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Vier Monate Vincent Kompany in München: Die Stärken und Schwächen der neuen Bayern

Anton Latuska
Zu Beginn der Saison 2024/25 übernahm Vincent Kompany als Trainer beim FC Bayern.
Zu Beginn der Saison 2024/25 übernahm Vincent Kompany als Trainer beim FC Bayern.FRANK HOERMANN/SVEN SIMON/dpa Picture-Alliance via AFP
Als ungeschlagener und seit dem Wochenende auch unangefochtener Tabellenführer der Bundesliga ist der FC Bayern national wieder dort angekommen, wo er sich selber sieht. Rund vier Monate nach dem Amtsantritt von Vincent Kompany zeigen die Münchner dominanten Fußball und ließen zuletzt Union Berlin keine Chance, doch die Probleme des Rekordmeisters zeigten sich auf internationaler Bühne. Flashscore hat für dich zusammengetragen, was unter dem Tuchel-Nachfolger schon gut läuft und was sich noch verbessern muss.

Mit 32 Toren in den ersten neun Bundesliga-Spielen sind die Bayern mit Abstand das gefährlichste Team, zudem haben sie zum ersten Mal seit vielen Jahren eine gute bis sehr gute Chancenverwertung. Kaum vergebene Großchancen führen dazu, dass der FCB mit fast sieben xGoals mehr Treffer erzielt hat, als aufgrund der Qualität der Chancen zu erwarten gewesen wäre. Auf der anderen Seite des Spielfelds kassierte man sieben Gegentreffer und liegt damit nur hinter dem Tabellenzweiten RB Leipzig (5).

Schauen wir etwas tiefer auf die Entwicklungen im Spiel der Bayern, fällt vor allem die Rolle von Joshua Kimmich auf. Unter dem Belgier Kompany spielt der 29-Jährige wieder konsequent im Mittelfeld, wobei die Aufgabenverteilung mit seinem Nebenmann Joao Palhinha (und genauso auch zuvor mit dem nun verletzten Aleksandar Pavlovic) Interessantes zu Tage fördert. Kimmich rotiert immer wieder zwischen der Position 6 und der Position 8. Zeitweilig lässt er sich in die Abwehrkette fallen, in anderen Situationen bleibt Palhinha/Pavlovic hinten und der deutsche Nationalspieler kann sich offensiv ausleben.

Von dieser neuen Flexibilität profitieren auch die in der vergangenen Spielzeit oft kalt gestellten Flügelspieler der Bayern. Gerade Serge Gnabry hat unter Vincent Kompany eine kleine Wiederauferstehung erlebt, galt er im Sommer doch schon als heißer Kandidat auf einen Abgang. Auch wegen permanentem Verletzungspech war 2023/24 ein verlorenes Jahr für den DFB-Auswahlspieler, doch wenige Monate später ist von ihm zu hören, dass er „noch nie“ über einen Abschied nachgedacht habe. Momentan tendieren die Bayern-Bosse wohl sogar zu einer Verlängerung des 2026 auslaufenden Vertrags.

Überboten wird die Form Serge Gnabrys in der Offensive nur noch vom Traumstart von Neuzugang Michael Olise. Wenn man sich die Spieler der Münchner anschaut, wirkt es, als wäre der Franzose schon lange Teil der Mannschaft. Das ist in erster Linie der guten taktischen Vorbereitung von Vincent Kompany zu verdanken, dessen Spielstil Olise viele Bälle in gefährlichen Räumen beschert. Was der Flügelspieler dann damit macht, ist seiner offensichtlichen individuellen Qualität geschuldet und hat ihm in der Bundesliga bereits sieben Scorerpunkte eingebracht.

Sündenböcke Kim und Upamecano

Doch nicht alle Probleme der letzten Jahre lassen sich so einfach beheben. Während Mittelfeld und Angriff in Ballbesitz gut funktionieren, scheint die Innenverteidigung die große Problemzone des Rekordmeisters zu sein. Ob Dayot Upamecano und Kim Min-jae gut zusammenspielen können, darüber wurde viel geschrieben. Auffällig ist aber auch, wie häufig sie in komplizierte Verteidigungsaktionen gezwungen werden. Und die Gründe dafür liegen deutlich weiter vorne auf dem Spielfeld.

Das Angriffspressing der Münchner, eines der entscheidenden Prinzipien von Vincent Kompany, stockt noch. Bei den ersten beiden Gegentoren in Barcelona war es jeweils ein verpatztes Anlaufen, dass den Angriff der Katalanen ermöglichte, der die Defensivspieler am Ende vor unlösbare Probleme stellte. Ähnliche Situationen finden sich bei der Auswärtsniederlage bei Aston Villa, und auch Eintracht Frankfurt konnte in den wenigen Offensivaktionen aus ähnlichen Problemen des FCB Profit schlagen.

Auch personell ist noch nicht alles Gold, was glänzt. Die lange schmerzlich gesuchte „Holding Six“ Joao Palhinha spielt derzeit nur, weil sein Kontrahent Aleksandar Pavlovic verletzt ist und hat mit der Anpassung an die Bundesliga zu kämpfen. Weitere Verletzungen von Jamal Musiala und Sacha Boey sowie die mangelnde Einbindung von Spielern wie Konrad Laimer und Leon Goretzka führen dazu, dass beispielsweise Raphael Guerreiro auf einer Position spielen muss, die ihm nicht liegt. Hier hat der Bundesliga-Tabellenführer noch Potenzial, das er in den nächsten Wochen ausschöpfen muss, um auch international mithalten zu können. Am besten schon am Mittwoch in der Champions League gegen Benfica.