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Deutsche Fußballer im Ausland: Das internationale Jahr von Draxler, Meyer und Co. (3/3)

Flashscore
Aktualisiert
Für Julian Draxler lief das Abenteuer Benfica Lissabon nicht wie gewünscht.
Für Julian Draxler lief das Abenteuer Benfica Lissabon nicht wie gewünscht.Profimedia
Die letzten Entscheidungen in den nationalen Ligen sind gefallen, die Spieler dürfen in den wohlverdienten Sommerurlaub. Höchste Zeit für uns, darauf zu schauen, wie sich die deutschen Fußball-Exporte im Ausland so geschlagen haben. In Teil drei unserer Serie blicken wir auf unsere Nachbarligen in den Niederlanden, Belgien, Österreich und der Schweiz. Außerdem beobachten wir Hany Mukhtar und Eduard Löwen in der Major League Soccer. Überhaupt nicht in Tritt kam unterdessen ein deutscher Weltmeister beim portugiesischen Spitzenklub Benfica.

Es schien ein "Perfect Match" zu sein, als Julian Draxler zu Beginn der Saison auf Leihbasis nach Portugal zu Benfica Lissabon wechselte. Bei seinem Stammklub Paris Saint-Germain hatte Draxler keine Zukunft, in Portugal sind spielstarke, passsichere Spieler wie Draxler sehr angesehen. Zudem wuchs der deutsche Einfluss beim Rekordmeister nach der Ernennung von Roger Schmidt zum neuen Trainer: Innenverteidiger John Anthony Brooks und Mittelfeldspieler Julian Weigl schienen den Einstieg für Draxler noch etwas leichter zu machen.

Doch Fußball ist nicht immer vorhersehbar: Draxler, der im vergangenen Jahr nicht über die Rolle des Ersatzspielers bei PSG hinausgekommen war, fand sich auch in Portugal größtenteils auf der Bank wieder. Lediglich 404 Spielminuten in der Liga (ein Tor) sprechen eine deutliche Sprache. Zudem hatte der Weltmeister auch Pech: Ende Februar verletzte sich der 29-Jährige am Knöchel, was das Saisonaus bedeutete. Eine Kaufoption besitzt Benfica nicht, somit wird Draxler nach Paris zurückkehren und dort in sein letztes Vertragsjahr gehen. Die Zukunft des gebürtigen Gladbeckers ist völlig offen.

Khaled Narey (PAOK Saloniki)

Während Draxler bereits seit einigen Jahren nicht mehr in Deutschland spielt, kehrte Khaled Narey seinem Heimatland erst vor dieser Saison sportlich den Rücken. Der ehemalige Fürther und Hamburger wagte den Schritt nach Griechenland zu PAOK Saloniki. „Ich habe mich vom ersten Tag an total wohl gefühlt, sowohl sportlich als auch privat", kommentierte der 28-Jährige vor einigen Wochen seine erste Saison an der Ägäis. Und tatsächlich: Mit acht Toren und elf Vorlagen in 35 Pflichtspielen war Narey einer der Schlüsselspieler für den Klub mit den heißblütigen Fans im Toumba Stadion. 

Wie es für ihn weitergeht? „Ich habe durch meine Berater schon mitbekommen, dass einige Vereine sich nach mir erkundigt haben. Das ehrt mich natürlich, aber aktuell liegt mein Fokus voll auf PAOK“, so der Flügelspieler. Unter Vertrag steht Narey in Saloniki noch bis 2025, bei einem Wechsel würde also eine satte Ablösesumme fällig werden.

Khaled Narey im Einsatz für PAOK Saloniki.
Khaled Narey im Einsatz für PAOK Saloniki.Profimedia

Verrufen in Deutschland – Leistungsträger im Exil

Lukas Mühl (Austria Wien)

Eine echte Erfolgsgeschichte hat auch Lukas Mühl beim österreichischen Spitzenklub Austria Wien geschrieben. Obwohl der Verein selbst hinter den Erwartungen zurückblieb und sich erst über die Playoffs für einen europäischen Startplatz qualifizierte, war Innenverteidiger Mühl einer der Eckpfeiler der Mannschaft und führte das Team als Kapitän aufs Feld. Der gebürtige Niederbayer hatte in Deutschland den Sprung in den Profifußball beim 1. FC Nürnberg geschafft, war dort aber immer mehr in Ungnade gefallen und berichtete in einem Interview kürzlich gar von Morddrohungen.

In Österreich hat der 26-Jährige sein Glück nun endlich wiedergefunden und sich damit für höhere Aufgaben empfholen. Mühl hat bereits angekündigt, seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern und eine neue Herausforderungen annehmen zu wollen. Im Gespräch ist ein Wechsel in die italienischen Serie A. Für den selbsternannten "Coffee Lover" Mühl sicher nicht das schlechteste Ziel.

Max Meyer (FC Luzern)

Mit Spott und Anfeindungen war auch Max Meyer im Laufe seiner Karriere immer wieder konfrontiert. Der ehemalige Schalker, der nach seiner Zeit in Gelsenkirchen eine echte Tour durch Europa hinlegte, ist inzwischen in der Schweiz beim FC Luzern angekommen. Nach erfolglosen Stationen bei Crystal Palace, dem 1. FC Köln, Fenerbahce und dem FC Midtjylland hat der viermalige deutsche Nationalspieler in der Schweiz wieder zu seiner Form gefunden. Als absoluter Stammspieler steuerte Meyer elf Tore und fünf Vorlagen zu einer Saison bei, die für Luzern auf Platz vier mit der internationalen Qualifikation endete.

Jordan Torunarigha (KAA Gent)

Bei Hertha BSC war Jordan Torunarigha lange ein uneingelöstet Versprechen. Immer wieder deutete der Innenverteidiger an, dass er die Anlagen zu einem guten Bundesligaspieler hat, doch allzu häufig wurde er durch Verletzungen ausgebremst. Es galt als offenes Geheimnis in der deutschen Hauptstadt, dass auch der nicht unbedingt professionelle Lebensstil des Defensivspielers seinen Teil dazu beigetragen hatte. Zu Beginn der letzten Saison entschied sich Torunarigha dann für den Ausbruch aus der Komfortzone und ließ sich nach Belgien zu KAA Gent ausleihen. Es wurde zu einer echten Erfolgsgeschichte.

Nach einer starken ersten Spielzeit verpflichtete der belgische Meister von 2015 den 27-maligen deutschen U-Nationalspieler fest. Das zahlte dieser mit starken Leistungen auch in der zweiten Saison zurück: In 34 Ligaspielen stand Torunarigha für Gent auf dem Feld, neben soliden Defensivleistungen gelangen ihm sogar sechs eigene Torbeteiligungen. Ein Highlight waren zudem die Auftritte in der Europa Conference League, wo Gent erst im Viertelfinale am späteren Sieger West Ham United scheiterte. Mit einem Vertrag bis 2025 gilt der gebürtige Chemnitzer auch für die kommende Saison als Stammspieler in Gent.

Eredivisie als neue deutsche Heimat

Maximilian Wittek (Vitesse Arnheim)

Torunarighas Ex-Klub Hertha BSC sieht sich nach dem Bundesliga-Abstieg unterdessen nach Verstärkungen um und hat dabei auch Maximilian Wittek ins Auge gefasst. Der Linksverteidiger hat eine bockstarke Saison bei Vitesse Arnheim in den Niederlanden hinter sich, in der ihm in 31 Einsätzen ganze zehn Torbeteiligungen gelangen. Als einer der torgefährlichsten Abwehrspieler der gesamten Eredivisie hat er aber nicht nur bei den Berlinern Eindruck hinterlassen, sondern auch Bundesligist VfL Bochum soll interessiert sein. Wo auch immer es ihn hinzieht, eine Rückkehr des Mannes aus der Jugend von 1860 München in den deutschen Fußball ist nach einem erfolgreichen Auslandsaufenthalt sehr wahrscheinlich.

Lars Unnerstall (FC Twente)

Etwas mehr Stationen als Wittek hat Torhüter Lars Unnerstall auf seinem persönlichen Karriere-Konto. Der Mann, der bei Schalke 04 erste Profiluft geschnuppert hatte, kam über Fortuna Düsseldorf, die PSV Eindhoven und VVV Venlo nach Enschede zum FC Twente, wo er in dieser Saison unumstrittener Stammspieler war. Und mehr noch: Mit 16 weißen Westen in 33 Spielen war der 32-Jährige einer der besten Keeper der Eredivisie. In Twente scheint Unnerstall sein Glück gefunden zu haben, mit einem Abgang ist bei laufendem Vertrag bis 2025 fürs Erste nicht zu rechnen.

Lars Unnerstall (l.) ist beim FC Twente zum Leistungsträger aufgestiegen.
Lars Unnerstall (l.) ist beim FC Twente zum Leistungsträger aufgestiegen.Profimedia

Can Bozdogan & Amin Younes (FC Utrecht)

Auch ein anderer ehemaliger Schalker ist in den Niederlanden wieder aufgeblüht. Can Bozdogan lief in der abgelaufenen Saison auf Leihbasis von Schalke 04 für den FC Utrecht auf und trug mit sieben Torbeteiligungen dazu bei, dass man sich um ein Haar für die Conference League qualifiziert hätte. Lediglich ein Aus im Elfmeterschießen des Playoff-Halbfinals machte den Männern aus den Zentral-Niederlanden einen Strich durch die Rechnung. Weniger gut lief es gleichzeitig für seinen Teamkollegen Amin Younes, der verletzungsbedingt lediglich auf zehn Einsätze kam.

Erik Thommy (Sporting Kansas City)

Ein immer beliebteres Ziel für deutsche Spieler ist in den vergangenen Jahren auch die amerikanische Major League Soccer geworden. Im Juli 2022 ging der Stuttgarter Erik Thommy den Schritt über den großen Teich und schloss sich dem zweimaligen Meister Sporting Kansas City an. Mit fünf Torbeteiligungen in bisher 21 Spielen ist der gebürtige Ulmer ordentlich reingekommen, hat aber sicher noch Luft nach oben. Da die Saison aktuell läuft, lässt sich immerhin die Form gut beurteilen – und die stimmt: In den letzten elf Spielen war Thommy immerhin an fünf Treffern beteiligt (Redaktionsschluss: 29.06.2023).

Trophäensammler Mukhtar drängt in die DFB-Elf

Eduard Löwen (St. Louis City FC)

Auch Eduard Löwen ging zu Beginn der Saison in die USA, er entschied sich aber für das Angebot der jüngsten Franchise der MLS: St. Louis City FC. Das Team, das von Sportdirektor Lutz Pfannenstiel zusammengestellt und von Ex-Bundesliga-Profi Bradley Carnell trainiert wird, gilt als aufstrebendes Projekt in den USA. Der ehemalige Nürnberger, Herthaner und Bochumer Löwen kann von sich sagen, dass sich der Wechsel voll ausgezahlt hat. In 16 Partien lieferte Löwen acht Scorerpunkte, bevor er sich Mitte Juni eine Oberschenkelverletzung zuzog.

Kai Wagner (Philadelphia Union)

Als einer der ersten Deutschen versuchte sich 2019 Kai Wagner in der MLS. Seine Zeit bei Philadelphia Union diente in der Folgezeit für viele Profis als Blaupause, denn Wagner setzte sich durch und wurde zum Stammspieler in den USA. Insgesamt absolvierte der Linksverteidiger kürzlich sein 150. Pflichtspiel für Philadelphia, in dieser Spielzeit stehen bisher 16 Einsätze und drei Torbeteiligungen zu Buche. Dass der ehemalige Ulmer und Würzburger in absehbarer Zeit seine neue sportliche Heimat verlässt, ist unwahrscheinlich.

Hany Mukhtar (Nashville SC)

Auch wenn inzwischen viele Deutsche in der Major League Soccer aktiv sind, ragt sicher keiner so heraus wie Hany Mukhtar. Der 28-Jährige mit den sudanesischen Wurzeln wurde in der vergangenen Saison nicht nur mit 23 Treffern Torschützenkönig, sondern wurde auch zum Most Valuable Player (MVP) gewählt. Auch in der aktuellen Spielzeit liegt er mit 19 Torbeteiligungen in 20 Spielen für seinen Klub Nashville SC mit Abstand auf Platz eins der Scorerliste und schickt sich an, seine Position als bester Spieler der Liga zu bestätigen.

Hany Mukhtar sammelt Trophäen in den USA.
Hany Mukhtar sammelt Trophäen in den USA.Profimedia

Auch in sgesamt überrascht der Blick auf die Karriere Mukhtars durchaus: Zweitliga-Meister mit Hertha BSC 2013, U19-Europameister 2014, portugiesischer Meister mit Benfica 2015, österreichischer Meister mit Salzburg 2016, dänischer Pokalsieger mit Bröndby 2018. Der in Berlin geborene Mittelfeldspieler ist ein echter Champion, der in Deutschland weiterhin unter dem Radar läuft. Schaut man auf die konstante Klasse, die er über seine gesamte Karriere an den Tag gelegt hat, muss man sich fast fragen, warum er bislang für die Nationalmannschaft keine Rolle gespielt hat.