Hugo Ekitike: Ein echtes Wunderkind und Frankfurts neuer Rekordeinkauf
Bereits vor der Partie gegen Augsburg hatte Dino Toppmöller angekündigt, dass Hugo Ekitike gute Chancen auf einen Startelfeinsatz hat. Die Belohnung für eine ordentliche Leistung in der Vorwoche, als sich die SGE beim VfB Stuttgart blamiert hatte (0:3-Niederlage).
Der 21-jährige Franzose stand in der Bringschuld. Bei PSG spielte er kaum noch eine Rolle, seine Verletzungshistorie ist lang und teils etwas mysteriös. Sein Talent aber ist unbestritten. Umsonst schafft man es nicht in den mit Stars prall gefüllten Kader des französischen Serienmeisters. Bevor er 2022 in die Hauptstadt wechselte, hatte er bei Stade Reims auf sich aufmerksam gemacht, für den Mittelständler erzielte er zehn Saisontore - als 19-Jähriger.
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Krösche blieb hartnäckig
Sportdirektor Markus Krösche hatte den Deal eingefädelt. Eigentlich sollte Ekitike bereits im vergangenen Sommer nach Frankfurt wechseln. Ein Blick auf die Krankenakte, Restzweifel kommen auf, das Zögern um Randal Kolo Muani - im ersten Anlauf zerschlug sich der Transfer. Für Kolo Muani jedoch fand man am Deadline Day die passende Lösung, die SGE verzichtet auf einen Teil der ursprünglichen Ablöseforderung, um die diplomatischen Beziehungen mit den Parisern nicht zu beschädigen.
Ein strategischer Schachzug, der sich auszahlen sollte: Im zweiten Anlauf klappte der Transfer. Diesmal der Deadline Day in der Winterperiode. PSG lässt sich auf einen Deal ein, der im Zweifelsfall eher Frankfurt zugutekommt. Leihe mit Kaufoption - aus Sicht der SGE eine absolute Ideallösung, weil nur ein verhältnismäßig geringes wirtschaftliches Risiko besteht. Misslungene Deals darf man sich nur bedingt erlauben.
Doch Ekitikes Gesundheitszustand - das sollte sich schnell herausstellen - war tatsächlich besorgniserregend. Das Gelingen des Transfers wurde erst in allerletzter Minute an die DFL übermittelt, der Öffentlichkeit gegenüber wurde er erst eine Stunde nach Ende der offiziellen Registrierungsperiode bestätigt. Stundenlang befand sich der Franzose beim Medizincheck - was wohl kein Zufall war.
Es sollte dauern, bis Ekitike den deutschen Bundesliga-Fans sein Können zeigen durfte. Er beanspruchte Eingewöhnungszeit, obwohl Zeit in der damaligen Situation nicht vorhanden war. Mit Omar Marmoush und Fares Chaibi waren die zwei stärksten Offensivspieler für den Afrika-Cup abgestellt worden. Spätestens nach der schweren Kreuzbandverletzung von Sasa Kalajdzic ging die Geduld von Trainer Toppmöller und Sportdirektor Krösche schrittweise verloren.
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Startelf gegen Augsburg - Große Chance für ein großes Talent
Ekitike drohte, ein ewiges Wunderkind zu werden. Ein Megatalent, das kaum jemand spielen gesehen hat. Seine physische Anfälligkeit, seine Trainingseinstellung und sein Hang zur Extravaganz machte seine Integration in Frankfurt zunächst etwas schwierig.
Am Freitag allerdings nutzte Hugo Ekitike seine große Chance. Im Heimspiel gegen den FC Augsburg durfte er sich von Anfang an beweisen. In der ersten Halbzeit war ihm die mangelnde Spielpraxis anzumerken. Ekitike versuchte, alles perfekt zu machen. Ein Übersteiger nahe dem eigenen Strafraum endete in einem bösen Ballverlust, der zwar nicht mit einem Gegentor bestrafte wurde, aber Toppmöller in Rage brachte. Zurecht.
Die PSG-Leihgabe schien in erster Linie für sich selbst, nicht für die Mannschaft zu spielen. Ekitike wirkte isoliert und zusätzlich durch jeden Fehler verunsichert. Eine toxische Gefühlsmischung. Unterstützung von den Mitspielern gab es nicht. Nach vier sieglosen Bundesliga-Partien in Folge war die Mannschaft extrem verunsichert, zumal im Verein bereits seit Wochen eine gewisse Verunsicherung zu spüren ist.
Das Heimspiel gegen Augsburg hatte für die SGE große Bedeutung. Durch den 3:1-Sieg hat man Tabellenplatz sechs vorerst abgesichert, im Idealfall nimmt man in der kommenden Saison am hessischen Lieblingsbewerb teil, an der Europa League, welche man 2022 sensationell gewinnen konnte.
Dann kam sein großer Moment
Hugo Ekitike wurde nicht zur Halbzeitpause ausgewechselt, trotz einer schwachen Leistung, obwohl sein Team 0:1 in Rückstand geraten war. Dino Toppmöllers Entscheidung sollte belohnt werden. Zunächst erzielte Chaibi in der 55. Minute den Ausgleich, sechs Minuten später kam Ekitikes großer Moment.
Beinahe verstolperte er erneut die Kugel, doch er blieb in der Aktion und ließ keine Sekunde locker. Plötzlich hatte er nur noch die Augen auf dem Ball, streichelte das Spielgerät, brachte sich in die perfekte Abschlussposition und versenkte die Kugel im Netz. Ein strammer Schuss, präzise wie Wilhelm Tell zu seinen besten Zeiten.
Es war der entscheidende Treffer zur 2:1-Führung. In der Schlussphase sollte Marmoush noch den 3:1-Endstand besorgen, doch der Ägypter war nach einem Konter in der Nachspielzeit aufs leere Tor zugelaufen und hatte minimale Gegenwehr. Ohne Ekitikes Treffer, ohne seine hohe Abschlussfähigkeit - im aktuellen SGE-Kader ist diese Fähigkeit einzigartig - hätte Frankfurt diese Partie höchstwahrscheinlich nicht gewonnen. Und müsste sich weiterhin Sorgen machen, in der Tabelle von Augsburg überholt zu werden.
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Mehr als nur eine Leihe?
Als Hugo Ekitike in der 78. Minute ausgetauscht wurde, wusste die gesamte Bundesliga von seinem Talent Bescheid. Sein Treffer wird in zahlreichen Highlight-Reels gezeigt werden, wird in Podcasts besprochen und von Twitter-Usern gefeiert werden. Ekitike kann nicht mehr ignoriert werden. Dafür war diese Aktion einfach zu stark, dafür ist seine Story einfach zu schön.
Eine Woche nach dem 3:1-Sieg gegen Augsburg wurde der Transfer endgültig Realität. Eintracht Frankfurt hat den französischen Wunderstürmer zum neuen Rekordeinkauf des Vereins gemacht und die vertraglich fixierte Kaufoption gezogen. Kolportiert wird eine Ablösesumme von rund 30 Millionen Euro.
Hugo hat in seinen bisherigen Einsätzen angedeutet, welche Qualität in ihm steckt", sagte Sportvorstand Markus Krösche: "Wir sind von seinem großen Potenzial fest überzeugt und freuen uns darauf, ihn über die aktuelle Saison hinaus im Eintracht-Trikot zu sehen."
Schon Anfang Februar hatte Krösche von Ekitikes Talent geschwärmt: "Wir waren bereits im Sommer überzeugt von ihm und haben den Gedanken nicht verworfen." Ein Satz, der im schnelllebigen Fußball-Geschäft fast einzigartig ist. Zahlt sich Geduld etwa aus? Falls Ekitike die nun begonnene Erfolgsgeschichte in Frankfurt fortsetzt, ist die Antwort einfach: Ja, Geduld zahlt sich aus.