Doppel-Schwalbe wird zu Doppel-Elfmeter: Leverkusen schlägt den FC Bayern
Im Vergleich zum souveränen 2:0-Auswärtserfolg in der Europa League bei Ferencvaros Budapest wechselte Leverkusens Trainer Xabi Alonso vor dem Aufeinandertreffen gegen seinen Ex-Klub dreimal durch: Kossounou, Demirbay und Adli starteten für Tah, Bakker und Azmoun. Systematisch bedeutete das eine Rückkehr zur Viererkette, nachdem die Werkself in den letzten Wochen auf die Dreierkette gesetzt hatte, die ihnen nach der Winterpause gute Dienste erwiesen hatte. Auf der anderen Seite entschied sich Julian Nagelsmann etwas überraschend für die Schonung von Youngster Jamal Musiala. Für ihn und Serge Gnabry begannen Leon Goretzka und Thomas Müller. Stürmer Eric-Maxim Choupo-Moting fehlte weiterhin verletzt.
Leverkusen dominant, München geht in Führung
Die Bayer-Elf begann mutig und versuchte, die Bayern im laufenden Spiel früh unter Druck zu setzen. Zum ersten Mal gefordert wurde Bayern-Keeper Sommer allerdings nach einer Ecke von Kerem Demirbay, die dieser von der rechten Seite frech direkt aufs Tor zog (10.). Aus dem Spiel kamen die Leverkusener wenige Minuten später zur ersten Chance. Nach einem Rückpass von Frimpong kam Moussa Diaby aus zentraler Position 20 Meter vor dem Tor zum Abschluss, sein Schuss rutschte ihm aber etwas vom Fuß und ging einige Meter links am Tor vorbei (14.). Keine sechzig Sekunden später legte die Bayer-Elf nach, doch Jeremie Frimpongs Schuss aus spitzem Winkel konnte Yann Sommer um den Pfosten drehen. Auch die anschließende Ecke wurde gefährlich: Nach dem Wegfausten von Sommer verfehlte der Argentinier Palacios per Direktabnahme um wenige Meter (16.).
Und der FC Bayern? Die machen, was Bayern eben so macht. Nach 21 Minuten ließen sich die Münchener zum ersten Mal im Strafraum der Leverkusener sehen – und trafen sofort. Eine kluge Ablage des aufgerückten Leon Goretzka konnte Joshua Kimmich aus 14 Metern einschieben, auch der Klärungsversuch von Edmond Tapsoba konnte den Einschlag nicht mehr verhindern.
Ein Rückschlag für Bayer Leverkusen, aber kein Tiefschlag. Die Bayer-Elf blieb auch in der Folgezeit tonangebend und griff den Rekordmeister schon im Strafraum an. Das hätte sich fast ausgezahlt, doch Torschütze Kimmich konnte einen Ballverlust und ein daraus resultierendes Elfmeter-Foul an Florian Wirtz gerade noch verhindern (27.). Sehr auffällig agierte Mittelfeldspieler Kerem Demirbay, der neben seinem strategischen Einfluss nach 35 Minuten zur nächsten Möglichkeit aus der Distanz kam, doch recht deutlich verzog. In der Folgezeit bekamen die Gäste die Werkself besser in den Griff und gingen mit dem 1:0-Vorsprung in die Halbzeit.
Zweimal Schwalbe, zweimal Elfmeter: Bayer dreht das Spiel
Trotz der Führung kamen die Bayern runderneuert aus der Pause und brachten mit Serge Gnabry, Jamal Musiala und Kingsley Coman drei frische Kräfte für die Offensive. Ähnlich wie im ersten Durchgang gelang es den Gastgebern aber weiterhin gut, die offensive Qualität der Münchener einzudämmen. Ganz im Gegenteil. Auf der anderen Seite erarbeiteten sich die Leverkusener einen Elfmeter: Nach einem Tritt von Matthijs de Ligt auf die Hacke von Amine Adli hatte Schiedsrichter Tobias Stieler zunächst auf Schwalbe entschieden, sich aber nach Studium der TV-Bilder zurecht korrigiert. Exequiel Palacios schob den resultierenden Strafstoß sicher links unten ein – der hochverdiente Ausgleich für Bayer 04 (55.).
Die Bayern waren nun wieder gefordert und kamen nach 62 Minuten durch Leon Goretzka zu einer nächsten Kopfballchance aus spitzem Winkel, doch der finnische Schlussmann Lukas Hradecky hatte den Ball im Nachfassen sicher. Insgesamt blieb die Werkself aber das bessere Team, weiterhin fanden die schnellen Offensivspieler der Bayern wenig Raum zum Wirken vor. Die erste bessere Chance in der zweiten Halbzeit erspielten sich die Münchener in der 68. Minute, als der eingewechselte Jamal Musiala auf der linken Seite angespielt wurde, allerdings aus spitzem Winkel knapp das rechte Eck verfehlte.
Besser machten es wieder die Leverkusener – und kurioserweise wieder Amine Adli. Auf der linken Seite des Strafraums wurde der junge Franzose geschickt und legte sich den Ball am heranrauschenden Dayot Upamecano vorbei, der ihn mit der Hüfte abräumte. Erneut entschied Stieler zunächst auf Schwalbe, musste seine Entscheidung aber erneut korrigieren und zeigte ein zweites Mal auf den Punkt. Identisch wie beim ersten Elfmeter blieb Exequiel Palacios cool und versenkte unten links. Leverkusen lag durch zwei Foulelfmeter in Führung (73.).
Jetzt knabberte nicht nur Julian Nagelsmann auf der Bayern-Bank an den Fingernägeln, sondern wohl auch der eine oder andere Münchener Fan, denn virtuell war der Rekordmeister nur noch Zweiter. Waren die Münchener zuvor schon nicht besonders gut im Spiel, schien der zweite Gegentreffer ein echter Wirkungstreffer für den Titelträger gewesen zu sein. Leverkusen setzte nach und verpasste in Person von Diaby in aussichtsreicher Position den Querpass auf den mitgelaufenen Frimpong (84.). Im Gegenzug kam der FC Bayern durch Serge Gnabry von halblinks im Strafraum zum Abschluss, Hradecky konnte den Schuss auf die lange Ecke aber parieren und auch der Nachschuss von Kingsley Coman verfehlte den Kasten (85.).
Die Druckphase der Bayern kam spät, aber sie kam. Sané kam aus 16 Metern zum Abschluss, wieder war Hradecky rechtzeitig unten, in der zweiten Welle konnte der Finne zur Ecke retten (88.). Zum ersten Mal in der Partie schwammen die Leverkusener, doch überstanden auch die letzte Kopfballchance von De Ligt (90.+5) und konnten am Ende den überraschenden, aber absolut verdienten Sieg einfahren.
Zum Match-Center: Bayer Leverkusen vs. FC Bayern
Flashscore-Spieler des Spiels: Amine Adli (Bayer 04)
Der Franzose ist endgültig in der Bundesliga angekommen und hat das Top-Spiel gegen die Münchener entschieden. Auch wenn Tobias Stieler noch einige Vorbehalte hatte, holte der 22-Jährige mit schnellen Bewegungen und guter Antizipation beide Strafstöße heraus und drehte das Spiel fast im Alleingang für Bayer 04 Leverkusen.