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Tradition gegen Moderne: Das Für und Wider der 50+1-Regel in der Bundesliga

Roman Bartz
Die Fans haben immer wieder ihre Meinung für den Erhalt der 50+1-Regel zum einen und gegen den Investoren-Deal der DFL zum anderen deutlich gemacht.
Die Fans haben immer wieder ihre Meinung für den Erhalt der 50+1-Regel zum einen und gegen den Investoren-Deal der DFL zum anderen deutlich gemacht.Profimedia
Spätestens seit der erfolgreichen Abstimmung zum Einstieg eines Investors bei der DFL wird die traditionell enge Verbindung zwischen Fans und Profiklubs in Deutschland auf eine harte Belastungsprobe gestellt. Auch an der 50+1-Regel haben sich über die Jahre immer wieder die Gemüter erhitzt. Flashscore bringt für euch Licht ins Dunkel des im Weltfußball einzigartigen Prinzips, das inzwischen auch als Vorbild für andere Länder dient.

Im Frühjahr 22' sorgten die Fans von Eintracht Frankfurt beim Viertelfinal-Rückspiel der Europa League weltweit für Schlagzeilen, als sie 30.000 Eintrittskarten in Barcelona ergatterten – obwohl offiziell nur 5.000 Karten für die Auswärtsfans vorgesehen waren. In einem mit begeisterten Fans gefüllten Camp Nou siegte die Eintracht mit 3:2. "Ich glaube fest daran, dass es das Ergebnis beeinflusst hat", sagte Eintracht-Präsident Axel Hellmann seinerzeit. Die Eintracht ist ein Verein mit mehr als 100.000 Mitgliedern, die alle ihre Stimme für die Vereinsführung abgeben können. Im wahrsten Sinne des Wortes sind sie Miteigentümer der Mannschaft. Anders als zum Beispiel die Fans des FC Liverpool hofften die mitgereisten Anhänger der Eintracht also nicht nur auf einen Sieg. Sie setzen sich für den Erfolg eines Vereins ein, bei dem sie eine tragende, weil mitbestimmende Rolle spielen. Dies ermöglicht die sogenannte "50+1"-Regel.

Hintergrund zur 50+1-Regel

Die "50+1"-Regel wurde kurz gesagt eingeführt, um die Identität der Fußballvereine zu bewahren und zu verhindern, dass externe Investoren die Kontrolle übernehmen und rein wirtschaftliche Interessen verfolgen.

"Der deutsche Zuschauer ist traditionell eng mit seinem Verein verbunden", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Jahr 2016. "Und wenn er das Gefühl bekommt, dass er nicht mehr als Fan, sondern als Kunde angesehen wird, dann haben wir ein Problem." Vor genau solch einer Entzweiung schützt die 50+1-Regel. Denn in kaum einem Land ist der Fußball so stark mit der Gesellschaft verwurzelt wie in Deutschland. Viele Vereine wurden als eingetragene Vereine (e.V.) gegründet, bei denen die Mitglieder eine, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle spielen. Die "50+1"-Regel wurde eingeführt, um sicherzustellen, dass die Mitbestimmung der Mitglieder in den Vereinen bewahrt bleibt.

Historische Entwicklung 

In den 1990er Jahren durchlief der deutsche Fußball eine Phase der wirtschaftlichen Umstrukturierung, die von Veränderungen im deutschen Vereinsrecht begleitet wurde. In dieser Zeit wurden die Fußballclubs zunehmend als Wirtschaftsunternehmen betrachtet und es gab Befürchtungen, dass externe Investoren – insbesondere aus dem Bereich der Wirtschaft – die Kontrolle über die Vereine übernehmen könnten. Geschichtlich betrachtet waren die deutschen Vereine gemeinnützige Organisationen, die von Mitgliedsverbänden geführt wurden, und bis 1998 war jegliches Privateigentum verboten. Die 50+1-Regel, die in jenem Jahr eingeführt wurde, trägt dazu bei, dass die Schulden und Löhne unter Kontrolle sind und die Eintrittspreise im Vergleich zu anderen großen Ligen in Europa so niedrig bleiben.

Auch in der 3. Liga setzen die Fans von 1860 München ein Zeichen für den Erhalt der 50+1-Regel.
Auch in der 3. Liga setzen die Fans von 1860 München ein Zeichen für den Erhalt der 50+1-Regel.Profimedia

Grundprinzip der 50+1-Regel

Die Regel besagt, dass der eingetragene Verein (e.V.), der den Profifußball betreibt, die Mehrheit der Stimmrechte an der Kapitalgesellschaft (z. B. einer GmbH & Co. KGaA), die den Spielbetrieb organisiert, halten muss. 

Der Name der Regel bezieht sich also darauf, dass die Mitglieder eines Vereins 50 Prozent plus eine weitere Stimme der Stimmrechte besitzen müssen - folglich eine Mehrheit. Zusammengefasst bedeutet dies, dass die Vereine - und damit auch die Fans - das letzte Wort darüber haben, wie sie geführt werden, und nicht ein externer Einfluss oder Investor. Nach den Regeln der Deutschen Fußball Liga (DFL) dürfen Fußballvereine nicht in der Bundesliga oder zweiten Liga spielen, wenn externe Investoren das Sagen haben. Somit können private oder kommerzielle Investoren keine Vereine übernehmen und möglicherweise Maßnahmen durchsetzen, bei denen der Profit Vorrang vor den Wünschen der Fans hat. Das ist zugleich ein Schutz vor rücksichtslosen Eigentümern und sichert die demokratischen Gepflogenheiten der deutschen Vereine. Das Grundprinzip lässt sich in mehreren Aspekten deutlich machen.

Stimmrechtsmehrheit für den Verein:

Das zentrale Element der "50+1"-Regel ist, dass der Verein mindestens 50 Prozent plus eine Stimme an der Kapitalgesellschaft besitzen muss. Dies bedeutet, dass die Mitglieder des Vereins die Mehrheit der Stimmrechte haben und somit entscheidenden Einfluss auf die strategischen Entscheidungen des Profibereichs nehmen können. Die Regel stärkt die Rolle der Vereinsmitglieder als Mitbestimmer und stellt sicher, dass wichtige Entscheidungen, wie die Wahl des Vorstands oder grundsätzliche strategische Ausrichtungen, in den Händen der Vereinsmitglieder liegen.

Mitgliederpartizipation:

Die Regel fördert die Partizipation der Mitglieder am Vereinsleben. Dies geht über die rein sportlichen Aspekte hinaus und schließt auch die Beteiligung an grundlegenden strategischen Entscheidungen mit ein. Die "50+1"-Regel ist stark mit dem Ziel verbunden, die Identität der Fußballvereine zu bewahren. Dies beinhaltet die Wahrung von Traditionen, Vereinskultur und die enge Bindung zu den Fans.

Sozialverträgliche Ausrichtung:

Die "50+1"-Regel trägt auch zu einer sozialverträglichen Ausrichtung der Vereine bei, indem sie sicherstellt, dass Entscheidungen nicht ausschließlich von wirtschaftlichen Interessen diktiert werden und die soziale Verantwortung gegenüber den Fans und der Gemeinschaft berücksichtigt wird. Fußballvereine sollen nicht nur als kommerzielle Unternehmen betrachtet werden, sondern auch als gesellschaftliche Institutionen, die eine Verantwortung gegenüber ihren Fans und der Öffentlichkeit haben.

Wahrung der Wettbewerbsintegrität:

Die Regel soll die Wettbewerbsintegrität bewahren, indem sie sicherstellt, dass Vereine auf sportlicher Ebene miteinander konkurrieren und nicht durch externe finanzielle Einflüsse übermäßig begünstigt werden.

Einhaltung der 50+1- Regel am Beispiel Bayern München

Im Endeffekt behält der Mutterverein – also der Mitgliederverband – in gewisser Weise die Mehrheitskontrolle.

Am konkreten Beispiel Bayern München sind die Anteilseigner der Herren-Profimannschaft (FC Bayern München AG) der Mitgliederverein (FC Bayern München e.V. – 75 %), Adidas (8,3 %), Allianz (8,3 %) und Audi (8,3 %).

Bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München geht es oft hitzig zur Sache - doch die Mitglieder bestimmen die Geschicke des Vereins mit.
Bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München geht es oft hitzig zur Sache - doch die Mitglieder bestimmen die Geschicke des Vereins mit.AFP

Während Tausende der mittlerweile über 300.000 Bayern-Mitglieder – die größte Mitgliederzahl aller Sportvereine der Welt – berechtigt sind, beispielsweise Herbert Hainer als Vereinspräsidenten zu wählen, wird nur einer Handvoll – allen Mitarbeitern des Mutterkonzerns – das Gleiche zugestanden direkt in Leipzig.

Ausnahmen der 50+1-Regel unter strengen Bedingungen

Obwohl das Grundprinzip klar die Mehrheit für den Verein vorschreibt, gibt es bestimmte Ausnahmen, die es einem Investor ermöglichen, die Mehrheit zu übernehmen. Diese Ausnahmen sind jedoch an Bedingungen geknüpft, um sicherzustellen, dass der Investor bereits eine enge Bindung und finanzielle Unterstützung für den Verein geleistet hat. Es gibt allerdings keine einheitliche Liste von Bedingungen, da die Deutsche Fußball Liga (DFL) im Einzelfall über die Zulässigkeit von Ausnahmen entscheidet.

Hier sind jedoch einige Gesichtspunkte, die üblicherweise berücksichtigt werden: Langfristige finanzielle Unterstützung, nachweisliches Engagement, langfristige Zusammenarbeit, Wahrung der Vereinsidentität, Zusicherungen für den Nachwuchsbereich. 

Generell wird darauf geachtet, dass die Übernahme der Mehrheitsanteile nicht zu einer Überschuldung des Vereins führt und nach Möglichkeit sollte ein Investor zudem Erfahrungen im Sportbusiness haben.

Werksklubs, Hopp u Co. - Ausnahmen der 50+1-Regel

Bayer Leverkusen und Wolfsburg sind zwei Sonderfälle in der Bundesliga, die darauf beruhen, dass Investoren, die seit mehr als 20 Jahren an einem Verein beteiligt sind, eine Ausnahme von der 50+1-Regel erhalten haben.

Bayer Leverkusen wurde 1904 von Mitarbeitern des deutschen Pharmaunternehmens Bayer gegründet, das seinen Sitz in der Stadt hatte. Der VfL Wolfsburg wurde 1945 gegründet, nur sieben Jahre nachdem die Stadt selbst gegründet wurde, um Volkswagen-Arbeiter zu beherbergen. Beide Unternehmen waren also schon immer im Besitz der jeweiligen Vereine, lange bevor sie in die Bundesliga aufstiegen.

Bayer Leverkusen gab sich sogar selbst den Spitznamen ''Die Werkself''.
Bayer Leverkusen gab sich sogar selbst den Spitznamen ''Die Werkself''.Profimedia

Ein etwas anders gelagerter Fall ist die TSG aus Hoffenheim. Ein bescheidener Sportverein in einem Dorf, das heute etwas mehr als 3.000 Einwohner. zählt Dass der Verein in der Bundesliga spielt, ist das Ergebnis der Investitionen des Milliardärs Ditmar Hopp, Mitbegründer des Technologiekonzerns SAP. Seit mehr als zwei Jahrzehnten pumpt Hopp Millionen von Euro in Hoffenheim – seinen Heimatverein. Damit verhalf er dem Verein, von der Amateurliga bis zum dritten Platz in der Bundesliga im Jahr 2018 zum Durchbruch. Im Jahr 2015 übernahm Hopp die volle Kontrolle über den Fußballverein. Denn die Ausnahmeregelung der DFL, die Bayer und Wolfsburg als Eigentümer zulässt, gilt nicht nur für Werksvereine. Stattdessen können auch Einzelpersonen die volle Kontrolle übernehmen, wenn sie mehr als 20 Jahre lang "kontinuierlich und wesentlich" zum Erfolg ihres Vereins beigetragen haben. Hopp passte in dieses Schema.

Während die vorangegangenen Beispiele mit den oben aufgeführten Bedingungen für eine Ausnahmegenehmigung konfform gehen, stellt RB Leipzig ein Sonderfall dar. Der RasenBallsport Leipzig e.V. – ja, so der offizielle Vereinsname – konnte 50+1 durch ein Schlupfloch umgehen. Der Verein, der sich eben nicht "Red Bull" nennen durfte, wurde 2009 gegründet. In diesem Jahr erwarb er die Lizenz zur Teilnahme an der fünften deutschen Fußballliga von einem kleinen Verein namens SSV Markranstädt. Red Bull, der bekannte Energy-Drink-Konzern, pumpte daraufhin Millionen in den Verein, ähnlich wie Hopp es bei Hoffenheim tat. Der Unterschied zwischen den beiden Vereinen besteht darin, dass Red Bull seinen Verein kontrolliert, indem es die Mitgliederzahl auf 21 Personen begrenzt hat, was ihn zum kleinsten Verein der Bundesliga macht. Die Identität einiger Mitglieder von RB Leipzig ist nicht bekannt, aber es wird vermutet, dass sie alle Verbindungen zum Unternehmen haben, so dass im Grunde Red Bull doch den Verein stellvertretend kontrollieren kann.

Diskussionen und Kritik

In den letzten Jahren gab es Diskussionen über eine mögliche Lockerung oder Abschaffung der "50+1"-Regel. Einige Vereine und Investoren befürworten eine Änderung, während viele Fans und Traditionsklubs die Regel beibehalten wollen, um die Identität des Fußballs zu schützen. Folgende Kritikpunkte stehen besonders im Fokus: 

Wettbewerbsfähigkeit und internationale Erfolge:

Einige Kritiker argumentieren, dass die "50+1"-Regel deutsche Vereine im internationalen Wettbewerb behindert. Klubs aus Ländern, in denen externe Investoren uneingeschränkten Einfluss haben, könnten finanziell besser aufgestellt sein und somit erfolgreicher in Wettbewerben wie der UEFA Champions League abschneiden.

Finanzielle Herausforderungen und Investitionen:

Klubs, insbesondere Traditionsvereine, könnten aufgrund der Beschränkungen Schwierigkeiten haben, ausreichende finanzielle Mittel zu generieren, um mit internationalen Topklubs zu konkurrieren. Gegner der Regel argumentieren, dass die Möglichkeit, externe Investoren anzuziehen, notwendig ist, um wirtschaftliche Herausforderungen zu bewältigen und in Spielertransfers oder Infrastruktur zu investieren.

Einschränkung der individuellen Vereinsentscheidungen:

Es gibt Stimmen, die behaupten, dass die Regel die individuelle Entscheidungsfreiheit der Klubs beschränkt. Vereine sollten, so die Kritik, die Möglichkeit haben, individuell zu entscheiden, ob und in welchem Umfang sie externe Investoren beteiligen.

Es ist allerdings wichtig zu betonen, dass die Kritikpunkte nicht universell geteilt werden. Andere befürworten die Beibehaltung der Regel, die ihrer Meinung nach dazu beiträgt, die Stadien zu füllen und ein unvergessliches Spielerlebnis zu schaffen. BVB-Boss Watzke sagte gegenüber SportBild, er wolle nie, dass deutsche Fans für Geld „gemolken“ würden, „wie es in England passiert“. Viele Fans, Vereinsmitglieder und Traditionsvereine verteidigen die "50+1"-Regel vehement als Schutzmechanismus für die Identität und Unabhängigkeit der Fußballvereine. Die Diskussion über die Regel bleibt also komplex und kontrovers.

Blick über den deutschen Tellerrand 

Aufgrund der ausufernden Kommerzialisierung im Weltffußball dient die deutsche 50+1-Regel inzwischen als Orientierungsmodell für viele Ligen. Bei der Eröffnung des 41. DFB-Kongresses 2013 hob der ehemalige UEFA-Präsident Michel Platini das Bundesliga-Modell als Goldstandard hervor: „Während es im Rest Europas langweilige Ligen, halbleere Stadien und Vereine am Rande der Pleite gibt, ist der deutsche Fußball in einem bemerkenswerten Gesundheitszustand.“ Auch ein Jahrzehnt später trifft diese Aussage immer noch zu, da es in Deutschland noch immer keine Berichte von Verstößen gegen das Financial Fair Play gibt. In anderen europäischen Ligen hingegen sind Nachrichten über wirtschaftliche Probleme und Sanktionen gemäß dem Financial Fair Play an der Tagesordnung.

Englische Fußballfans protestieren gegen die geplante European Super League.
Englische Fußballfans protestieren gegen die geplante European Super League.AFP

50+1-Regel als Vorbild für Englands Fußball: Nach dem Debakel der Super League hatte in der englischen Premier League eine Debatte über die Einführung einer 50+1-Regel nach deutschen Vorbild begonnen. Englands Fans setzten sich vehement für eine stärkere Mitbestimmung ein. Auch in der Politik wurde über neue Regeln für Investoren und Clubs im englischen Profifußball diskutiert. Zunächst hatte die britische Regierung bekannt gegeben, dass sie eine Überprüfung der Strukturen im Profifußball durchführen wird. Dabei sollte vor allem den Fans eine zentrale Rolle zukommen, um die langfristige Zukunft des Fußballs zu gewährleisten. Gleichzeitig hat eine erfolgreiche Petition zur Adaption der 50+1-Regel auf der Insel die Aufmerksamkeit erregt. Letztenendes musste sich die britische Regierung auch aufgrund des Drucks aus der Fanszene mit der Thematik befassen. 

Das Ergebnis: Englands Fußball bekommt eine Aufsichtsbehörde, die sich an der 50+1-Regel orientiert. Die britische Regierung hat diese veranlasst und zudem ein neues Lizenzierungsverfahren für die Profivereine verabschiedet. Nach ihrer Einrichtung wird die neu geschaffene Behörde umfassende Befugnisse erhalten und in den ersten fünf Ligen des Männerfußballs zum Einsatz kommen. "Unsere Pläne werden sicherstellen, dass Klubs ihre Finanzen verantwortungsbewusst verwalten", sagte die zuständige Ministerin Lucy Frazer. "Sie werden verhindern, dass skrupellose Eigentümer Klubs als Gebrauchsgegenstände behandeln und nicht als geliebtes Gemeinschaftsgut, das sie sind."

Neben der Überprüfung der finanziellen Nachhaltigkeit des Geschäftsplans und der Herkunft des Vermögens wird etwaigen Klubbesitzern untersagt, ohne Rücksprache mit den Fans den Namen, das Wappen und die Trikotfarben des Vereins zu ändern. Selbst bei einem Verkauf oder einer Verlegung des Heimspielstadions muss eine Genehmigung der neuen Aufsichtsbehörde eingeholt werden.

Diskussionen in Amerika: Auch in den USA keimen immer Mal wieder Diskussionen auf, amerikanische Mannschaften von "Franchises" in Körperschaften umzuwandeln, die weniger als Unternehmen denn als kulturelle Institutionen angesehen werden. Das wäre sicherlich ein großer Schritt in den Aufbau von aktivistischen Fanbases, wie man sie hier in Deutschland kennt. Als erster kleinerer Schritt wird über die Gründung offizieller Fanclubs seitens der amerikanischen Eigentümer gesprochen. Diesen Clubs soll ein gewisses Mitspracherecht bei wichtigen Teamentscheidungen eingeräumt werden.

Das mag verrückt klingen. Schließlich ist es schwer vorstellbar, dass jemand wie der Besitzer der Cowboys, Jerry Jones, seine eigene Macht willentlich verwässert. Aber wenn die 50+1-Regel der Welt etwas gezeigt hat, dann, dass die Gewährung von Mitspracherechten für Fans ein Engagement fördern kann, das sich nicht nur auf Siege und Niederlagen bezieht.

Aktuelle Entwicklung in Deutschland

Das Bundeskartellamt teilte im Sommer mit, dass die 50+1-Regel im Profifußball bestehen bleibt. Damit folgte die Behörde einem Vorschlag der Deutschen Fußball-Liga. Darüber hinaus soll es künftig keine weiteren Ausnahmen wie für die TSG Hoffenheim, Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg geben, für die genannten Vereine werden die Regularien verschärft. Unter anderem könnten Strafzahlungen nach dem Vorbild des Financial Fair Play fällig werden. Zudem wird festgelegt, dass ein Vertreter des Vereins dauerhaft Mitspracherecht bei identitätsstiftenden Entscheidungen in der Kapitalgesellschaft (bespielsweise zu Vereinsfarben oder -logo) behalten muss.

Auch die TSG-Hoffenheim profitierte lange von der Ausnahmereglung - nun sind sie wieder 50+1-Regelklub
Auch die TSG-Hoffenheim profitierte lange von der Ausnahmereglung - nun sind sie wieder 50+1-RegelklubProfimedia

TSG Hoffenheim ist wieder „50+1“-Regelklub: Wie die TSG Hoffenheim am 29.11.2023 mitteilte, hat Mäzen Dietmar Hopp die Kritik des Bundeskartellamtes und die Anpassungen durch die DFL zum Anlass genommen, um die Stimmrechts-Mehrheit ohne Entschädigung von der Spielbetriebs GmbH wieder an den Mutterverein zu übergeben. Damit kehrt der Verein zur 50+1-Regel zurück. Dietmar Hopp bekundete anschließend seine Erleichterung: "Damit ist ein Kapitel der TSG-Historie beendet, die dem Klub und mir überwiegend Misstrauen und Anfeindungen eingebracht haben. Ich weiß, dass die 50+1-Regelung, die ich immer befürwortet und in deren Sinn ich stets gehandelt habe, ein hohes Gut im deutschen Fußball darstellt."