"Der härteste Test": Deutsche Weltmeister bereit für die USA
In Badeschlappen und mit schwarzer Kapuze über dem Kopf erfüllte Franz Wagner jeden Wunsch. Hier lächelte der Weltmeister für ein Selfie, dort schrieb er artig Autogramme: In seiner Berliner Heimat rissen sich die jungen Basketballfans nur so um ein kleines Stück ihres Helden. Bei allem Trubel stellte der NBA-Shootingstar jedoch sofort für den ultimativen Olympia-Test gegen LeBron James und die USA scharf.
"Da sind ein paar legendäre Spieler dabei. Das wird bestimmt sehr, sehr schwierig, aber genau dafür spielt man ja die Vorbereitungsspiele - damit man sieht, wo man sich verbessern kann", sagte der Profi von Orlando Magic bei MagentaSport vor der großen Generalprobe gegen den absoluten Goldfavoriten am Montag (20 Uhr/ProSieben) in London: "Ich glaube, das wird ein guter Test für uns. Ich freue mich sehr darauf."
Viele Superstars
Um zu verstehen, wie knifflig diese Aufgabe wird, reicht ein rascher Blick auf den Kader der Amerikaner: Dreier-Gott Stephen Curry (36), Scoringmaschine Kevin Durant (35), Blockkünstler Anthony Davis (31) - und natürlich James (39), einer der zwei besten Spieler, die jemals einen Basketball in Händen hielten. Auch weil die Deutschen ein B-Team der USA im Halbfinale der WM im Vorjahr gedemütigt hatten, rückt das gekränkte Mutterland nun mit den "Basketball-Avengers" an.
"Von der individuellen Qualität gibt es kein besseres Team. Für mich ist das US-Team von Paris stärker als das Dream Team von 1992", schwärmte gar der frühere Bundestrainer Svetislav Pesic im Gespräch mit der Sport Bild. Und damals in Barcelona war immerhin ein gewisser Michael Jordan dabei. Und Scottie Pippen. Und Magic Johnson. Und Larry Bird. Geht es wirklich noch besser?
Zum Match-Center: USA vs. Deutschland
Kurze Schwächepase gegen Japan
Die Deutschen haben guten Grund zur Vorfreude auf diesen einmaligen Test, denn es läuft in der Vorbereitung auf die Medaillenmission alles nach Plan. Am Freitag deklassierte das Team von Bundestrainer Gordon Herbert Japan in der Hauptstadt mit 104:83 (56:31), beste Aussichten für den Olympia-Auftakt am 27. Juli in Lille gegen denselben Gegner.
Während Wagner mit 27 Punkten überragte, passte dem Coach jedoch vor allem in der zweiten Halbzeit das Defensivverhalten nicht, zu leichtfertig ließ seine Mannschaft im Gefühl des sicheren Sieges Punkte zu.
Da das DBB-Team, bisher Sieger in drei von vier Tests, vor dem Japan-Spiel die eher zweitklassige Niederlande ebenfalls haushoch besiegt hatte (95:50), war Herbert die Notwendigkeit einer wahren Herausforderung bewusst.
"Es ist wirklich gut, dass wir gegen die USA spielen", sagte der Kanadier: "Sie sind offenkundig der Favorit auf die Goldmedaille. Es ist gut für uns, gegen einen harten, physischen Gegner zu spielen." Auch Maodo Lo befand, die USA seien der "härteste Test", den die Mannschaft haben könne.
Die Amerikaner, denen in Kawhi Leonard ein weiterer Superstar sogar noch ausgefallen ist, gaben sich bislang keine Blöße. Drei Tests, drei Siege. Zwar gaben sie beim knappen 98:92 gegen Australien fast noch einen 24-Punkte-Vorsprung her, dafür zerlegte der Rekordolympiasieger danach mal eben NBA-MVP Nikola Jokic und den serbischen Vizeweltmeister mit 105:79. Ein ähnliches Schicksal werden Wagner und Co. verhindern wollen.
Komplette Übersicht: Das deutsche Olympia-Aufgebot für Paris