traut er dem 25-jährigen Nationalspieler zu, sich schnell an das neue Niveau zu gewöhnen – wenn Cerny verletzungsfrei bleibt: "Ich denke, er hat bereits genügend Erfahrung gesammelt. Er war schon bei Ajax Amsterdam und wenn er keine größeren gesundheitlichen Probleme gehabt hätte, wäre dieser Transfer früher erfolgt. Ich bin sehr froh, dass er zu einer großartigen Form gefunden hat. Wenn er gesund bleibt, ist alles möglich. Sein Spielstil und sein Selbstvertrauen sind auf solchem Niveau, dass er sich in der Bundesliga erfolgreich etablieren kann."

Und auch Vaclav Cerny selbst glaubt fest an seine große Chance. Warum er sich für Wolfsburg entschieden hat, welche Erwartungen er an die deutsche Bundesliga hat: Das und einiges mehr erfährt in unserem exklusiven Interview. 

Vorfreude auf Bayern und Dortmund

Sie haben einen kurzen Urlaub genossen. Ich frage mich, ob man den nach so einem Jahr wirklich braucht. Oder ob man nicht Lust hat, dass die großartige Saison einfach weitergeht…

“Einerseits hätte ich nichts dagegen, weil die Saison sehr positiv endete. Andererseits war sie so lang, dass ich es nicht erwarten konnte, mich endlich auszuruhen.”

In der vergangenen Saison haben Sie 13 Tore, außerdem 14 Assists für Twente Enschede erzielt. Was war ausschlaggebend dafür, dass es so gut funktioniert hat?

“Ich war das ganze Jahr über gesund. Es gab nicht einmal eine kleine Verletzung, sodass ich bis auf zwei Partien, in denen ich wegen einer Roten Karte aussetzen musste, immer spielen konnte. Und die Mannschaft hat sich gut geschlagen, wir hatten zum zweiten Mal in Folge ein starkes Jahr.”

Nun verlassen Sie zum ersten Mal in Ihrer Karriere die niederländische Eredivisie. Was wird in der Bundesliga neu für Sie sein?

“Ich freue mich sehr darauf. Es ist eine Herausforderung, die ich unbedingt annehmen wollte. Es hängt jetzt von mir ab, davon, wie ich mich auf die Aufgabe vorbereite.”

Ist es so, dass Sie sich schon vorbereitet haben, indem Sie Wolfsburg-Spiele der vergangenen Saison angesehen haben? Oder mit dem Trainer telefoniert haben?

“Definitiv, ich war ja schon vor dem Transfer mit dem Trainer in Kontakt, um seine Vision, seinen Plan und seine Spielidee kennenzulernen. Das sind wichtige Details, die darüber entscheiden, ob ich zum Verein passen könnte oder nicht. Wolfsburg-Spiele habe ich mir nicht explizit angesehen, aber ich habe die Liga als Ganzes mitverfolgt.”

Erwarten Sie, dass in Wolfsburg ein ähnlicher Spielstil gewählt wird, wie bei Twente? Vergangenen September haben Sie uns in einem Gespräch verraten, dass es in den Niederlanden viel darum geht, zu pressen, sich ohne Ball zu bewegen. Ich nehme an, das wird in Wolfsburg unter Niko Kovac sehr ähnlich sein.

“Ich bin mir sicher, wir werden in den meisten Spielen ähnlich auftreten, wie ich es von Twente gewohnt bin. In dieser Hinsicht wird es keinen großen Übergang geben, es wird keine große Umstellung sein.”

Macht es nach Ihren Jahren in den Niederlanden noch etwas mit Ihnen, wenn Sie in großen, vollen Stadien spielen? Ich denke da besonders an die Spiele bei Bayern München oder Borussia Dortmund, die wohl eine ganz besondere Magie haben.

“Das war das Erste, woran ich gedacht habe, bevor ich mich für den Wechsel nach Deutschland entschieden habe! Ich freue mich unglaublich auf diese beiden besonderen Stadien. Das sind Weltklasse-Arenen! Ich kann es kaum erwarten. Das sind für einen Fußballspieler die größten Momente.”

"Aufgeben? Niemals!"

Wie befriedigend ist es für Sie, dass dieser Transfer nach einer unglücklichen Serie von Verletzungen - sie haben sich zweimal die Bänder im Knie gerissen - zustande gekommen ist?

“Das ist eine Bestätigung für mich. Ich habe mir damals gesagt, dass ich nicht aufgeben und auch die zweite Verletzung überwinden würde. Dass ich in diesem Stil zurückkommen sollte, hat bewiesen, dass jeder Mensch, der sich etwas vornimmt, auch die Kraft hat, seine Wünsche zu verwirklichen. Ich bin so glücklich, endlich das zu tun, was ich immer tun wollte. Aber ich musste einen dornigen Weg gehen, um dorthin zu gelangen.”

Ganz ehrlich: Haben Sie damals, als sie sich das zweite Mal am Knie verletzten, gedacht, dass das alles so passieren würde?

“Natürlich! Sonst hätte ich mich nicht auf die Herausforderung eingelassen und mich nie von der Verletzung erholt. Ich hatte immer diesen Traum vor Augen. Auch wenn ich wusste, es würde schwierig werden, weil ich keine 20 Jahr mehr alt bin. Ich wusste, es würde eine Prüfung sein. Ich wusste, wenn ich sie bestehen würde, wird alles umso schöner. Aufgeben? Niemals.”

Erklären Sie mir noch ein wenig, wie es im Kopf eines Menschen aussieht, der so viel Pech hat. Und der weiß, dass er zum zweiten Mal in relativ kurzer Zeit keinen Fußball spielen kann. Macht man sich zu so einem Zeitpunkt auch schwierige Gedanken oder gab es diese Momente überhaupt nicht?

“Ich wusste schon, worauf ich mich einlasse und was mich erwarten würde. Wie lange es dauern würde und wie anstrengend es mental und körperlich sein würde. Weil ich gerne und oft über Dinge nachdenke, hat mich das anfangs etwas Kraft gekostet. Dann habe ich den Schalter umgelegt und gesagt: ‘Okay, ich werde weitermachen.’ Das einzige Gefühl, das ich dann noch hatte, war, dass ich gestärkt zurückkommen würde.”

Inwiefern hat es Ihnen genutzt, außerhalb der Tschechischen Republik aufzuwachsen? Sie leben seit Ihrem 15. Lebensjahr in der Niederlanden.

“Es hat mir mehr gebracht als viele andere Dinge in meinem Leben. Natürlich bin ich ohne meine Familie dorthin gegangen und mit 15 Jahren war das ein großer Schritt. Klar, das hat mir eine gewisse Unabhängigkeit verliehen. Und fußballerisch? Die Ajax-Schule ist weltberühmt. Ich denke immer noch, dass das ein fantastischer Schritt war. Ich hatte großes Glück, dort ausgebildet zu werden.”

2014 entschied sich Vaclav Cerny für einen Wechsel zu Ajax
2014 entschied sich Vaclav Cerny für einen Wechsel zu AjaxProfimedia

Ist das ein Weg, den sie jungen Spielern empfehlen würden?

Der Schritt ist so speziell, dass ich ihn nicht jedem empfehlen würde. Vor allem, wenn es ein erklärtes Ziel ist, wie bei mir damals. Es ging für mich um viel mehr als nur Fußball. Man muss seine Familie hinter sich lassen, eine neue Sprache lernen, unabhängig werden, wissen, was man möchte. Das kann einen in vielerlei Hinsicht verändern.

Man kann sich schwer verletzen und plötzlich ist der Traum vorbei. Es gibt unheimliche Facetten, die man beachten muss. Um etwas zu empfehlen…

Mir wurden von allen etwas Anderes gesagt, auch von den Medien, als ich 17 war. Mein Weg hat sich verändert. Nicht jeder ist dafür bereit. Es ist schwer, Ratschläge zu geben.”

Was muss in der nächsten Saison passieren, damit sie diese als erfolgreich bezeichnen würden? Was ist Ihr Ziel für das erste Jahr in der Bundesliga?

“Das persönliche Ziel bleibt für mich das Gleiche. Ich möchte unbedingt gesund bleiben, damit ich möglichst viele Spiele bestreiten kann. Ich wünsche mir, dass ich die Vorgaben in Ruhe erfüllen kann und das Ziel ist, den Verein wieder in den Europapokal zu führen.

Dazu würde ich gerne etwas beitragen. Was mich selbst betrifft, was die Zahlen angeht? Ich möchte genauso gefährlich, genauso torgefährlich, genauso zielstrebig sein (wie bei Twente, Anm.). Wie viele Treffer es sein werden, stellt sich im Laufe des Jahres hinaus.”

Wie wäre es mit den Statistiken aus dem letzten Jahr? Wären Sie mit 10 Toren und 10 Assists zufrieden?

“Auf jeden Fall! (lächelt). Ich kenne die Zahlen natürlich jetzt noch nicht. Ich möchte einfach beweisen, dass ich mit den Spielern in der Bundesliga mithalten kann.”