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"Oktober-Revolution": Club feuert sechs Profis - und steigt auf

SID
Der FCN hat eine große Historie.
Der FCN hat eine große Historie. ČTK / imago sportfotodienst / Sportfoto Zink / Wolfgang Zink
Der 1. FC Nürnberg hält vor 40 Jahren an seinem umstrittenen Trainer Heinz Höher fest, schmeißt stattdessen sechs Aufrührer raus - und steigt auf.

NNach einem dürftigen 1:1 gegen Rot-Weiß Oberhausen hatte Heinz Höher genug. Der eigenwillige Trainer des 1. FC Nürnberg bestellte seine Profis im Morgengrauen zum Rundenlaufen an den Valznerweiher, direkt an der großen Einfallsstraße Richtung Innenstadt. Die verwöhnten Fußballer sollten sehen, wieviele Menschen schon um 7.00 Uhr zur Arbeit fahren müssen.

Rudi Kargus, Udo Horsmann und Co. waren entsetzt. Sie zettelten im Anschluss an das ungewöhnliche (Straf-)Training noch in der Kabine eine Revolte gegen Höher an - der Rest ist Geschichte: Am 29. Oktober 1984 entließ der Club nicht etwa, wie von den Spielern vehement gefordert, den kritisierten Coach - sondern sechs Rädelsführer der "Oktober-Revolution".

Jener Eklat, der vor 40 Jahren deutschlandweit für Aufsehen gesorgt hatte und bis heute einmalig ist, sollte für den neunmaligen deutschen Meister sogar zum Glücksfall werden. Mit jungen Talenten wie Dieter Eckstein, Hans Dorfner oder Stefan Reuter stürmten die Franken aus dem Zweitliga-Mittelmaß sogar noch zum Aufstieg in die Bundesliga. Es folgten erfolgreiche Jahre, die in der Teilnahme am UEFA-Cup 1988 gipfelten.

Für Gerd Schmelzer, damaliger Präsident der Franken, sind die skandalösen Vorfälle auch heute noch der "pure Wahnsinn". Ungewöhnlich vor allem: "Ich bekam von alledem nichts mit. Als ich es hörte, war ich auf dem Weg nach München, da mich der Bayerische Rundfunk für Blickpunkt Sport als Interviewpartner angefragt hatte. Ich drehte sofort um", erzählte Schmelzer im Rückblick dem kicker.

"Sperre auf Lebenszeit"

Doch das Zerwürfnis zwischen Mannschaft und Trainer war da schon nicht mehr zu kitten, nachdem die Rebellen am Nachmittag ein eigenes Training organisiert und zuvor in den Nürnberger Zeitungsredaktionen sogar einen offenen Brief gegen Höher verteilt hatten. Höher stand mit fünf jugendlichen "Streikbrechern" zur gleichen Zeit beim Training - die Bilder gingen um die Welt.

Es sei ein Ereignis gewesen, so Schmelzer, "das einmalig bleiben wird. Im Zeitalter der Smartphones und Sozialen Medien wäre es zum Beispiel total undenkbar, dass der Großteil einer Profi-Mannschaft unter dem Radar der Öffentlichkeit ein eigenes Training organisiert."

Einmalig und undenkbar ist bis heute auch, dass Schmelzer an Höher festhielt - und vielmehr die Anstifter Kargus, Horsmann, Horst Weyerich, Stefan Lottermann, Detlef Krella und Manfred Walz rausschmiss. Die sechs Profis wurden mit einem Hausverbot belegt. Außerdem beantragte der Club beim DFB für die Revoluzzer eine "Sperre auf Lebenszeit". Alles wegen ein paar Strafrunden am frühen Morgen.