Raul oder Fimpel? Schalker Trainersuche zwischen Champions League und Regionalliga
Falls sie scheitert - könnte der 35-jährige Fimpel dann nicht auch selbst als Chef weitermachen? "Ich habe null Gedanken für danach", sagte er vor seinem Debüt als Zweitligatrainer am Samstag (20.30 Uhr/Sport1 und Sky) bei Preußen Münster. Der kurzfristig beförderte Regionalliga-Coach der Schalker U23 soll aber eine mögliche B-Lösung sein, falls Raul absagt.
Zum Match-Center: Preußen Münster vs. FC Schalke 04
Viel größer könnte der Unterschied zwischen zwei Kandidaten für die Trainerbank nicht sein: Sekt oder Selters? Champions League oder Regionalliga? Wahrscheinlich aber vor allem: Träumerei oder Pragmatismus?
Fimpel als "unverbrauchte" Alternative
Fimpel, beim mit 168 Millionen Euro verschuldeten Klub vermutlich die günstigste Variante, hat die Möglichkeit, bis zur Länderspielpause Eigenwerbung zu betreiben. Erst in Münster, dann in der Arena gegen Hertha BSC. Dessen ist sich der Nachfolger des gefeuerten Karel Geraerts - nach dem 33. Trainerwechsel auf Schalke seit der Jahrtausendwende - bewusst. "Ich habe die Chance, neue Energie, neue Power reinzubringen", sagte er und betonte: "Ich bin unverbraucht."
Zumindest, was das Profigeschäft angeht. Bei Königsblau, wo zuletzt auf allen Ebenen enorme personelle Schnitte vorgenommen wurden, gehört er quasi zum Inventar. Der ehemalige Mittelfeldspieler, der in der Landesliga bei Borussia Lindenthal-Hohenlind kickte, als Raul am Ende seiner Spielerkarriere Schalke verzauberte, arbeitet seit 2013 als Nachwuchstrainer in Gelsenkirchen - und hat den Niedergang des einstigen Europapokal-Stammgastes hautnah miterlebt. "Damals habe ich noch Champions League geschaut, habe große Augen gemacht", sagte er schmunzelnd und fügte an: "Das ist nun mal die Entwicklung."
Während der Klub in den vergangenen fünf Jahren brutal bis in den Keller der zweiten Liga abstürzte, hat sich Fimpel hochgearbeitet, wird im Verein von allen Seiten gelobt, gilt als großes Talent. Als er 2022 zum U23-Coach befördert wurde, sprach der damalige Sportvorstand Peter Knäbel davon, dass man "auch eigene Trainer entwickeln" wolle. Zum Proficoach fehlt allerdings noch die Fußballlehrerlizenz. "Natürlich ist das ein Ziel", sagte Fimpel, "das dauert vielleicht ein Jahr oder zwei. Ohne das eine ist das andere nicht möglich." Eine Übergangslösung wäre es aber wohl.
Raul bereits angefragt?
Schalkes neuer starker Mann Ben Manga beschäftigt sich auf der Suche nach "seinem" ersten Trainer aber auch mit größeren Namen. Der Kaderplaner, der schon im Sommer Zweifel an Geraerts geäußert hatte, war vor kurzem mit Vorstandschef Matthias Tillmann in Madrid - angeblich nicht wegen Raul. Der einstige Weltstar, der zwischen 2010 und 2012 seine Karriere auf Schalke spektakulär in Bundesliga und Champions League ausklingen ließ, sieht nach Medienberichten als Trainer der zweiten Mannschaft von Real keine Perspektive und liebäugelt mit einem Wechsel.
Möglicherweise schaut auch er am Samstagabend genau hin, ob Fimpel in Münster den Schalker Absturz stoppen kann - und sich damit womöglich selbst als neuen Chef ins Gespräch bringt.