"Wenn ich mein Spiel spiele, wirds für jeden schwer" - Florian Hempel im Interview
Hey Florian, nochmal Glückwunsch! Nach unserem letzten Interview hast du eine tolle WM gespielt und vor allem mit deinem Match gegen van den Bergh Darts-Deutschland begeistert. Wie stufst du deine Leistung dort ein, gibt sie dir einen Push für die neue Saison und das Tagesgeschäft?
Vielen Dank für die Gratulation und ich freue mich natürlich nochmal mit Flashscore.de sprechen zu dürfen! Zu meiner Leistung bei der WM, die war für mich nicht überragend. Klar stehen dort am Ende zwei Comeback-Siege zu Buche, aber ich habe mir das Leben unnötig schwer gemacht. Sowohl gegen van den Bergh, als auch gegen Dylan Slevin war es am Ende nicht zu erwarten, dass ich das Ding noch gewinne. Ich bin in die beiden Partien sehr schlecht reingekommen und habe sie am Ende trotzdem noch gewonnen. Da habe ich gutes Timing bewiesen und durch dieses Timing die Dinger am Ende halt zugemacht. Das zeigt mir, dass das eine Stärke ist, auf die ich mich verlassen kann.
Match-Center: Florian Hempel vs. Dimitri van den Bergh
Das geht zwar nicht immer gut, siehe das 0:6 bei den UK Open gegen Gian van Veen, wo es am Ende noch auf 7:7 heran ging und dann habe ich trotzdem noch 7:10 verloren. Es klappt nicht immer, ist aber eine Stärke von mir, die mir auch Selbstvertrauen für die Saison bringt. Ich mache das ganze erst seit 4 Jahren als Profi, spiele überhaupt seit 6-7 Jahren erst Darts und bin echt noch nicht lange dabei, weswegen ich noch einiges lernen muss. Ich werde definitiv meine Schlüsse ziehen, da hilft diese WM definitiv weiter. Gegen Steven Bunting habe ich gut angefangen (lacht), mit einem 110er Average im ersten Satz, aber habe den dann trotzdem verloren, das ist manchmal so. Da spiele ich aber lieber einen 80er und bin 1:0 vorne, wenn ich's mir aussuchen könnte.
Match-Center: Gian van Veen vs. Florian Hempel
Dein bestes Ergebnis auf der Player Championship Tour war bisher das Achtelfinale in Leicester, was sind deine Ziele für die laufende Saison?
Das war natürlich das bisher beste Ergebnis aus den vier Turniertagen und da hätte es gut und gerne noch ein paar Runden weitergehen können. Raymond war schlagbar, die Doppel sind aber einfach nicht reingegangen. Woran das lag kann man nicht immer ganz erklären, das ist halt Darts. Manchmal willst die Dinger reinmachen und wenn es nicht klappt, bricht da auch nicht die Welt für mich zusammen.
Mein Ziel ist definitiv dieses Jahr die WM-Quali über die Pro Tour, außerdem will ich die Players Championship Finals dieses Jahr mitnehmen. Es soll einfach eine bessere Pro Tour Saison werden als vergangenes Jahr, das Achtelfinale hat gezeigt, dass da was möglich ist und es wird sicherlich noch das eine oder andere Mal weit gehen.
In Top-Form für jeden ein zäher Gegner
Doets, van Barneveld und zuletzt van Veen – die Niederländer wollen dich aktuell nicht gewinnen lassen. Woran machst du deine letzten Niederlagen fest, woran möchtest du arbeiten?
Stimmt (lacht), das waren jetzt drei Holländer, das ist mir irgendwie gar nicht so aufgefallen. Na gut, wenn ich gegen Gian nicht direkt 0:6 hinten liege, wird das natürlich richtig spannend und das Ganze wäre offener gewesen. Ich habe am Comeback gekratzt, aber es wollte einfach nicht gelingen und dann muss man sagen - Hut ab, Gian. 161er Finish zum 12er, nachdem ich den 12er verpasse. Das ist Timing, das ist wahnsinnig gut gespielt, das ist einfach grandios also goed gedaan Junge!
Van Barneveld war auch sicherlich schlagbar, da wollten die Doppel nicht und gegen Kevin Doets bin ich an dem Tag überhaupt nicht reingekommen. Also das ist dann einfach so, die Jungs haben besser gespielt, waren aber sicherlich an einem besseren Tag von mir schlagbar. Die nächsten drei Spiele gegen Holländer gewinne ich dann vielleicht wieder, wäre natürlich schön für mich. Aber jetzt heißt es erstmal: Weitertrainieren, weiterarbeiten und dann ist es egal, ob da ein Niederländer, Deutscher, ein Spieler aus UK oder sonst wo steht. Ich will gewinnen und wenn ich mein Spiel spiele, wird es glaube ich für jeden schwer.
Du bist zuletzt immer wieder in einzelnen Projekten unterwegs (Workshops, Talk-Shows, etc.). Lockern dich solche Projekte auf oder fühlst du dich auch manchmal überfrachtet von der großen Aufmerksamkeit, die es verhältnismäßig zu anderen Profis in Deutschland für dich gibt?
Ja, das stimmt. Ich habe sehr viele Anfragen, was Workshops, Talkshows oder Podcasts angeht. Aber ich bin froh, dass ich diese Anfragen habe. Das ist in erster Linie für mich eine Bestätigung, dass ich sportlichen Erfolg habe und die Marke eine gewisse Aufmerksamkeit erreicht. Und mir machen solche Auftritte auch einfach richtig viel Spaß. Wenn du da mit Micky und Erry (Kölner Musiklegenden) sitzt, das sind Kölner Urgesteine und ich dann mit denen in einer Talkshow-Runde sein darf, ist das erstens eine riesige Ehre und auch eine tolle Connection.
Mir machen Workshops auch sehr spaß, einfach mit den Leuten zu arbeiten, die was lernen wollen und ich find's auch toll mit in Podcasts zu sitzen. Bei "Köln ist cool" und wie sie alle heißen. Das lenkt auch ein bisschen vom Tagesgeschäft ab und lockert auf. Solange es die Anfragen gibt, bedeutet das für mich, dass ich einiges richtig mache und ich bin dankbar dafür, hoffentlich hält es noch lange so an.
"Es gibt nur einen Luke Littler"
Während du im Alter von 17 voll auf den Handball fokussiert warst, mischt Luke Littler aktuell bereits die PDC auf – wie hast du ihn zuletzt erleben und erklärst seine phänomenalen Leistungen?
Ja Luke Littler (lacht), der ist natürlich ein Phänomen und in aller Munde, ich meine er war mit 16 im WM-Finale. Also, wer sich mit Darts auskennt, hat ihn schon die letzten 2-3 Jahre beobachtet, aber sicherlich nicht so krass auf dem Schirm gehabt. Das kam für jeden, auch ihn selber richtig überraschend, dass er dort so weit kam. Also wie er das mit der WM, der Premier League und auch dem ersten Players Championship Titel macht, das ist einfach nur beeindruckend. Der Junge ist 17, der ist unbekümmert und hat einfach Bock auf Darts spielen, der kann sich da voll und ganz drauf konzentrieren. Ich meine er hat seine Schule fertig und sagt, er macht den ganzen Tag nichts außer Darts spielen und FIFA zocken.
Das ist schon etwas anderes, als wenn du mit Mitte 30 Frau, Kinder und vielleicht schon einen Hauskredit zum Abbezahlen hast. Das ist halt diese jugendliche Unbekümmertheit und ich hoffe, dass das bei ihm lange anhält. Weil wir da einen tollen Charakter haben, einen sehr sympathischen Junge, der überhaupt nicht abgehoben oder überheblich ist. Und wenn er das beibehält und auf dem Boden bleibt, haben wir da in den nächsten Jahren einen Charakter, der dann nicht nur den Fans, sondern auch allen im Circuit viel Spaß bereiten wird. Ich meine, ich hätte das mit 17 auch mitgenommen (lacht), aber es gibt halt nur einen Luke Littler.
Was ist dein nächstes großes Ziel, auf welches du bei der Tour hinarbeitest?
Der Tourkalender sieht dieses Jahr etwas anders aus, im zweiten Halbjahr spielen wir mehr Players Championships, als im ersten. Mit einem guten zweiten Halbjahr hätte ich dann definitiv die Chance, mir noch ordentlich etwas herauszuspielen. Bei der European Tour habe ich jetzt 0/4 Qualis, da müssen definitiv noch 2-3 Qualis rauskommen und ansonsten gilt für mich einfach erstmal - Spielen, Spaß haben, das Ding genießen und dann schauen wir mal, wat kütt.