"Viele Krisensitzungen": Kaufmann im Exklusiv-Interview über Unions Formtief
Union Berlin befindet sich mitten in der vielleicht turbulentesten Saison der Vereinshistorie. Zum einen ernteten die Köpenicker jahrelanger harter Arbeit und nahmen erstmals an der UEFA Champions League teil. Zum anderen erlebten sie ein Formtief ungeahnten Ausmaßes und kämpfen in der Bundesliga ums nackte Überleben. Zudem wurde der langjährige Cheftrainer Urs Fischer vor wenigen Wochen durch Nenad Bjelica ersetzt.
Am vergangenen Samstag musste Union den nächsten Rückschlag verkraften und kassierte beim VfL Bochum eine deutliche 3:0-Niederlage. Das Torverhältnis von 15:31 ist geradezu deprimierend, in der Tabelle liegt man zwei Spieltage vor Hinrundenschluss nur auf Rang 15.
"Wirklich harte Zeit"
Das habe sich natürlich auf die Stimmung im Verein ausgewirkt, wie Neuzugang Mikkel Kaufmann. Nach Leihstationen beim Hamburger SV und in Karlsruhe wechselte im vergangenen Sommer vom FC Kopenhagen nach Berlin. "Es war eine wirklich harte Zeit, die wir durchstehen mussten. Es gab etliche Tage, an denen sich das Training sehr hart anfühlte und die Jungs den Kopf hängen ließen. Das ist ganz normal", erklärte der 22-jährige Angreifer im Interview mit Flashscore News.
Die Mannschaft musste einige psychische Herausforderungen überwinden: "Ich glaube, wir mussten mental in die Tiefe gehen. Wir hatten viele Krisensitzungen, in denen wir Lösungen für all die negativen Dinge finden mussten, die uns auf dem Spielfeld passiert sind."
Dass der Kader im vergangenen Sommer mit prominenten Neuzugängen wie Leonardo Bonucci oder Robin Gosens aufgerüstet worden war, machte die Sache nicht einfach. Denn, dass man trotz "so viel Qualität in der Mannschaft in eine solche Phase geraten" war, erwies sich für die Eisernen als "besonders frustrierend."
"Riesiger Sprung" von 2. Liga in die Bundesliga
Kaufmann selbst machte unter dem neuen Trainer Bjelica zuletzt wichtige Fortschritte. Gegen Borussia Mönchengladbach (3:1) erzielte der Däne seinen ersten Treffer im deutschen Oberhaus.
Zuvor hatte er für den HSV und den KSC in der 2. Bundesliga zwölf Tore in 56 Einsätzen erzielt. "Es war ein riesiger Sprung, und auch ein viel größerer, als ich erwartet hatte. Das Tempo und die Intensität waren deutlich höher, als ich es in Karlsruhe gewohnt war. Ich werde jeden Tag körperlich und technisch gefordert, was auch bedeutet, dass ich mich in letzter Zeit sehr entwickelt habe", sagte Kaufmann.
Der Premierentreffer habe ihm gezeigt, "dass ich mich durchsetzen kann, aber es ist auch ein Kampf, den ich jeden Tag im Training führe, um zu zeigen, wie gut ich bin." Auf seiner Position ist der 22-Jährige großer Konkurrenz ausgesetzt. Mit Kevin Behrens, Kevin Volland, Sheraldo Becker und David Datro Fofana gibt es vier weitere Stürmer im Union-Kader. "Es ist wirklich schwer, sich in diesem Umfeld zu behaupten", so Kaufmann.