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Von der Oberliga in die Conference League: Heidenheim vor dem Europa-Debüt

Anton Latuska
Frank Schmidt hat den 1. FC Heidenheim von der Oberliga in die Conference League geführt.
Frank Schmidt hat den 1. FC Heidenheim von der Oberliga in die Conference League geführt.AFP
Kein Gladbach, kein Wolfsburg, kein Freiburg. Nein, der 1. FC Heidenheim ist der deutsche Vertreter in der UEFA Conference League für die beginnende Spielzeit. Bevor es für die Männer von der Schwäbischen Alb in der kommenden Woche gegen BK Häcken in der Qualifikation zur Sache geht, blicken wir zurück auf den bemerkenswerten Aufstieg des Teams, das 2007 noch in der Oberliga kickte.

Vor knapp 18 Jahren war die Welt noch eine andere: Die deutsche Nationalmannschaft war gerade erst durch die Heim-WM wiederauferstanden, der FC Bayern mühte sich in der 1. Runde des UEFA Cups zu einem 1:0-Heimsieg gegen Belenenses Lissabon und der 1. FC Heidenheim war ein Oberligist mit 550 zahlenden Mitgliedern. Eine Art Wiederauferstehung hat die DFB-Elf auch dieses Jahr erlebt, doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was sich seitdem in Heidenheim getan hat.

Das Jahr 2007 bildet den Startpunkt der schier unglaublichen Reise von Frank Schmidt beim heutigen Bundesligisten. Der ehemalige Spieler schaffte es, den Verein ohne völliges Umkrempeln, sondern mit kontinuierlicher und systematischer Arbeit Schritt für Schritt nach vorne zu bringen: Regionalliga-Aufstieg 2008, direkter Durchmarsch in die 3. Liga und der umjubelte Sprung in die Zweitklassigkeit im Jahr 2014 - stets inklusive des Gefühls, dass die Möglichkeiten an der Brenz damit ausgeschöpft sind.

Doch es kam jedes Mal anders. Schmidt und sein Team fanden Wege, in jeder Liga aufs Neue konkurrenzfähig zu sein. Dabei setzten sie auf eingespielte Abläufe, sowohl auf als auch neben dem Feld. Holger Sanwald ist seit 1995 Präsident. Alexander Raaf, ehemaliger Assistenztrainer und heutiger Teammanager, hat sogar mit Schmidt gespielt und ist seit 2003 im Verein. Torwarttrainer Bernd Weng ist seit 1986 dabei. Das verschafft den Spielern Sicherheit und verhindert größere Einbrüche.

Wer an Karma oder den Fußballgott glaubt, der wird sagen, dass die Ereignisse von Regensburg am 28. Mai 2023 durch den Lohn für harte Arbeit zu erklären sind. Zwei Tore in der Nachspielzeit, ein 3:2-Auswärtssieg am letzten Zweitliga-Spieltag und damit der nicht für möglich gehaltene Aufstieg in die Bundesliga. Es war der vorläufige Höhepunkt einer Geschichte, an die wohl nur Frank Schmidt wirklich glaubte.

Regensburg als Kernerinnerung

Als der FCH in der 90. Minute mit 1:2 zurücklag und Flügelspieler Jan-Niklas Beste zu seinem Trainer kam, schien er am Ende zu sein und die Hoffnung verloren zu haben. Schmidt entgegnete: "Nicky, wir schaffen das. Wir werden es schaffen. Du musst daran glauben." Vier Minuten später bekam Heidenheim einen Elfmeter zugesprochen. Beste trat an und traf. Fünf Minuten später setzte sich Beste auf der linken Seite durch und schlug eine Flanke in den Strafraum, die Tim Kleindienst einköpfte. Danach: Ekstase.

Einmal mehr profitierten die Männer von der Schwäbischen Alb von ihrer Geschlossenheit, kaum ein Profi verließ den Aufsteiger und machte dem Team die Vorbereitung auf die Bundesliga somit leichter. Bis auf wenige Ausnahmen zeigte sich der Aufsteiger auch in der deutschen Eliteklasse stabil und verlor nur zweimal mit zwei Toren Unterschied oder mehr, insgesamt holte man 42 Punkte und hielt sich somit komfortabel von der Abstiegszone entfernt.

Doch es wäre nicht Heidenheim, wenn nicht gleich wieder die nächsten Herausforderungen anstehen würden. Mit den bereits angesprochenen Beste und Kleindienst verließen zwei der wichtigsten Spieler den Klub in der Sommerpause, dazu konnte auch Eren Dinkcis Leihvertrag nicht verlängert werden und Kevin Sessa bevorzugte den Gang in die 2. Bundesliga nach Berlin. 

Ohne diese wichtigen Schlüsselspieler wartet nun das bisher wohl größte Abenteuer der unwahrscheinlichen Reise auf den FCH: die UEFA Conference League. Rang acht in der Vorsaison reichte für die Qualifikation für Europa, in dem man am 22. August zum allerersten Mal in einem internationalen Wettbewerb antreten wird. Um sich gar für die Gruppenphase zu qualifizieren, braucht es einen Erfolg über zwei Spiele gegen den schwedischen Vertreter BK Häcken.

Heidenheim braucht keinen Glamour

Nicht der glamouröseste Auftakt für ein weiteres Abenteuer, doch in gewisser Weise passt es zu Heidenheim. Nicht immer die ganz große Bühne, doch immer Fleiß und Erfolg. Da kommt es auch nicht von ungefähr, dass man trotz insgesamt nur 20 internationalen Einsätzen im ganzen Kader als Favorit ins Spiel geht und auf einem guten Weg ist, fast 18 Jahre nach der Übernahme von Frank Schmidt den nächsten großen Meilenstein zu erreichen.