Investoren-Proteste: DFL tritt in Dialog mit den Fans - Neuabstimmung möglich
Nicht im Sinne des Sports und des Fair Play sei jedoch, wenn Protest "zulasten der Mannschaften und des sportlichen Wettbewerbs" gehe und Spiele nicht regulär ausgetragen werden können: "Das beeinträchtigt nicht zuletzt Millionen Fans."
Die DFL beharrt in der immer heftiger umstrittenen Investorenfrage auf ihren Argumenten, lädt die Fans aber zum Dialog ein. Die Proteste gegen eine "strategische Partnerschaft" (DFL) und damit der Beteiligung eines Investors an künftigen Einnahmen hatten zuletzt Dynamik gewonnen. Am vergangenen Samstag erzwangen Fans von Hertha BSC in der 2. Liga mit einem Tennisball-Regen eine mehr als 30-minütige Unterbrechung des Topspiels gegen den Hamburger SV. Auch in der Bundesliga wurden mehrere Spiele unterbrochen, allerdings deutlich kürzer.
DFL: 50+1 "nicht in Gefahr"
Die DFL erklärte, ihr Präsidium habe "Vertreterinnen und Vertreter bundesweiter Fanorganisationen und der Bündnisse der Fanszenen" am Donnerstag zu weiteren Gesprächen eingeladen. Nicht jeder Austausch könne garantieren, dass alle Gesprächspartner im Anschluss einer Meinung seien: "Sowohl die DFL als auch die Klubs respektieren, wenn Fangruppierungen das gewählte Modell ablehnen. Allerdings gehört zu einem sportlichen Umgang untereinander, dass die Argumente des Gegenübers gehört werden."
Es folgten ausführliche Erläuterungen zu mehreren Kritikpunkten. Die DFL strebe eine nachhaltig positive Entwicklung an, die Vermarktungspartnerschaft stärke die Bundesligen und komme allen Klubs zugute. Sie umfasse "notwendige Investitionen in die langfristige Weiterentwicklung, um die sogenannte Zentralvermarktung der beiden Ligen zu stärken".
Dies trage zur finanziellen Absicherung aller Vereine bei. Der Partner bzw. Investor - im Rennen sind noch CVC und Blackstone - erhalte "keinen Einfluss auf den sportlichen Wettbewerb, Anstoßzeiten, Spielorte, Ligazusammensetzung oder andere sportliche Fragen". Das Modell 50+1 sei nicht in Gefahr, es gebe "keinen Anlass für "Horrorszenarien".
Bewegung für Neuabstimmung: Der Druck steigt
Unterdessen gewinnt eine Bewegung für eine Neuabstimmung immer mehr Dynamik. Mindestens fünf der 36 DFL-Vereine haben sich bis zum Donnerstagnachmittag dafür ausgesprochen oder offen dafür gezeigt, nochmals - und diesmal transparent - ein Votum abzugeben.
"Wir sind weiterhin der Auffassung, dass die Abstimmung im Dezember illegitim war und nachvollziehbar wiederholt werden muss", sagte Robin Krakau, Vorstand des Muttervereins von Hannover 96, dem NDR. "Die Stimme aus Hannover sollte dabei von vornherein als Nein gewertet werden."
Schließlich war die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit mit 24 Stimmen zustande gekommen - wobei offen blieb, ob 96-Investor Martin Kind die Weisung des Vereins umgesetzt hat, gegen das Projekt zu stimmen. Dies hätte das Ergebnis möglicherweise gekippt.
Nach Hannover und Präsident Claus Vogt vom VfB Stuttgart fordert inzwischen auch dessen Amtskollege Dirk Zingler (Union Berlin) eine Wiederholung der geheim durchgeführten Abstimmung. "Wir tun hier etwas, was es im deutschen Profifußball noch nie gegeben hat und was ihn verändern wird. Wenn wir damit Erfolg haben wollen (...), darf es keinerlei Zweifel an der Rechtmäßigkeit der dafür notwendigen Abstimmungen geben", sagte Zingler der Welt.
Der Karlsruher SC schloss sich an: Er befürwortet "ganz klar eine erneute Abstimmung. Bei einer so wichtigen und langfristigen Entscheidung dürfen keine Zweifel aufkommen, ob die demokratische Meinungsbildung korrekt zustande gekommen ist", sagte Geschäftsführer Michael Becker.
Der VfL Osnabrück fordert, dass es "jenseits von Personenwahlen zukünftig keine geheimen Abstimmungen geben sollte". Der "als intransparent wahrgenommene Prozess" rufe Kritik hervor, betonte Geschäftsführer Michael Welling. Hertha BSC zeigt ebenfalls Sympathien dafür, "sich mit dem Prozedere der Abstimmung in transparentem Rahmen" auseinanderzusetzen, ergo: neu abzustimmen.