125 Sekunden reichen: Joker Derrick Köhn lässt Werder jubeln
Aus Sicht des Trainers hatte Derrick Köhn einfach nur seinen Job erledigt. "Es gibt grundsätzlich bei uns die klare Anweisung, dass die Einwechselspieler zu treffen haben", sagte der Bremer Chefcoach Ole Werner - "nicht alle halten sich dran, aber Derrick hat das heute getan." Der typisch-norddeutsche Humor. Dabei wusste auch Werner natürlich, welch spezielle Vorgeschichte Köhns Siegtor gegen Mainz hatte.
Gerade einmal 125 Sekunden vor dem goldenen Treffer war Köhn von Werner am Sonntagabend aufs Feld geschickt worden, zu seinem ersten Bundesligaeinsatz überhaupt.
Es galt, nach dem Platzverweis für Kapitän Marco Friedl ein Remis über die Zeit zu retten. Dann sprintete der Linksverteidiger bei einem Konter über den ganzen Platz - und schoss wuchtig zum 2:1 ein. Ein "Gänsehaut"-Moment, wie Köhn nach dem ersten Bremer Saisonsieg erzählte.
Hannover 96 wartet noch auf Ablöse
Dabei hatten sich die Hanseaten die Dienste des 25-Jährigen erst Ende August am Deadline Day des Transferfensters gesichert. Der gebürtige Hamburger kam per Leihe von Galatasaray Istanbul - und ohne Bundesligaerfahrung.
Der türkische Hauptstadtklub wiederum hatte Köhn erst im Februar aus Hannover geholt, und dort wegen des Deals für mächtig Ärger gesorgt.
Bis zuletzt nämlich warteten die Niedersachsen auf einen Teil der insgesamt vier Millionen Euro Ablöse für ihren ehemaligen Spieler - und leiteten deshalb gar rechtliche Schritte ein. Ob die Rückkehr Köhns nach Deutschland die Hannoversche Kasse endlich füllt? Werder besitzt im kommenden Sommer eine Kaufoption über gut fünf Millionen Euro.
Für Köhn selbst dürften die Streitigkeiten nach seinem Traumeinstand erstmal zweitrangig sein. "So ein Debüt hinzulegen, ist sehr sehr schön", freute er sich. Der kommende Samstag bietet eine gute Gelegenheit, daran anzuknüpfen. Dann gastiert Bayern München im Weserstadion. Der Klub, für dessen zweite Mannschaft Köhn einst selbst drei Jahre lang gespielt hat.