Bundesliga Konferenz: Die Hoffnung lebt – Heimsieg für die Hertha
Hertha BSC vs. VfB Stuttgart 2:1
Abstiegskampf pur im Berliner Olympiastadion! Und ein wichtiges Lebenszeichen der Hertha. Nur noch drei Punkte fehlen den Hauptstädter auf den Relegationsplatz.
Auf beiden Seiten war die Begegnung von individuellen Fehlern und Schwächen im Spielaufbau geprägt. In eigenem Ballbesitz gelang den Stuttgartern viel zu selten entscheidender Raumgewinn. Ganz nach den Vorstellungen von Pal Dardai verteidigte die Hertha engagiert und mit entschiedener Robustheit. Dementsprechend entwickelte sich ein für die Zuseher lange sehr unterhaltsames Spiel.
In der 11. Minute sorgte Lucas Tousart erstmals für ein heftiges Raunen im Olympiastadion. Seine technisch anspruchsvolle Direktabnahme vom Strafraumrand ging knapp am Kasten von Fabian Bredlow vorbei. Vier Minuten später machte Dan-Axel Zagadou den Berlinern ein erstes Gastgeschenk. Seine Klärungsaktion landete direkt vor den Füßen von Stevan Jovetic. Handlungsschnell setzte er Dodi Lukebakio in Szene. Dessen Abschluss ließ aber ebenfalls die nötige Präzision vermissen.
In der 30. Minute machte es Abwehrchef Marc-Oliver Kempf besser. Zunächst misslang Marco Richter ein Eckstoß, Borna Sosa war mit dem Kopf dran. Die Kugel wurde zu Tousart abgelenkt. Der Franzose reagierte sofort, setzte Richter ein. Dessen Hereingabe wuchtete der Ex-Stuttgart Kempf an den Pfosten. Von dort sprang der Ball in die Maschen. VfB-Torhüter Bredlow konnte nur noch verdutzt hinterherblicken.
Startschuss der großen blau-weißen Wende? Noch nicht. Erst einmal mimte Serhou Guirassy den Spielverderber. Oliver Christensen unternahm einen völlig unnötigen Ausflug. Anstatt Josha Vagnoman die Kugel vom Fuß zu spitzeln, verschaffte er diesem viel Platz für eine Hereingabe auf den zentral positionierten Guirassy. Stuttgarts Topstürmer blieb cool und erzielte den 1:1-Ausgleich (38.).
Kurz vor der Pause sollte Florian Niederlechner mit seinem ersten Treffer für Hertha BSC aber das Abstiegsgespenst aus dem Westend vertreiben. Zumindest bis zum nächsten Spieltag. Nach Freistoßflanke von Lukebakio rutschte Niederlechner ideal ein, fälschte die Kugel entscheidend ab.
Das 2:1 diente der Alten Dame als Grundlage für eine erfolgreich gestaltete zweite Halbzeit. Klarer Fokus auf Konter, weiterhin knochenhartes Verteidigen im Abwehrdrittel. Hat Pal Dardai die richtigen Hebel gedrückt? Der erste Sieg seit Februar ist jedenfalls beschlossene Sache. Einen starken Schuss von Vagnoman kratzte Hertha-Torhüter Christensen großartig aus dem Winkel.
SC Freiburg vs. RB Leipzig 0:1
Auch im zweiten Versuch scheiterte der SC Freiburg am Unterfangen, sich der großen individuellen Qualität von RB Leipzig entgegenzustemmen. Auf das 5:1 im DFB Pokal folgte ein verdienter 1:0-Auswärtssieg. Vorläufig befinden sich die Roten Bullen dadurch auf dem dritten Tabellenplatz und auf klarem Kurs Richtung Champions League.
Leipzig kontrollierte von Anfang an das Geschehen, erarbeitete sich innerhalb der ersten 17 Minuten zahlreiche Großchancen. Wahlweise entschieden sich die Sachsen aber für zu verschnörkelte Abschlussvarianten, wahlweise war der viel beschäftigte Freiburg-Torwart Mark Flekken zur Stelle.
In der zweiten Halbzeit gelang es den Breisgauern anfangs, Leipzig auf das eigenen Niveau herabzuziehen. Die Torchancen für die Gäste wurden rarer. Erst in der 73. Minute sorgte Kevin Kampl für die Entscheidung. Ein Billard-Tor: vom Oberschenkel Manuel Guldes sprang der Ball zum Slowenen. Diesen lupfte der Slowene gekonnt über Mark Flekken.
Schon in der Nachspielzeit wurde Leipzig-Schlussmann Janis Blaswich zur ersten Rettungstat gezwungen. Aus kurzer Distanz, mit einem Schuss aus der Drehung, verpasste es Freiburg-Ikone Nils Petersen den Ausgleich zu erzielen.
TSG Hoffenheim vs. Eintracht Frankfurt 3:1
Hoffenheim machte mit einem größtenteils ungefährdeten Heimsieg über Eintracht Frankfurt den vorzeitigen Klassenerhalt nahezu perfekt. Die Frankfurter müssen indes ihre Hoffnungen begraben, sich über die Bundesliga noch für das europäische Geschäft zu qualifizieren.
Die Hessen bestraften sich für einen inferioren Auftritt im ersten Durchgang selbst und warten bereits seit zehn Ligaspielen auf drei Punkte. Bereits zur Halbzeit lag man 3:0 zurück. Trainer Oliver Glasner handelte sich zudem kurz vor der Halbzeitpause wegen heftiger Kritik an Schiedsrichter Osmers eine Rote Karte ein.
Schon in der 8. Minute belohnte sich Hoffenheim erstmals für einen mutigen Auftritt. Dem aufgerückten Dennis Geiger ließ die SGE deutlich zu viel Raum. Seine Flanke landete am zweiten Pfosten, wo Christoph Baumgartner aus den Augen verloren wurde. Per Kopf erzielte der Österreicher sein siebtes Saisontor.
Die Gäste gaben darauf nicht die richtige Antwort und kamen im ersten Durchgang lediglich durch einen unplatzierten Fernschuss von Aurelio Buta (21.) zu einer Halbchance. In der 41. Minute ließ Daichi Kamada im eigenen Strafraum ungeschickt das Bein stehen, Torschütze Baumgartner nahm die Einladung an und fiel zu Boden. Leichte Entscheidung für Harm Osmers, der Referee zeigte sofort auf den Punkt.
Andrej Kramaric übernahm die Verantwortung. Der Kroate verzögerte beim Anlauf derart heftig, dass der geschlagene Kevin Trapp zu heftigen Protesten ansetzte. Diese blieben unerwidert, der Treffer sollte zählen. Was Oliver Glasner derart auf die Palme brachte, dass er wenige Minuten später voller Zorn einen zweiten Ball aufs Spielfeld warf. Osmers legte ihm das als grobe Undiszipliniertheit aus und zeigte dem SGE-Trainer glatt Rot.
Von der Bühne aus beobachtete der den nächsten groben Abwehrfehler seiner Mannschaft. Der lange Pfosten wurde erneut außer Acht gelassen. Ihlas Bebou erkannte das, stand goldrichtig und verwertete eine Flanke von Angelino noch vor der Pause zum 3:0.
Eine klare Angelegenheit also, die Stanley N'Soki mit einem brutalen Foul nochmals unnötig spannend machte. Tritt ins Gesicht des zur Halbzeit eingewechselten Paxten Aaronson. Der Weckruf für bis dahin schläfrige Frankfurter (48.). Abgeklärtes Verwalten der klaren Führung war für die Kraichgauer nun nicht länger möglich.
Oliver Baumann musste schon in Minute 54 hinter sich greifen. Einen Abschluss von Aaronson konnte er nur zur Seite abwehren, wo Mario Götze völlig freistand. Der Weltmeister von 2014 machte alles richtig und erzielte das zwischenzeitliche 3:1.
Danach verpassten es die Adler, die Überzahl entscheidend zu nutzen. Eine weitere harmlose Leistung der Frankfurter, welche trotz Einzug ins Pokalfinale die Kritik an Cheftrainer und Vereinsführung befeuern wird.
FC Augsburg vs. Union Berlin 1:0
Union Berlin hat im Rennen um die Champions-League-Plätze einen Dämpfer erlitten. Die Mannschaft von Trainer Urs Fischer verlor auswärts bei Angstgegner FC Augsburg mit 0:1 befindet sich nun im wegweisenden Topduell am kommenden Samstag gegen den direkten Konkurrenten SC Freiburg in Zugzwang. Für den FCA war es nach sieben Spielen ohne Sieg im Abstiegskampf der erhoffte und dringend benötigte Befreiungsschlag.
Der FCA startete trotz der prekären Tabellensituation selbstbewusst. Ohnehin hatte Trainer Enrico Maaßen schon vor dem Anpfiff zur Ruhe gemahnt. Man brauche "keine schlechte Stimmung. Wir haben alles in der eigenen Hand", sagte er.
Allerdings konnten sich die Berliner vom Augsburger Anfangsdruck schnell befreien. Es entwickelte sich ein Spiel mit vielen Zweikämpfen und guten Chancen für Union, das mehr und mehr die Initiative übernahm: Zweimal war Kevin Behrens (16./22.) bei Kopfbällen gefährlich. Zudem scheiterten Sheraldo Becker (27.) und Janik Haberer (28.) an Tomas Koubek.
Der FCA blieb dagegen weitgehend harmlos, hatte aber kurz vor der Pause trotzdem die Riesenchance zur Führung. Doch Dion Beljo traf nach einem schweren Patzer von Union-Keeper Frederik Rönnow nur das Außennetz.
Besser machte er es nach dem Wechsel. Nach Flanke von Ruben Vargas war Beljo mit einer anspruchsvollen Direktabnahme zur Stelle, profitierte dabei aber auch von erheblichen Lücken in der Union-Abwehr. Union zeigte sich geschockt. Es fehlten bei allem Bemühen die Ideen, der FCA stand zudem gut. Überhaupt wurden die Augsburger nun mutiger und hatten einige gute Schussmöglichkeiten.
Borussia Mönchengladbach vs. VfL Bochum 2:0
Bochums Cheftrainer Thomas Letsch musste zwei kurzfristige Ausfälle verkraften. Mit Spielmacher Kevin Stöger und Nebenmann Patrick Osterhage mussten zwei wichtige Mittelfeldspieler absagen. Letsch reagierte, indem er den nominellen Flügelspieler Takuma Asano in die Zentrale rücken ließ und Keven Schlotterbeck in die Startelf, Erhan Masovic jedoch ins defensive Mittelfeld beorderte.
Nach einer von beiden Seiten harmlosen Begegnung wurde das Fehlen der beiden Schlüsselspieler schnell offensichtlich. Mönchengladbach präsentierte sich ballsicher und nahm nach anfänglichen Schwierigkeiten auch die Zweikämpfe an – was noch vor der Pause zu zahlreichen Torchancen führen sollte.
In der 19. Minute kam Florian Neuhaus erstmals zu einem gefährlichen Abschluss. Nach kluger Ablage von Jonas Hofmann prüfte er das Talent von VfL-Torhüter Manuel Riemann. Der bestätigte seine starke Form und lenkte mit den Fingerspitzen zum Eckstoß ab. Drei Minuten später musste Abwehrchef Ivan Ordets in höchster Not eingreifen. In Minute 28 wiederum verpasste Manu Koné zweites Saisontor nur um wenige Zentimeter.
In der 35. Minute schließlich bestrafte Jonas Hofmann erstmals die Bochumer Unkonzentriertheiten. Panisch attackierten drei Spieler zeitgleich den ballführenden Ramy Bensebaini. Der Algerier ließ sich nicht beirren, schlug eine wunderbare Flanke auf Jonas Hofmann, der aus kurzer Distanz volley keine Probleme hatte und das 1:0 für die Borussia erzielte. Nathan Ngoumou traf kurz danach nur die Querlatte.
Der VfL kam verbessert aus der Pause, attackierte früher und fand in Person von Zielspieler Philipp Hofmann zwei riesige Chancen auf den Ausgleich vor.
Elvedi war nicht eng genug am Gegenspieler, Hofmanns Kopfball traf zunächst Aluminium – sofort schnappte sich Antwi-Adjei den Abpraller und versuchte, mit einer scharfen Flanke Simon Zoller in Szene zu setzen. Der verpasste knapp, über Umwege kam der Ball erneut zu Hofmann. Bochums Toptorschütze wurde entscheidend gestört (60.).
Mönchengladbach behielt im Großen und Ganzen die Kontrolle über das Spiel – belohnte sich hierfür allerdings erst spät mit dem zweiten Treffer. In der 78. Minute fand Ngoumou auf dem linken Flügel viel freien Raum vor, tankte sich bis in den Strafraum vor, scheiterte aber am erneut starken Riemann.
Erst in der Nachspielzeit sollte der eingewechselte Lars Stindl für den Knockout sorgen. Das entscheidende 2:0. Ohne Punkt treten die Bochumer die Heimreise an. Vorläufig rutscht der VfL somit auf einen direkten Abstiegsplatz ab.