Harte Strafen gegen Rapid Wien: Österreichs Liga im "Kampf gegen Diskriminierung"
Präsident Alexander Wrabetz von Rapid Wien rang sichtlich mit der richtigen Wortwahl. "Wir haben einen historischen Sieg gegen unseren Stadtrivalen errungen und das ausgiebig gefeiert. Dabei ist jedoch einiges schiefgelaufen", sagte der 63-Jährige am Dienstag: "Wir nehmen das Thema sehr ernst und wollen die Sensibilität dafür erhöhen, dass diese Dinge keinen Platz im Fußball haben."
Konkret geht es dabei um homophobe Gesänge, angestimmt von den Spielern des österreichischen Fußball-Rekordmeisters um die Ex-Schalker Guido Burgstaller und Werder Bremens Sommer-Neuzugang Marco Grüll nach dem Derbysieg gegen Austria (3:0). Geschäftsführer Steffen Hofmann ließ sich obendrein zu Beleidigungen gegen den Stadtrivalen hinreißen.
Kein Platz für Diskriminierung
Die österreichische Bundesliga rief daher am Montagabend bei der Verkündung der Urteile zum "Kampf gegen Diskriminierung jeder Art" auf und verhängte teils drastische Strafen gegen die beteiligten Personen. Außerdem werden dem Verein drei Punkte abgezogen, sollte es innerhalb der nächsten zwei Jahre zu weiteren Vorfällen kommen.
Geschäftsführer Hofmann erhielt eine Funktionssperre von zwei Monaten, Co-Trainer Stefan Kulovits muss dem Spielbetrieb sogar drei Monate fernbleiben. Jeweils ein Monat ist davon zur Bewährung ausgesetzt.
Dazu muss Rapid in der entscheidenden Partie bei Austria Klagenfurt am letzten Hauptrundenspieltag - und teilweise weit darüber hinaus - auf gleich fünf Spieler verzichten. Burgstaller und Grüll wurden wegen Diskriminierung für drei Spiele gesperrt, Thorsten Schick muss zwei Partien zuschauen. Drei weitere Spiele auf Bewährung bis 2026 kommen jeweils hinzu.
Auch Innenverteidiger Maximilian Hofmann und Torwart Niklas Hedl bekamen wegen der Verletzung des Fairplay-Gedankens Sperren von jeweils einer Partie sowie einer weiteren auf Bewährung. Alle beteiligten Akteure müssen zudem innerhalb eines Jahres an drei Workshops in Schulen zum Thema Diskriminierung teilnehmen.
Das schmeckt dem Tabellensechsten im Liga-Endspurt überhaupt nicht, Rapid kündigte am Dienstag Protest gegen die Sperren an. Da die Entschuldigungen der beteiligten Akteure sowie der Maßnahmenkatalog nach den Geschehnissen im Derby vom Senat anerkannt worden seien, fühle sich der Klub übermäßig bestraft, sagte Wrabetz.
"Leitbild nicht großflächig präsent"
Als weitere Begründung führte der Präsident einen ähnlichen Vorfall bei Paris St. Germain im September 2023 an. Damals waren ein Quartett des französischen Meisters um die ehemaligen Bundesligaprofis Ousmane Dembele, Achraf Hakimi und Randal Kolo Muani nach homophoben Gesängen lediglich mit einem Spiel Sperre auf Bewährung belegt worden.
Es gleicht einem Drahtseilakt. Rapid will Verantwortung übernehmen. Die Entgleisungen würden zeigen, "dass unser Leitbild nicht großflächig präsent ist, wir Veränderungen anstoßen und Lernprozesse in Gang bringen müssen", sagte Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger: "Das geht nur mit Strukturveränderungen."
Dennoch will der Klub die Rolle als Sündenbock nicht kommentarlos hinnehmen. "Es ist auch ganz klar, dass die Spieler keine homophobe Einstellung haben. Das muss man schon auseinanderhalten", sagte Wrabetz. Auch bei Mitgliedern und Fans gebe es laut Wrabetz "keine homophoben Einstellungen oder Aktivitäten".