Eishockey-WM 2024: Schweiz in der Analyse - Mit Josi zum Medaillengewinn?
Aktuelle Form: Es kehrt keine echte Ruhe ein
Dreimal holte sich die Schweiz bislang eine Silbermedaille bei einer Eishockey-WM. Zuletzt gelang dieses Kunststück bei der Weltmeisterschaft 2018: Damals verlor die Mannschaft von Trainer Patrick Fischer gegen Schweden im Penalty-Schießen.
Auch bei der Eishockey-WM 2024 in der Tschechischen Republik (10. Mai bis 26. Mai) sollte man die kleine Schweiz auf keinen Fall unterschätzen. Im Vorjahr kam man bis ins Viertelfinale, in den jüngsten Testspielen feierte man Siege gegen Gastgeber Tschechien, Lettland und Frankreich.
Demgegenüber stehen Niederlagen gegen Finnland (1:3), Schweden (1:2) und die Slowakei (3:5, 0:3). Zur absoluten Weltspitze fehlen offenbar noch ein paar Zentimeter. In der IIHF-Weltrangliste liegt man aktuell auf Rang sieben. Ihr Eröffnungsspiel haben die Eidgenossen am Freitag (10. Mai, um 16:20 Uhr) gegen Norwegen.
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Trainer: Kontinuität zahlt sich aus
Patrick Fischer ist bereits seit 2015 Nationaltrainer derworld Schweizer Eishockey-Auswahl. Als Spieler war er auf dem linken Flügel beheimatet, 2006/07 spielte er kurzzeitig in der NHL für die Phoenix Coyotes (heute Arizona Coyotes). Seine Trainerkarriere begann 2010 in Lugano, wo er zunächst als Coach im Jugendbereich aktiv war. 2013 erfolgte die Beförderung zum Headcoach der Profi-Mannschaft.
Zwei Jahre später übernahm er die Schweizer Nationalmannschaft. Seinen bislang größten Erfolg bei einer Weltmeisterschaft feierte er 2018 mit dem Gewinn der Silbermedaille.
Der 48-Jährige kennt seine Mannschaft in- und auswendig und bemüht sich darum, das Leistungsniveau konstant hochzuhalten. Im Februar verlängerte er seinen Vertrag bis zur WM 2026 - eine Entscheidung, welcher ein langes Zögern vorausging. Einige Testspielergebnisse waren nicht nach Plan verlaufen, also war Fischer ins Grübeln geraten, ob er weiterhin der richtige Mann für die "Nati" sei.
Grundsätzlich steht Fischer für einen aktiven Spielstil: "Unser Ziel ist es, nicht nur zu verteidigen, sondern auch in der Offensive etwas zu kreieren. An der WM spielen wir ein anderes Eishockey, das offensiv und auf Scheibenbesitz ausgelegt ist", sagte er kürzlich im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung.
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Kader: NHL-Stars im Mittelpunkt
Insgesamt besticht die Schweiz eher durch ein starkes, erfahrenes Kollektiv als durch große Namen. Der Großteil des Kaders ist in der heimischen National League aktiv.
Mit den beiden Verteidigern Christian Marti und Dean Kukan sowie dem rechten Flügelstürmer Sven Andrighetto stehen auch drei Profis vom frischgebackenen Meister ZSC Lions im Aufgebot für die Eishockey-WM 2024. Fehlen wird hingegen Lions-Topscorer Denis Malgin, der im entscheidenden Playoff-Spiel eine Knieverletzung erlitten hat.
Komplettiert wird der Kader durch einige NHL-Profis. Noch ist die WM-Teilnahme von Roman Josi nicht offiziell bestätigt. Der Abwehrspieler ist seit 2017 Kapitän der Nashville Predators und holte mit der Schweiz bereits 2013 und 2018 jeweils die Silbermedaille. Selbiges darf auch Nino Niederreiter (Winnipeg Jets) von sich behaupten.
Der mittlerweile 40-jährige Rekordspieler Andres Ambühl (HC Davos) hat es ebenfalls ins Aufgebot geschafft. Drei Spieler stehen bei den New Jersey Devils unter Vertrag und bilden eine gefährliche Achse. Torhüter Akira Schmid von den New Jersey Devils kam in der vergangenen Regular Season zu 19 Einsätzen bei einer Fangquote von 89,5 Prozent.
Sein Teamkollege Jonas Siegenthaler hat bereits jede Menge Erfahrung in der NHL, die letzten Monate waren für den Abwehrspieler allerdings eine große Herausforderung. Eine Kopfverletzung hatte den 27-Jährigen im März wochenlang außer Gefecht gesetzt. Der 25-jährige Angreifer Nico Hischier hat bereits 136 Tore in der NHL erzielt und dürfte bei der WM auf jede Menge Einsatzzeit kommen.
Stärken: Teamgeist und Erfahrung
Dass es Thierry Bader vom SC Bern ins Schweizer WM-Aufgebot geschafft hat, ist für viele Nati-Fans eine große Überraschung. Doch die Entscheidung von Trainer Fischer ist klug und beweist, wieso die Schweiz bei der Eishockey-WM 2024 über sich hinauswachsen könnte.
Bader ist kein Weltklasse-Profi, besticht aber durch eine ungeheure Vielseitigkeit. Ob im Powerplay, im Zentrum, defensiv oder offensiv - er kann überall mithelfen.
Fischer verzichtet wissentlich auf höhere individuelle Qualität und stellt stattdessen den Teamgeist in den Mittelpunkt. Zum bereits achten Mal führt er sein Heimatland zu einer Weltmeisterschaft. Der Coach weiß, wie man sich richtig auf dieses besondere Turnier vorbereitet und wie man sich für alle Eventualitäten rüstet.
Auf dem Eis zeichnet sich die Nati in erster Linie durch hohes Tempo und hohe Aggressivität aus. Üblicherweise verrichten die Eidgenossen extrem viel Laufarbeit und schaffen es so, auch vermeintlich übermächtige Gegner in Bedrängnis zu bringen.
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Schwächen: Abhängigkeit von Einzelspielern
Wie kaum ein anderes Team ist die Schweiz auf ihre NHL-Stars angewiesen. Der Ausfall von Denis Malgin wiegt schwer. Liefern die NHL-Profis Nino Niederreiter (Winnipeg Jets) und Nico Hischier nicht ab, muss man sich große Sorgen um die Offensive machen.
Wenngleich der Puck in der Regel sicher durch die eigenen Reihen läuft, hat man Probleme, aus dem offenen Spiel heraus hochkarätige Torchancen zu kreieren. Oft werden die Angriffsbemühungen im Keim erstickt, weil sich technische Fehler ins Kombinationsspiel mischen.
Zudem hatte man zuletzt ein großes Problem damit, den Fokus bis zur letzten Sekunde aufrecht zu erhallten. 9 der letzten 14 Gegentreffer kassierte die Schweiz im letzten Drittel.
Die größten Stars: Josi, Niederreiter und Hischier
Der große Star bei den Eidgenossen ist zweifelsohne Roman Josi. Der 33-Jährige steht seit 2010 in der NHL unter Vertrag, ist seit 2017 Kapitän der Nashville Predators und wurde 2020 zum besten Abwehrspieler der Liga ausgezeichnet. 2013 und 2018 gewann er mit der Schweiz jeweils die Silbermedaille.
Noch ist seine WM-Teilnahme nicht offiziell bestätigt. Der Verteidiger sitzt auf gepackten Koffern und ist bereit für seine Abreise. Bevor er in die Tschechische Republik reist, müssen noch einige Formalitäten geklärt werden. In der zurückliegenden Regular Season der NHL stand Josi in allen 82 Partien auf dem Eis. Dabei kam er auf überragende 62 Assists und eine Trefferbilanz von +12.
Nino Niederreiter steht ebenfalls seit 2010 in Übersee auf dem Eis und war in der abgelaufenen Regular Season ein wichtiger Rollenspieler für die Winnipeg Jets. Gleichwohl zählt Niederreiter bei den Kanadiern nicht zu den absoluten Top-Stars, was bei 34 Scorerpunkten in 77 Partien nachvollziehbar ist.
Einen deutlich besseren Grunddurchgang hat Nico Hischier erlebt. Der 25-Jährige zauberte mit 27 Toren und 40 Assists seine bislang zweitstärkste NHL-Saison aufs Eis.
Prognose: Keine Medaille
Zwischen dem Schweizer Eishockey-Verband und Nationaltrainer Patrick Fischer waren in den vergangenen Monaten einige Missverständnisse aufgekommen. Fischer steht unter genauer Beobachtung. Erklärtes Ziel ist das Überstehen der Vorrunde. Wird dieses nicht erreicht, droht dem Headcoach die Vertragsauflösung.
Zu den absoluten Medaillenkandidaten zählt die Schweiz bei der Eishockey-WM 2024 nicht. Das Weiterkommen ist in einer Gruppe mit Kalibern wie Tschechien, Kanada und Finnland keinesfalls garantiert - sollte im Normalfall aber gelingen. Spätestens im Viertelfinale dürfte für die Nati aber Schluss sein.