Sie werden auch die Bundesliga elektrisieren: Sechs Aufsteiger in der Analyse
Tim Kleindienst – 1. FC Heidenheim
In der vergangenen Saison erwies sich Tim Kleindienst als absoluter Erfolgsgarant. Sein spätes Siegestor im letzten Saisonspiel in Regensburg sicherte dem Verein den direkten Aufstieg ins Oberhaus. Es war bereits sein 25. Saisontor.
Die 3,5 Millionen, welche der 1. FCH 2021 an den belgischen Erstligisten KAA Gent überwies – dieselbe Summe hatte Gent 2020 an Heidenheim überwiesen – haben sich mehrfach bezahlt gemacht. In insgesamt 137 Einsätzen für Heidenheim erzielte Kleindienst 69 Treffer und bereitete 18 weitere vor.
Der 27-Jährige ist ein klassischer Mittelstürmer, der weiß, wie er sich im gegnerischen Strafraum zu bewegen hat. Mit seiner Körpergröße von 1,94 m kann er sich mühelos viel Platz verschaffen.
Als Zielspieler ist er eine echte Waffe, mit seinen Kopfballablagen setzt er häufig die schnellen Flügelspieler in Szene. Vorzugsweise schließt Kleindienst mit dem linken Fuß ab.
In jüngeren Jahren durfte sich Kleindienst bereits in 26 Bundesliga-Einsätzen für den SC Freiburg beweisen – dabei erzielte er nur zwei Treffer.
Zwar gibt es berechtigte Befürchtungen, Kleindienst wäre ein klassischer Zweitliga-Bomber, der im Oberhaus plötzlich das Netzen verlernt – allerdings ist er perfekt in das System von Frank Schmidt integriert.
Jan-Niklas Beste – 1. FC Heidenheim
Nach etlichen eher erfolglosen Leihgeschäften ließ Werder Bremen den in Dortmund ausgebildeten Jan-Niklas Beste vergangenen Sommer um läppische 350.000 Euro nach Heidenheim ziehen. Durch den Heidenheimer Aufstieg kamen immerhin 600.000 Euro hinzu.
In Bremen hätte wohl niemand geahnt, dass dem Linksaußen beim neuen Arbeitgeber sofort eine Schlüsselrolle zukommen sollte. 12 Tore und 13 Vorlagen sind ein herausragender Wert.
Der 24-Jährige trifft mittlerweile auch auf engstem Raum die richtigen Entscheidungen und ist dazu in der Lage, mit seinen Dribblings gegnerische Außenverteidiger vollkommen aus der Balance zu bringen. Von seinen präzisen Flanken und Standards profitieren seine Mitspieler enorm.
Außerdem hat der Linksfuß durch seinen markanten Bart das Zeug zum Publikumsliebling. Jan-Niklas Beste sticht aus der Menge heraus und kann im modernen Fußball-Business ohne Mühe erfolgreich vermarktet werden.
Kevin Sessa – 1. FC Heidenheim
In der abgelaufenen Saison war Kevin Sessa noch kein unumstrittener Stammspieler. Frank Schmidt baut den zentralen Mittelfeldspieler aber fortdauernd auf und weiß um das unfassbare Talent des gebürtigen Stuttgarters.
Sessa vereint eine präzise Technik mit viel Tempo und beeindruckendem Kampfgeist. 2017 wechselte der Deutsch-Argentinier von den Stuttgarter Kickers nach Heidenheim und entwickelte sich in sämtlichen Bereichen kontinuierlich weiter.
Er organisiert das Spiel aus dem zentralen Mittelfeld heraus. Mit erst 22 Jahren hat Sessa in der kommenden Saison erstmals die Gelegenheit, ins große Rampenlicht zu treten. Das Talent, um sich in die Notizbücher einiger Scouts zu spielen, hat er zweifelsohne.
Honourable Mentions: Marnon Busch, Lennard Maloney
Marvin Mehlem – SV Darmstadt 98
Marvin Mehlem ist das Herz und das Hirn im Darmstädter Offensivspiel. Der 25-Jährige zieht im Mittelfeld die Fäden, ist in erster Linie dafür verantwortlich, seine Mitspieler in Szene zu setzen.
Sich selbst betrachtet er als Kreativgeist: “Mal ein bisschen weiter vorne, mal ein bisschen weiter hinten und dann doch mal auf Außen auftauchen – Freiheiten auf dem Platz zu haben, das macht mich glücklich”, erklärte er der FAZ.
Trainer Torsten Lieberknecht gewährt ihm diese Freiheiten – wissend, dass der beim Karlsruher SC ausgebildete Mehlem das Vertrauen seiner Vorgesetzten spüren muss, um Top-Leistungen zu erbringen.
Mehlem ist ein klassischer Unterschiedsspieler. Sein feines Füßchen, viel Übersicht und eine unbändige Lauffreude machen ihn für Lieberknecht unverzichtbar. Allerdings sorgte Mehlem in der Vergangenheit auch für Negativ-Schlagzeilen.
Im September 2020 war er mit 2,37 Promille Alkohol im Blut am Steuer erwischt worden. Eine Verurteilung inklusive Geldstrafe und einige unliebsame Schlagzeilen waren die Folge.
Kann er solche Eskapaden zukünftig vermeiden, wird er für die Hessen auch in der Bundesliga ein nicht zu entbehrender Bestandteil der Mannschaft sein.
Phillip Tietz – SV Darmstadt 98
Phillip Tietz ist ein klassischer Zielspieler, der seine Tore vorzugsweise per Kopf erzielt und im Strafraum nur wenige Kontakte benötigt, um erfolgreich zum Abschluss zu kommen.
Das sieht oft unspektakulär aus, häufig war der 25-Jährige aber bereits die wichtige Lebensversicherung für Darmstadt. Im direkten Duell mit Heidenheim erzielte er in den Schlussminuten etwa den 2:2-Ausgleich. Insgesamt gelangen ihm in der Zweitliga-Saison 22/23 12 Treffer und 5 Vorlagen.
In Kombination mit den gut getretenen Standardsituationen von Routinier Tobias Kempe kann Tietz auch im Oberhaus bei Kopfballduellen eine echte Gefahr darstellen. Trotz einer Körpergröße von 1,90 m bringt er viel Tempo auf den Rasen, kommt laut bundesliga.de auf eine Spitzengeschwindigkeit von 33,53 km/h.
Darmstadt sucht gerne über vertikale Zuspiele den Weg nach vorn und wird in der Bundesliga vermehrt auf gelungenen Konteraktionen angewiesen sein. Tietz’ Fähigkeit, Bälle festzumachen und sein Tempo machen ihn für Torsten Lieberknecht unabdingbar.
Christoph Zimmermann – SV Darmstadt 98
Kaum zu glauben: Christoph Zimmermann wird erst im kommenden Jahr sein Debüt in der deutschen Bundesliga feiern.
20 Premier-League-Einsätze für Norwich City stehen zwar bereits zu Buche, doch weder in Mönchengladbach noch bei Borussia Dortmund schaffte es der Innenverteidiger in die erste Mannschaft.
Was womöglich daran liegt, dass Zimmermann den Ansprüchen des modernen Fußballs nicht vollkommen gerecht wird. Im Spielaufbau gelingt es ihm nur selten, die gegnerischen Ketten mit langen Pässen zu durchbrechen, seine Geschwindigkeit lässt zu wünschen übrig.
Allerdings ist Zimmermann ein knochenharter Verteidiger, der seinen Gegenspielern keinen Millimeter Raum lässt. Zimmermann ist ein Mentalitätsspieler – für einen vermeintlichen Abstiegskandidaten kann das von großer Bedeutung sein.
Honourable Mentions: Mathias Honsak, Braydon Manu