"Krake" Niederberger: Beim DEL-Finale nur Zuschauer, beim DEB-Team Erfolgsgarant
Und früher als sonst bei der Nationalmannschaft. Am Dienstag stieß der 31-Jährige in Garmisch-Partenkirchen zum Team von Bundestrainer Harold Kreis - 17 Tage vor dem WM-Auftakt in Tschechien. Nach dem K.o. mit München, an dem er "definitiv ein paar Tage" zu knabbern hatte, bietet sich "noch mal die Chance, sich zum Saisonende ein Erfolgserlebnis zu holen".
Im Nationalteam, das am Donnerstag (19.00 Uhr) in Garmisch-Partenkirchen und am Samstag (16.15 Uhr/jeweils MagentaSport) gegen Österreich testet, ist Niederberger längst mehr als nur eine feste Größe. Seit der WM 2019, als er in die Weltklasse vorstieß, ist der nur 1,80 m große Goalie der große Rückhalt, ein Führungsspieler, der "an der ein oder anderen Stelle einen sinnvollen Beitrag leisten kann, auch außerhalb des Eises".
Und die klare Nummer eins, wie beim Silber-Coup im vergangenen Jahr - wenn nicht NHL-Profi Philipp Grubauer aufläuft. Diesmal wird der Stanley-Cup-Sieger von 2018 höchstwahrscheinlich dabei sein.
Niederberger und Grubauer können koexistieren
Für Niederberger, der seine sechste WM bestreitet, ist das aber kein Problem. "Wenn er da ist, ist klar, dass er eine große Rolle spielen wird, das ist in Ordnung für mich", sagt der gebürtige Düsseldorfer, der mit Grubauer befreundet ist, "wir sehen viele Dinge im Torwartspiel ziemlich gleich und verstehen uns auch privat sehr gut." Eine ähnliche Karriere blieb Niederberger trotz drei Jahren in Nordamerika verwehrt, weil ihn die Los Angeles Kings für zu klein hielten.
Bislang musste Niederberger Grubauer, wenn er zur WM kam, meist den Vortritt lassen - im Viertelfinale 2019 oder beim Turnier 2022. Bei den größten Erfolgen der jüngsten Vergangenheit stand aber Niederberger zwischen den Pfosten: beim Halbfinaleinzug bei der Corona-WM 2021, als "Krake von Riga" gefeiert, und als Marathonmann im vergangenen Jahr, der neun Spiele bestritt, vor allem im Viertel- und Halbfinale glänzte und jubelte über "das, wofür ich mir jedes Jahr den Arsch aufreiße".
Und diesmal? "Die Kunst wird sein, die Erwartungen nicht ins Unermessliche wachsen zu lassen, es nicht unbedingt mit dem letzten Jahr zu vergleichen", sagt er: "Wir werden einen neuen Weg gehen, ganz von vorne beginnen – mit dem Selbstvertrauen, dass wir uns über die Jahre erarbeitet haben."
Zuletzt gab es nach großen Erfolgen Rückschläge: Dem Olympiasilber 2018 folgte drei Monate später WM-Platz elf, dem WM-Halbfinale 2021 das frühe Olympia-Aus in Peking. "Es besteht eine gewisse Gefahr, dass man die Erwartungen zu hoch setzt und schnell unruhig wird, wenn es nicht so läuft wie gewünscht", meint Niederberger: "Das muss man im Vorhinein ausarbeiten, damit das Bewusstsein da ist, dass nicht immer alles reibungslos laufen kann."