Abstiegskampf in der DEL - Spannend wie nie, gefährlich wie nie
Nach dem Auswärtscoup in Köln blicken die Iserlohn Roosters wieder mit Freude auf die Tabelle der Deutschen Eishockey Liga (DEL) - und die Konkurrenz zittert. Der eine oder andere verflucht sogar schon die Wiedereinführung des Auf- und Abstiegs. Denn noch nie war der Kampf um den Klassenerhalt so spannend, noch nie strömten so viele Zuschauer in die Hallen, aber noch nie waren auch die wirtschaftlichen Gefahren so groß.
"Wir sind nicht mehr der tote Letzte. Das ist ein schönes Gefühl", sagte Trainer Doug Shedden nach dem Iserlohner 5:4 bei den Haien bei MagentaSport und erinnerte an die vergangenen Wochen: "Die Jungs haben so hart gearbeitet, aber wenn sie in die Zeitung geguckt haben, haben sie sich immer auf dem letzten Platz gesehen."
Das ist seit Dienstagabend vorbei: Iserlohn, zu Beginn des Jahres noch elf Punkte zurück, ist auf Platz zwölf gesprungen und hat die Löwen Frankfurt und die Augsburger Panther überholt. Plötzlich ist sogar Rang zehn, der zur Teilnahme an der ersten Play-off-Runde berechtigt, nur noch vier Punkte entfernt. Sechs Zähler liegen gut drei Wochen vor dem Ende der Hauptrunde zwischen der Chance auf den Meistertitel und dem Abstieg in die Zweitklassigkeit.
Abstieg hätte schwerwiegende Folgen
Das ist sportlich ein Gewinn für die Liga, in der jahrelang das Tabellenende wenig interessierte. Wer hinterherlief, musste sich keine Sorgen machen, sondern konnte teure Spieler vorzeitig loswerden. Denn die DEL war eine geschlossene Gesellschaft, Auf- und Abstieg - zumindest sportlich - unmöglich.
2018 öffneten die Klubs ihre Liga wieder, wegen Corona gab es aber erst 2022 den ersten Absteiger: den zweimaligen Meister Krefeld Pinguine, der eigentlich schnell zurückkehren wollte, im zweiten DEL2-Jahr aber um die Play-off-Teilnahme kämpfen muss. Die Bietigheim Steelers, in der vergangenen Saison abgestiegen, sind aktuell sogar Zweitliga-Letzter.
Kein Wunder, dass die Angst groß ist. "Wirtschaftlich gesehen, wäre das ein fataler Einschnitt, wir haben eine langfristige Planung", sagte Geschäftsführer Harald Wirtz von den Düsseldorfer EG, als der Altmeister noch ganz tief unten drin steckte. Jetzt ist die DEG Zehnter, aber noch längst nicht gerettet. Der Transfermarkt sei überhitzt und überteuert, klagte Augsburgs Trainer-Manager Christof Kreutzer und verzichtete auf eine weitere Neuverpflichtung.
In der zweiten Liga gelten die meisten Sponsorenverträge nicht mehr, es fließt deutlich weniger TV-Geld, und niemand weiß, ob Mäzene und Fans Lust auf die DEL2 haben. Hinter vorgehaltener Hand sprechen sich daher schon manche Funktionäre wieder für geschlossene Türen aus. Vorerst gibt die Regelung bis 2026, doch die Diskussion über eine Verlängerung dürfte kontrovers werden.
Zumal für den Tabellenletzten die Hängepartie nach dem letzten Spiel weitergeht: Nur wenn Kassel, Krefeld oder Dresden Zweitliga-Meister würde, gäbe es einen Aufsteiger - und damit auch einen Absteiger.