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Jan Koller feiert seinen 50. Geburtstag: Die denkwürdigsten Momente der BVB-Legende

Tomáš Rambousek / Micha Pesseg
Koller bei seinem Abschied aus Dortmund
Koller bei seinem Abschied aus DortmundProfimedia
Für moderne Ohren klingt die Geschichte von Jan Koller wie aus einem Märchen. Wie der über 2 Meter große Stürmer von einer kleinen Gemeinde im südlichen Böhmen aus die Welt eroberte – ist das überhaupt noch möglich? Bis heute ist er der beste Torschütze der tschechischen Fußball-Nationalmannschaft. Am Donnerstag wird Koller 50 Jahre alt. Er ist eine Legende und Kult. Nicht nur in seiner Heimat, sondern auch in der Bundesliga.

Seine Spielweise war außergewöhnlich und originell. Jan Koller hatte einen riesigen und oft unbeholfen wirkenden Körper. Zu seiner Anfangszeit bei Sparta Prag brachte er die Fans zum Lachen. Doch das sollte bald vorüber sein. Ihn zeichneten unterschiedliche Qualitäten aus. Er war schnell, wendig und schoss trotz seiner Größe nicht nur Kopfballtore.

Dino – so sein Spitzname in der Tschechischen Republik– konnte mit links und rechts Treffer erzielen, war vor dem gegnerischen Kasten eiskalt und präzise und vergaß auch nie auf seine Mitspieler. Wir begleiten euch durch eine Reihe von Momenten in Kollers Karriere, die einfach unvergesslich bleiben.

Sparta Prag: Ein Dorfkind auf der großen Bühne

Es war ein schwieriger Anfang. In der Kabine von Sparta Prag wurde er nicht gerade ideal aufgenommen. Die Großstadt und ihre Gewohnheiten waren für den damals 21-Jährigen eine fremde Welt. Er wurde in Smetanova Lhota geboren. Einer winzigen Gemeinde im Süden des Landes, mit gerade einmal 267 Einwohnern. 

Als sich Sparta im Frühjahr 1994/95 auch noch von der deutschen Trainerikone Hans-Jürgen Sundermann trennte – jenem Mann, der Koller erstmals in einem Ligaspiel eingesetzt hatte –, stand dem schlaksigen Angreifer im weinroten Trikot schätzungsweise eine düstere Zukunft bevor. Doch der machte das Beste aus der Situation, erregte auch die Aufmerksamkeit von Sundermanns Nachfolger Josef Jarabinski.

In seinem vierten Ligaspiel erzielte Koller sein erstes Ligator. In der 68. Minute, beim Stand von 1:1 gegen den Stadtrivalen Bohemians, nahm der Trainer den späteren Weltfußballer Pavel Nedved vom Platz und brachte den langen Kerl aus dem Süden Böhmens. Nach zwei Minuten gab es einen Eckball für Sparta. Koller hielt die Rübe hin, erzielte das Siegtor.

Koller bei einem Benefizspiel für Sparta Prag im Jahr 2022
Koller bei einem Benefizspiel für Sparta Prag im Jahr 2022Profimedia

Danach führte er sein erstes Interview als Profi-Fußballer. Erstmals wurden ein Mikrofon und eine Kamera auf ihn gerichtet. Mit dem üblichen Fußballjargon tat sich Koller schwer. Dementsprechend sorgte es beim tschechischen Publikum für Erheiterung. Es trug nicht wenig dazu bei, dass sich der Name Jan Koller zu einer Marke entwickelt. 

Sparta hatte auf den großen Rivalen Slavia noch immer sieben Punkte Rückstand. Am Ende der Saison und einen famosen Frühjahresdurchgang später sollte man sich doch noch den Titel holen.

RSC Anderlecht: Geschenk für Radzinski

Nur zwei Jahre nach seinem Debüt entschied sich Koller zu einem Wechsel in die Belgische Liga. Beim SC Lokeren traf er regelmäßig, also ließ das Angebot vom Spitzenverein RSC Anderlecht nicht lange auf sich warten.

In seinem ersten Jahr für die Violetten schoss er gleich 20 Tore und wurde bester Torschütze seiner Mannschaft. Viele dieser Treffer wurden von Tomasz Radzinski vorbereitet. Der Kanadier mit polnischen Wurzeln spielte unter anderem auch für den VfL Osnabrück. Er war für seine Übersicht ebenso berüchtigt wie für seinen feinen Abschluss.

In der zweiten gemeinsamen Saison lieferten sich der böhmische Riese und der flinke Kanadier ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel als Torschützenkönig. Koller hatte Radzinski versprochen, ihn in dieser Kategorie nicht zu überholen. Am letzten Spieltag traf er im vorletzten Spiel gegen Aalst, zog somit in der Torschützenliste mit seinem Teamkollegen gleich. Beide standen nun bei 22 Treffern.

Spät im Spiel gab es eine Situation, in der beide auf den gegnerischen Torhüter loszogen. Koller – der bereits 98/99 für Lokeren bester Torschütze der Liga wurde – schloss nicht selbst ab, sondern passte zu Radzinski. Somit lag der Kanadier mit 23 Toren wieder in Führung. Der überschüttete den Tschechen noch Jahre später mit viel Lob: "Er ist ein Mensch, der alles für dich tun würde. Nirgendwo auf der Welt gibt es einen netteren Menschen, der mehr als zwei Meter groß ist."

Borussia Dortmund: UEFA-Pokal-Finale und Real Madrid

Von Belgien aus wechselte Koller nach Deutschland, wo er sich seinem tschechischen Teamkollegen Tomas Rosicky bei Borussia Dortmund anschloss. Gleich in seiner ersten Saison wurde er Deutscher Meister und schaffte es mit der Borussia bis ins Finale des damaligen UEFA-Pokals.

In diesem traf Koller mit einem herrlichen Schuss aus 20 Metern. Der Ball landete genau im Kreuzeck. Mehr als der Anschlusstreffer sollte das aber nicht sein. Die Begegnung endete mit 2:3, Feyenoord stemmte den Pokal in die Höhe.

Auch in der Champions League zeigte er sich treffsicher. In der Saison 2002/03 sollte für Dortmund in zwölf Begegnungen acht Treffer erzielen. Damals gab es nach der Gruppenphase noch einen Play-off-Modus. In Gruppe 3 traf man auf Titelverteidiger Real Madrid, Lok Moskau und den späteren Titelgewinner AC Milan.

Insbesondere gegen die Königlichen bewies er sein ganzes Können, traf in beiden Aufeinandertreffen. Sowohl im Westfalenstadion, als auch im Bernabeu brachte er den BVB mit 1:0 in Führung. Am Ende stand es zwar nur 1:2 bzw. 1:1. In Erinnerung blieben seine Tore natürlich trotzdem.

Ein Stürmer als Torhüter der Runde

Duelle zwischen Bayern München und Borussia Dortmund stellen in Deutschland ein absolutes Gipfeltreffen dar. Das wird am Samstag (18:30 Uhr, live mitverfolgen in der Flashscore Audioreportage!) so sein und das war auch im November 2002 so. Der Klassiker zwischen dem Tabellenersten und Tabellenzweiten neigte sich der Schlussphase zu. Jens Lehmann hatte einen seiner hitzigen Tage erwischt. Er beschwerte sich etwas zu laut beim Schiedsrichter Und sah folgerichtig die Gelb-Rote Karte.

Was kurios war. Denn nach dem Ausschluss von Torsten Frings befanden sich die Borussen bereits in Unterzahl. Es stand 2:1 für die Bayern, Dortmund hatte sein Wechselkontingent bereits ausgeschöpft. Auf der Suche nach einem Feldspieler, der Lehmanns Aufgabe übernehmen könnte, fiel die Wahl rasch auf Jan Koller. Er nahm seinem Torhüter kurzerhand das Trikot und die Handschuhe ab.

Koller war eben immer da, wenn man ihn brauchte
Koller war eben immer da, wenn man ihn brauchteProfimedia

"Er hat uns vorher gesagt, dass er beim Eishockey manchmal ins Tor geht. Und er hatte einen idealen Körperbau für einen Torwart. Außerdem wollte gegen die Bayern sonst niemand ins Tor gehen", erinnert sich BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke an diesen besonderen Moment.

Und Koller war nicht zu bremsen. Dortmund schaffte es zwar nicht, den Spielstand zu drehen. Allerdings machte er so gut wie alles richtig. Er schnappte dem in den Strafraum eindringenden Hasan Salihamidzic die Pille gekonnt vom Fuß und parierte auch einen Fernschuss von Michael Ballack glänzend.

Von den Journalisten des Fachmagazins kicker wurde er daraufhin zum Torhüter der Runde gewählt. Ein absolutes Novum. "Der Kicker ist ein renommiertes Magazin, die das sehr ernst nehmen. Das hat mich sehr gefreut", erinnert sich Koller im Gespräch mit Flashscore.

Tschechische Nationalmannschaft: Episches Duell mit den Niederlanden

Viele tschechische Fans halten dieses Spiel für das beste in der Geschichte ihrer Nationalmannschaft. Ein denkwürdiges Comeback, von 0:2 auf 3:2. Und das gegen eine Spitzennation wie die Niederlande, in einem entscheidenden Spiel in der Gruppenphase der EM 2004. 

Was zu einem Großteil das Werk der Systemumstellungen von Trainerlegende Karel Brückner war, ist auch Jan Koller zu verdanken. Schon vor der Pause verkürzte er nach Zuspiel von Milan Baroš aus 1:2. In der zweiten Halbzeit legte er für seinen Sturmpartner unnachahmlich per Brust auf. Baroš bezwang Edwin van der Sar mit einem kräftigen Volleyschuss. Vladimir Smicer sorgte wenige Minuten vor Ende der regulären Spielzeit für den Siegestreffer.

Das Tor zum 2:2 gehört mit Sicherheit zu den schönsten in der tschechischen Fußballgeschichte. Koller offenbarte einmal mehr, dass er mehr war als nur ein Zielspieler. Er bewies perfekte Übersicht und das nötige Gespür für den finalen Pass. Die niederländische Abwehrikone Jaap Stam beklagte sich nach dem Abpfiff über Kollers Spielweise. Er hatte sich so unberechenbar über den Platz bewegt, dass es Stam einfach unmöglich war, ihn permanent in Schach zu halten.

Im Halbfinale endete Tschechiens Weg im Turnier. Man unterlag dem späteren Europameister Griechenland. Koller spielte noch bei der Weltmeisterschaft 2006 in seiner Wahlheimat Deutschland und war auch bei der Europameisterschaft weitere zwei Jahre später dabei. Insgesamt bestritt er 91 Spiele für die Tschechische Republik und schoss dabei 55 Tore. Kein anderer Spieler kam auch nur annähernd an diese Zahl heran.

Und auch der Bundesliga blieb der Gigant aus dem kleinen Dorf in Südböhmen bestens in Erinnerung. Für Dortmund und später den 1. FC Nürnberg absolvierte er 152 Bundesliga-Einsätze. In diesen erzielte er 61 Tore und legte 31 weitere Treffer auf. Seine Karriere ließ er 2011 im schönen Südfrankreich bei AS Cannes ausklingen.

Heute feiert Koller seinen 50. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich zum Jubiläum und bedanken uns für viele einzigartige Tore und Momente.