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"Fußballerisch sehr gut" - Julian Nagelsmann sichert Comeback-Sieg mit DFB-Elf

SID/Flashscore
Aktualisiert
Mit seinem Führungstor konnte Niclas Füllkrug ein weiteres Tor auf sein DFB-Konto bringen.
Mit seinem Führungstor konnte Niclas Füllkrug ein weiteres Tor auf sein DFB-Konto bringen.Profimedia
Julian Nagelsmann dirigierte, klatschte, feuerte an - und es half: Der neue Bundestrainer hat bei seinem mit Spannung erwarteten Debüt einen verdienten 3:1 (1:1)-Erfolg in den USA gefeiert und acht Monate vor der Heim-EM wieder mehr Lust auf die Fußball-Nationalmannschaft entfacht. Die Balance zwischen Offensive und Defensive ist allerdings noch verbesserungswürdig.

USA vs. Deutschland 1:3

Nach dem Rückstand durch Christian Pulisic (27.) drehten Kapitän Ilkay Gündogan (39.), Niclas Füllkrug (58.) und Jamal Musiala (61.) mit ihren Toren die Begegnung in Hartford/Connecticut. Nagelsmann fügte sich damit nahtlos in die Reihe seiner vier Vorgänger ein: Rudi Völler, Jürgen Klinsmann, Joachim Löw und Hansi Flick waren alle mit einem Sieg in ihre Amtszeit gestartet. Am Mittwoch (2.00 Uhr MESZ/ARD) wartet in Philadelphia Gold-Cup-Gewinner Mexiko als zweiter Gegner auf dem US-Trip der DFB-Auswahl.

Noten zum Spiel.
Noten zum Spiel.Flashscore

Nagelsmann überraschte mit seiner ersten Aufstellung. Im defensiven Mittelfeld lief Pascal Groß für den erkrankt abgereisten Joshua Kimmich an der Seite von Gündogan auf, der erwartete Ersatz Leon Goretzka nahm nur auf der Bank Platz. Rückkehrer Mats Hummels bildete mit Antonio Rüdiger die Innenverteidigung und kam zu seinem ersten Länderspieleinsatz seit dem Achtelfinal-Aus bei der EM 2021.

Der neue Coach ging in seinem auffällig karierten Hemd von der ersten Minute an vor 37.743 Zuschauern äußerst engagiert zu Werke. Nagelsmann coachte lautstark und gestenreich. Er bat seine Spieler auch immer mal wieder zu kurzen Einzelgesprächen an die Seitenlinie.

Match-Center: USA vs. Deutschland

Nagelsmann-Handschrift direkt zu erkennen

Dabei war die Spielidee des 36-Jährigen klar erkennbar. Nagelsmann setzte auf ein hohes Pressing, Aggressivität in den Zweikämpfen und ein variables Offensivspiel. Dadurch kam seine Elf in der Anfangsphase immer wieder zu Ballgewinnen tief in der Hälfte des Gegners - und dann ging es schnell. Über Füllkrug und Florian Wirtz landete der Ball bei Groß, der mit seinem überlegten Abschluss aber nur den Pfosten traf (11.).

Statistiken zum Spiel.
Statistiken zum Spiel.Flashscore

Stoßstürmer Füllkrug wich bei eigenem Ballbesitz häufig auf die Flügel aus, um Platz für die nachrückenden Wirtz, Musiala oder Leroy Sane zu schaffen. Dennoch hatte der Dortmunder aus zentraler Position die größte Chance zur Führung. Sein Abschluss war aber zu unplatziert (22.).

In der temporeichen Begegnung hatten die Gäste allerdings dann Probleme, wenn sie den Ball im Pressing nicht eroberten oder bei eigenem Ballbesitz im 3-4-3-System verloren. Beim Umschalten auf die Defensive entstanden größere Lücken. Linksverteidiger Robin Gosens offenbarte im Abwehrverhalten einige Schwächen - das war schon unter Nagelsmann-Vorgänger Hansi Flick so.

Überladene Anfangsphase im zweiten Durchgang

Mitte der ersten Halbzeit überschlugen sich die Ereignisse. Pulisic entschied sich frei vor Torhüter Marc-Andre ter Stegen für eine Schwalbe (26.), im Gegenzug scheiterte Füllkrug an Matt Turner. Der Schlussmann warf den Ball nach seiner Parade direkt zu Pulisic, der Jonathan Tah abschüttelte und sehenswert in den Winkel traf. Rüdiger gab dem ehemaligen Dortmunder nur Geleitschutz, im Pratt & Whitney Stadium ertönten Technobeats.

Der viermalige Weltmeister benötigte einige Minuten, um sich von dem Rückstand zu erholten. Dann trat der formstarke Sane an, spielte Doppelpass mit Gündogan, bevor Turner ihm den Ball vom Fuß schlug. Den Abpraller verwertete Gündogan zu seinem 18. Treffer im 70. Länderspiel. Nagelsmann jubelte und klatschte verzückt mit Co-Trainer Sandro Wagner ab.

Die spielfreudige DFB-Auswahl kam schwungvoll aus der Kabine, die der engagierte Nagelsmann als erster verließ. Gündogan (46.) und Füllkrug (49.) fanden aber in Turner ihren Meister. Defensiv standen die Gäste nun stabiler, offensiv kombinierten sie weiter ansehnlich.

Gosens bediente den völlig frei stehenden Füllkrug technisch stark, der Ex-Bremer hatte bei seinem achten Tor im zehnten Länderspiel keine Mühe. Drei Minuten später legte er für Musiala auf. Danach wechselte Nagelsmann mehrmals, der Stuttgarter Chris Führich kam in der Schlussphase zu ihrem Länderspiel-Debüt.

Mats Hummels adelt Nagelsmann, Bundestrainer motiviert

Für den Dortmunder war das DFB-Comeback ein „absolut besonderer Moment", jedoch verspürte er "mehr Nervosität" als er dachte, ihn aber "sehr erfüllt und wieder viel Spaß gemacht." Er lobte Julian Nagelsmanns perfekte Reaktion zur Halbzeit: „Haben Anpassungen getroffen, um die Räume nicht mehr so groß zu machen.“ Am Ende wäre der „Schlüssel Ballbesitz“ gewesen

Laut Nagelsmann habe man in der ersten Halbzeit "zu wenig Zugriff gehabt", war „Fußballerisch sehr gut" und hat "die ganze Zeit viele Chancen gehabt“. Trotzdem kritisierte er die erste Halbzeit und machte klar, dass noch ein Weg zu gehen sei, um das Team wirklich für die Heim-EM einzustimmen. Der Ex-Bayern-Coach hatte für alles eine gute Antwort, den Ausgleich vor der Halbzeitpause begründete er mit der "nötigen Gier" von Ilkay Gündogan.

Der Kapitän und Spieler von Manchester City ist selbst Fan vom neuen Bundestrainer: "Wir haben heute direkt eine gute Leistung hingelegt und werden uns weiter voran arbeiten." Das hat laut Nagelsmann heute auch Niclas Füllkrug geschafft, der bei seinem Treffer "hervorragend stand", aber auch Robin Gosens Vorarbeit würde enorm gelobt.

In den nächsten Tagen geht's für die DFB-Elf weiter mit der Reise nach Philadelphia, einem Abschlusstraining am Montag und dann liegt der Fokus voll auf das nächste Match gegen Mexiko. Dort habe man viel Hoffnung, man habe "fußballerisch heute einen wichtigen Schritt gemacht" und sieht "positiv nach vorn."