Lange Streichliste – Hertha BSC plant für den Neuanfang in 2. Bundesliga
Wenngleich die DFL der Hertha BSC noch keine Lizenz erteilen konnte, sondern dem Bundesliga-Absteiger laut Bericht des Fachmagazins kicker Auflagen erteilt wurden – scheint man beim Hauptstadtklub zuversichtlich, diese letztlich zu erfüllen.
Wie die "Bild" berichtet hat BSC-Sportdirektor Benjamin Weber bereits erste Entwürfe zur Kaderplanung angefertigt. Demnach rechnet man damit, in der Saison 2023/24 Teil der 2. Bundesliga zu sein.
Wenngleich nicht sicher ist, ob Interimstrainer Pal Dardai auch nach der missglückten Rettungstat noch im Berliner Olympiastadion an der Seitenlinie stehen wird, steht schon jetzt fest: Es wird einen kräftigen Umbruch geben.
Viel verbrannte Erde
Vermeintliche Startransfers wie Krzysztof Piatek, Lucas Tousart oder Dodi Lukebakio wurden den Vorschusslorbeeren nur teilweise gerecht. Nach dem Ausstieg von Investor Lars Windhorst und dem sportlichen Versagen in der ablaufenden Bundesliga-Saison kann der Verein die gepfefferten Gehälter nicht mehr stemmen. Daran ändert auch der Einstieg der Investorengruppe "777" nichts.
Zudem sollen durch die Verkäufe Altlasten reduziert und Einnahmen generiert werden. Im Kampf um die Erteilung der Lizenz durch die DFL ist das Gelingen dieser Verkäufe wohl von essenzieller Bedeutung.
"Berliner Weg" als Zukunft-Modell
Auffangen möchten man den sportlichen Verlust offensichtlich durch einen verstärkten Fokus auf die eigene Nachwuchsarbeit. Der "Berliner Weg" soll wieder bestritten werden. Das heißt: Junge Talente aus der eigenen Akademie sollen die Chance bekommen, in der Profi-Mannschaft erste Erfahrungen zu sammeln. Idealerweise wird so in ferner Zukunft auch wieder Profit am Transfermarkt generiert.
Als Paradebeispiele für den neuen Weg dienen im aktuellen Kader unter anderem Jessic Ngankam, Marton Dardai oder Derry Scherhant. In den vergangenen Jahren waren immer wieder begabte Hoffnungsträger zur Konkurrenz gewechselt, ohne dabei spürbaren wirtschaftlichen Ertrag zu hinterlassen.
Jüngstes Beispiel: U19-Nationalmannschaftskapitän Lukas Ullrich, der im Sommer zu Borussia Mönchengladbach wechseln wird. Für ihn müssen die Gladbacher lediglich eine geringe Ausbildungsentschädigung begleichen.
"Es gab bei Hertha immer Spieler mit Entwicklungspotenzial. Denken Sie zurück: Mitchell Weiser, Lazar Samardzic, Niklas Stark, Davie Selke", kommentierte Pal Dardai kurz nach dem Beginn seiner dritten BSC-Amtsperiode im April.
Die lange Streichliste
Auf der Verkaufsliste stehen Lucas Tousart, Dodi Lukebakio, Suat Serdar, Marco Richter, Wilfried Kanga, Agustin Rogel, Krzysztof Piatek (zurzeit an Salernitana verliehen), Omar Alderete (an Getafe verliehen), Myziane Maolida (an Reims verliehen), Deyovaisio Zeefuik (an Hellas Verona verliehen) und Alexander Schwolow (an Schalke verliehen).
Traurig: Für die genannten elf Spieler zahlte die Hertha zusammengerechnet satte 98,5 Millionen Euro Ablöse. Als Gegenleistung gab es von den genannten Akteuren lediglich 74 Treffer in 498 Pflichtspielen für die Hertha (Torhüter Schwolow exkludiert).
Außerdem sollen die im Sommer auslaufenden Verträge von Peter Pekarik, Stevan Jovetic, Kevin-Prince Boateng und wohl auch Kapitän Marvin Plattenhardt nicht verlängert werden. Das Duo Ivan Sunjic (Birmingham) und Chidera Ejuke (ZSKA Moskau) wird die Hertha mit Ende ihrer Leihverträge im Sommer verlassen.
Bereits fest steht die Verpflichtung von Kiels Offensivspieler Fabian Reese, der für Holstein in der laufenden Zweitliga-Saison in bislang 32 Spielen 10 Treffer erzielte und 7 weitere direkt vorbereiten konnte. Dem Vernehmen nach ist auch die Verpflichtung des 18-jährigen Dänen Gustav Christensen (FC Midtjylland) bereits unter Dach und Fach.