Erst die Mass stemmen, dann die Binde tragen: Giulia Gwinn soll zünftig anpacken
"Jetzt werden andere diese Lücke füllen und Führungsaufgaben übernehmen", sagte der Nachfolger von Horst Hrubesch nach dem angekündigten Abschied der langjährigen Anführerin Popp. Doch so reibungslos dürfte der Übergang beim zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameister kaum über die Bühne gehen. Eine neue Spielführerin, ein neuer Trainer, eine neue Abwehrchefin - drei Wochen vor dem Wück-Debüt am 25. Oktober in Wembley gegen Europameister England stehen spannende Personalfragen im Fokus.
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Hrubeschs Vorgängerin Martina Voss-Tecklenburg sieht das ähnlich. "Wenn viele Leader auf einmal aufhören, liegt auch eine Chance drin, dass die Jungen daran wachsen können. Aber es ist natürlich auch eine gewisse Gefahr, dass es dann jetzt in der geballten Form zu viel ist", sagte die Ex-Bundestrainerin bei RTL/ntv.
Wück, der am 15. Oktober seinen ersten Kader nominiert und sechs Tage später seine Arbeit mit dem Team aufnimmt, stehe daher "vor einer schwierigen Aufgabe".
Auch Frohms und Hegering zurückgetreten
Nach dem Gewinn von Olympia-Bronze vor knapp zwei Monaten waren bereits Torhüterin Merle Frohms und Abwehrchefin Marina Hegering zurückgetreten. Doch nicht nur deshalb bereitet die Defensive die größten Sorgen. Innenverteidigerin Bibiane Schulze Solano laboriert genau wie die zentrale Mittelfeld- und Führungsspielerin Lena Oberdorf an einem Kreuzbandriss. Kathrin Hendrich und Sara Doorsoun, die als naheliegende Lösungen im Abwehrzentrum gelten, sind mit jeweils 32 Jahren nicht mehr die Jüngsten.
Wück hat die Probleme mit Blick auf die EURO im kommenden Jahr in der Schweiz (2. bis 27. Juli) erkannt. "Es ist eine Herausforderung", sagte der 51-Jährige zuletzt: "Wir suchen natürlich junge, talentierte Verteidigerinnen, um so einen gewissen Neuanfang zu starten."
Berger vs. Schult
Schwierig wird es auch beim Blick zwischen die Pfosten. Ann-Katrin Berger war zwar ein Garant für die Olympiamedaille, doch Almuth Schult strebt ein Jahr nach der Geburt ihres dritten Kindes die Rückkehr ins deutsche Tor an. Beide könnten die Rolle einer Führungsspielerin ausfüllen, doch auch hier stellt sich die Frage nach einer Erneuerung - schließlich sind beide 33.
Gesetzt ist immerhin Gwinn - wenn sie denn gesund bleibt. Zwei Kreuzbandrisse musste die 25 Jahre alte Linksverteidigerin, die bei Olympia im Kampf um Bronze den entscheidenden Treffer vom Elfmeterpunkt erzielte, in ihrer Karriere bereits verkraften. Dennoch ist sie für Voss-Tecklenburg die erste Wahl als Erbin von Popp.
"Sie ist sicherlich eine, die auch in den letzten Monaten schon gezeigt hat, dass sie dieses Amt durchaus übernehmen kann", sagte MVT über Gwinn, die unter Hrubesch schon zur Vertreterin von Popp aufgestiegen war: "Sie ist gereift über ihre Verletzungsphasen. Sie ist eine Führungspersönlichkeit."