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Darts-WM Vorschau Tag 12: Nächster Meilenstein für "Rocky" - Stolpert der "Iceman"?

Anton Latuska
Darts-WM Vorschau Tag 12: Rocky will ins Viertelfinale - Stolpert der "Iceman"?
Darts-WM Vorschau Tag 12: Rocky will ins Viertelfinale - Stolpert der "Iceman"?Profimedia
An Tag zwölf der Darts-WM im Alexandra Palace stehen in der Abendsession die ersten beiden Spiele des Achtelfinals an. Josh Rock will gegen Jonny Clayton den nächsten top-gesetzten Spieler ärgern und seine Cinderella-Story fortsetzen. Bereits zuvor wird die Runde drei mit vier Spielen beschlossen, unter anderem trifft mit Rob Cross der Weltmeister von 2018 auf die Routine von Mervyn King.

 

Nachmittags-Session

Dirk van Duijvenbode v. Ross Smith

In einer exakten Neuauflage der Drittrundenpartie aus dem Vorjahr eröffnet Dirk van Duijvenbode den Donnerstagnachmittag gegen Ross Smith. Der Niederländer, der in diesem Jahr zwei Ausgaben des Players Championship gewinnen konnte, hat bisher drei von fünf Spielen gegen den heutigen Gegner gewonnen, darunter auch das Spiel am 27. Dezember des letzten Jahres. Damals ging es mit 4:3 über die volle Distanz, heute wird ein ähnlich enges Spiel erwartet. Van Duijvenbode hatte in einem gutklassigen Spiel gegen den Tschechen Sedlacek vor allem auf den Doppelfeldern Probleme, die ihn in den Entscheidungssatz zwangen. Dort gelangen ihm elf perfekte Darts, jedoch kein Neundarter. Der Average von über 95 muss aus der Sicht des 30-Jährigen stabil bleiben, um auch im weiteren Turnierverlauf zu Checkout-Chancen zu kommen.

Seit dem Aus gegen Van Duijvenbode im vergangenen Jahr hat sich bei Ross Smith einiges getan. Er gewann im Laufe der Spielzeit das European Championship duch einen Finalerfolg gegen Michael Smith und hat sich in den Top25 festgesetzt. Über die Saison legte er einen Schnitt von 94 Punkten pro Aufnahme auf, in der zweiten WM-Runde gegen den Litauer Darius Labanauskas knackte er sogar die 100-Punkte-Marke. "Smudger" fliegt momentan noch etwas unter dem Radar, spätestens mit einem Einzug ins Achtelfinale gegen Dirk van Duijvenbode würde sich das vermutlich ändern. 

Rob Cross v. Mervyn King

2018 konnte Rob Cross fast aus dem Nichts den WM-Pokal in die Höhe stemmen, seitdem scheint der Titel wie eine Last auf seinen Schultern zu liegen. Die verständlicherweise hohen Erwartungen konnte er in den ersten Jahren nach dem großen Erfolg nicht vollumfänglich erfüllen, auch wenn sie die aktuelle Nummer fünf der Welt in den Top 10 festgesetzt hat. Im späten 2022 zeigt der Engländer aber eine gute Form. Bei der WM-Generalprobe, der Players Championship Finals, kam er im November bis ins Finale. Und auch in Runde eins zeigte Cross eine gute Leistung: Gegen einen starken Scott Williams, der zeitweise über sich hinauswuchs, behielt der 32-Jährige die Ruhe und zeigte vor allem bei den Checkouts mit fast 60% eine herausragende Leistung. In dieser Form zählt Rob Cross zu den Favoriten auf den Turniersieg.

In diese Liga ist Mervyn King sicher nicht mehr einzuordnen. In seinem Zweitrundenspiel gegen den US-Amerikaner Danny Baggish hatte der 56-Jährige sichtlich mit der Hitze auf der Bühne zu kämpfen, immer wieder sah man ihm schweißüberströmt am Oche stehen. Doch auch wenn er körperlich nicht in Bestform ist, bleibt der Routinier ein gefährlicher Gegner. Gegen Baggish holte er einen 0:2-Satzrückstand auf, vor allem psychologisch schien er sich im Laufe des Spiels einen Vorteil zu verschaffen. Auffällig wurde das immer dann, wenn sich Baggish über eine erfolgreiche Aufnahme freute. King schaute kurz zum Publikum und lächelte dann väterlich zu Baggish, als würde er sagen "Darüber freust du dich schon?". Im Anschluss drehte er das Spiel. In dieser Form ist der alte Fuchs sicher brandgefährlich, auch wenn Gegner Cross spielerisch der Favorit ist.

Dave Chisnall v. Stephen Bunting

Der größte Erfolg in der Karriere von Dave Chisnall war das Erreichen des Halbfinals bei der WM 2021, als er den Platzhirsch Michael van Gerwen im Viertelfinale zu null nach Hause schickte. In der Runde der letzten Vier unterlag er dem Schotten Gary Anderson, trotzdem war es für Chisnall der endgültige Durchbruch auf der PDC-Bühne. Als gesetzter Spieler und gefürchteter Gegner ist er seitdem bei quasi allen Turnieren dabei, im Jahr 2022 erreichte er beispielsweise das Finale bei den Masters, das er aber gegen Joe Cullen verlor. In der zweiten Runde hatte er kaum Probleme mit Andrew Gilding, mit einem Average von 97 legte er auch durchaus gute Zahlen auf. Einziges Problem könnte die Checkout-Quote sein, die lediglich bei 30 Prozent lag. Diese Effizienz muss er in den nächsten Runden steigern, um sein gutes Kalenderjahr mit einem tiefen Run im Alexandra Palace zu krönen.

Auch Chisnalls heutiger Gegner Stephen Bunting darf sich WM-Halbfinalist 2021 nennen. Für ihn ging es damals gegen Gerwyn Price nach Hause, trotzdem hat er viele gute Erinnerungen mitgenommen und will in diesem Jahr ähnliches erreichen. In seinem Auftaktspiel musste Bunting eine unangenehme Aufgabe lösen, namentlich Leonard Gates. Der US-Amerikaner hatte sich durch spektakuläre Leistungen und ein sympathisches, positives Auftreten bereits zum Publikumsliebling im "Ally Pally" gemausert, daher musste Bunting in Phasen auch gegen die Zuschauer spielen. Das überstand er gut, bezwang Gates dank seiner höheren Wurfqualität und steht somit in Runde drei. Dort muss er sich gegen Dave Chisnall steigern, geht er doch als leichter Außenseiter in die Partie.

 

Abend-Session

Luke Humphries v. Vincent van der Voort

Große Probleme in der zweiten Runde hatte Luke Humphries mit dem Deutschen Florian Hempel. Beim 3:2 legte die Nummer sieben der Order of Merit einen Average von 90 Punkten pro Aufnahme auf. Eine Zahl, die seinem gewohnten Niveau nicht am Ansatz gerecht wird und dem aufopferungsvoll kämpfenden Hempel fast zum Überraschungssieg verholfen hätte. Der 27-jährige Humphries hat ein starkes Jahr hinter sich, in dem er ganze vier Titel auf die European Tour sowie einen Players Championship-Titel erringen konnte. Dementsprechend waren die Erwartungen vor Beginn des Turniers hoch gesteckt, der Auftritt gegen Hempel kann als kleiner Dämpfer gedeutet werden. 

In Runde drei wartet der Niederländer Vincent van der Voort auf ihn. Routine pur, davon lebt der 47-Jährige, für den das Jahr 2022 im Gegensatz zu Humphries eine einzige Enttäuschung war. Keine Titel, keine tiefen Runs bei Major-Turnieren, aber immerhin ein glatter 3:0-Zweitrundensieg gegen Cameron Menzies. Mit 13 140+-Aufnahmen und einigen High Finishs konnte der Mann aus Purmerend im Norden Hollands durchaus Akzente setzen, auch wenn sein Average mit 90 Punkten noch zu wünschen übrig ließ. Es wäre eine echte Überraschung, wenn er Luke Humphries gefährlich werden könnte.

Gerwyn Price v. José de Sousa

Im Verlauf des Jahres 2022 eroberte Gerwyn Price nach kleinerer Dürrephase die Führung in der Weltrangliste zurück, jetzt will er auch im Alexandra Palace wieder eine Trophäe holen. Dafür hat er bisher kaum einen Zweifel an seiner guten Form gelassen: Nach dem souveränen, aber glanzlosen 3:1-Zweitrundensieg gegen Luke Woodhouse überrollte er den Ex-Weltmeister Raymond van Barneveld in Runde drei mit 4:0. Auch gegen den Niederländer hatte man nicht das Gefühl, im Waliser einen überragenden Scorer zu sehen, dafür waren sein Average von knapp 94 und die Checkout-Quote von 37,5% zu durchschnittlich. Auf der anderen Seite war von der ersten Sekunde an klar, wer dieses Spiel gewinnen will und wer es gewinnen wird. Prices Präsenz auf der Bühne, mit der höchstens Michael van Gerwen mithalten kann, soll ihn auch in diesem Turnier weit tragen, vielleicht ja sogar ins Finale.

Genau zehn Jahre ist es her, dass sich José de Sousa zum ersten Mal für eine Weltmeisterschaft qualifizieren konnte, inzwischen stehen insgesamt fünf WM-Teilnahmen und ein Major-Titel in seiner Karriere zu Buche. Die Erfahrung spricht also für den Portugiesen, nicht aber die Form. Im Jahr 2022 konnte er lediglich ganz zu Beginn das Halbfinale im Masters erreichen, danach gab es stets das Aus schon in den ersten Runden. Beim diesjährigen Turnier im Alexandra Palace konnte er in Runde drei nach 0:3-Rückstand Ryan Searle ausschalten, der als 16. der Weltrangliste durchaus kein einfaches Los war. Nachdem er bereits in Runde zwei den routinierten Simon Whitlock bezwingen musste, ist De Sousa also voll im Saft. Es erscheint trotzdem sehr unwahrscheinlich, dass er dem "Iceman" heute ein Bein stellen kann.

Jonny Clayton v. Josh Rock

Recht problemlos lief die Weltmeisterschaft bisher für den Weltranglistensiebten Jonny Clayton aus Wales. In der ersten Runde spekulierten einige Experten auf ein mögliches Stolpern gegen den talentierten Niederländer Danny van Trijp, dem er allerdings mit 3:0 die Grenzen aufzeigte. Ebenso glatt wurde Brendan Dolan in Runde drei von der Bühne geschickt, beim 4:1 ließ Clayton nie Zweifel am Sieg aufkommen. Wie bei dieser Weltmeisterschaft häufiger zu sehen war es nicht unbedingt der ganz hohe Average, der den Waliser so stark machte, sondern das Scoring in den wichtigen Momenten. Mit einer Quote von fast 50 Prozent auf die Doppelfelder und einigen High Finishes spielte er seine Erfahrung aus. Im Jahresaverage liegt Clayton bei 97 Punkten pro Aufnahme und ist damit einer der absoluten Top-Spieler im Feld. Was er zu leisten im Stande ist, wird er im Achtelfinale zum ersten Mal in diesem Turnier richtig unter Beweis stellen müssen.

Das liegt daran, dass seinem Gegner Josh Rock momentan alles zu gelingen scheint. Der 21-Jährige musste bereits drei Runden überstehen, in denen er von Beginn an total gefordert wurde. Nach dem Sieg gegen den unangenehmen José Justicia in Runde eins war die Verwunderung noch nicht besonders groß, doch spätestens das glatte 3:0 in nicht einmal 30 Minuten gegen Callan Rydz, immerhin Nummer 21 der Welt, ließ endgültig aufhorchen. Als er dann zur dritten Runde gegen Nathan Aspinall antrat, trauten sich viele schon gar nicht mehr, Rock die Außenseiterrolle zuzuschreiben. Der Weltranglisten-Siebenundvierzigste sprengt alle Maßstäbe von Favorit und Underdog, er ist schlicht nicht einzuschätzen. Gegen Nathan Aspinall spielte Rock 13 perfekte Aufnahmen, ein absoluter Weltklassewert. Mit einem Average von 95 über das gesamte Spiel hinweg begegnete er der Nummer 10 der Welt auf Augenhöhe und bezwang ihn am Ende im siebten Satz. Inzwischen wäre es keine Überraschung mehr, wenn er auch Jonny Clayton vor große Probleme stellen würde.