Dortmunder Fans feiern die "lebende Legende" Marco Reus
Marco Reus zierte sich ein wenig. Erst nach einem kräftigen Schubser von Karim Adeyemi stand die "lebende Legende" von Borussia Dortmund alleine vor der Gelben Wand und genoss sichtlich gerührt die Gesänge und Sprechchöre der Fans auf der bebenden Südtribüne.
"Dass die Jungs jemanden nach vorne rufen, den Namen lautstark rufen, das ist mit nichts zu ersetzen. Ich bin unfassbar dankbar. Es ist unbeschreiblich", sagte Reus und begab sich im Anschluss nach dem vorletzten Heimspiel im Trikot des BVB auf eine Ehrenrunde mit seinen Kindern.
Ein Tor, zwei Vorlagen - einen Tag nachdem die Trennung zwischen Reus und dem Verein im Sommer verkündet worden war, trumpfte der langjährige Kapitän beim 5:1 (4:1) gegen den FC Augsburg groß auf. Trainer Edin Terzic stimmte danach ein Loblied auf den 34-Jährigen an. "Marco ist eine lebende Legende hier. Ich bin stolz, Trainer von Marco Reus sein zu dürfen", sagte Terzic.
Als Hauptgrund für den Abschied am Saisonende nannte Terzic das Alter seiner Nummer elf. "Ich habe leider keine Fernbedienung oder Stoppuhr, die verhindert, dass er am Ende des Monats 35 Jahre alt wird", sagte der Coach, der die Leistung von Reus gegen den defensiv überforderten FCA als "Extraklasse" einstufte.
Das sahen auch die Fans so, die schon die Auswechslung von Reus mit Jubelstürmen begleitet hatten. "Das hat er sich mehr als verdient", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl. Reus sei schließlich "einer der größten Spieler, die dieser Klub hervorgebracht hat". Beim BVB habe Reus "seine eigene Geschichte geschrieben".
Finaleinzug als Geschenk
Und ein erfolgreiches Kapitel soll noch folgen. Am Ende seiner ersten Saison 2012/13 stand der Offensivspieler mit der Borussia in London im Champions-League-Endspiel gegen Bayern München (1:2). Jetzt will Reus im Finale der Königsklasse erneut auf dem Rasen im Fußball-Tempel Wembley stehen. "Ich hoffe, dass wir uns am 1. Juni dann noch in London sehen und hoffentlich noch mehr Grund zu feiern haben", sagte Reus bei Sky.
Am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) steht aber zunächst das Halbfinal-Rückspiel bei Paris St. Germain an (Hinspiel: 1:0). "Ich wünsche mir, dass die Marco-Reus-Festspiele noch einen Monat dauern", äußerte Terzic mit Blick auf das mögliche Endspiel. "Wir haben noch ein bisschen was vor uns", ergänzte Kehl.
Gegen Augsburg schonte Terzic dafür zahlreiche Stammspieler, im Gegensatz zum Hinspiel gegen Paris änderte er seine Mannschaft auf zehn Positionen. Reus dürfte im Pariser Prinzenpark zunächst wieder auf der Bank sitzen. Ein Dauerzustand ist das für ihn nicht. "Ich liebe es, auf dem Platz zu stehen. Dementsprechend will ich natürlich meine Karriere auch nicht beenden, sondern ich will weiterspielen", sagte Reus.
Wo er seine Laufbahn fortsetzt, darüber wird in den nächsten Wochen entschieden. Zunächst will er sich der Mann, der nie deutscher Meister wurde, mit dem größtmöglichen Vereinstitel aus Dortmund verabschieden. Und dann dürfte er auch ohne Adeyemis Hilfe vor die Fans treten.