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Das Reife(n)zeugnis des SID zum Formel 1 GP Österreich: "Mister Perfect" unangreifbar

SID
Max Verstappen hat auch beim Großen Preis von Österreich triumphiert.
Max Verstappen hat auch beim Großen Preis von Österreich triumphiert.AFP
MAX VERSTAPPEN: Was soll man noch groß zum Mister Perfect der Formel 1 sagen? Superlative sind die Welt von Max Verstappen geworden, seine Dominanz ist kaum noch zu überbieten. In Spielberg feierte er seinen fünften Sieg auf der Red-Bull-Hausstrecke (Rekord) und seinen fünften Grand-Prix-Erfolg in Serie. Dazu war er Schnellster im einzigen freien Training, holte die Pole Position für das Rennen und den Sprint – den er natürlich ebenfalls gewann. Und auch beim Track-Limit-Chaos, das vielen Kollegen zum Verhängnis wurde, hielt er sich schadlos.

Doch wer lange genug nach einem kleinen Makel sucht, der wird irgendwann fündig: Nach 248 Umläufen riss Verstappens Serie von Führungsrunden, was seinen Sieg in Spielberg allerdings nicht im geringsten in Gefahr brachte. Zur Verdeutlichung: Kurz vor Rennende konnte sich Verstappen sogar noch einen Wohlfühl-Boxenstopp leisten, um neben dem Sieg auch noch den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde abzustauben. Und das Maximum von 34 WM-Punkten von diesem Wochenende mitzunehmen.

SERGIO PEREZ: Verstappens Teamkollege war mit 22 Zählern der zweiterfolgreichste Fahrer in Spielberg. Zweiter im Sprint, Dritter im Rennen. Und doch verlässt der Mexikaner Österreich als Verlierer. Denn Perez ist aufgrund seines außergewöhnlichen Dienstwagens der einzige, der Verstappen in diesem Jahr herausfordern könnte. Dem 33-Jährigen fehlen aber vor allem Nerven und Konstanz - was auch die Mächtigen im Red-Bull-Team allmählich unruhig werden lässt. Augenfällig ist mittlerweile Perez' Schwäche im Qualifying, wodurch risikoreiche Aufholjagden wie die in Spielberg von Startplatz 15 aufs Podium überhaupt erst notwendig werden.

Die Erwartungshaltung bei Teamchef Christian Horner und Berater Helmut Marko ist eigentlich eine andere: Wenn Perez gegen Verstappen schon keine Chance hat, soll er ihn zumindest nicht gefährden - was er im Sprintrennen allerdings tat - und ansonsten verlässlich zweite Platz für den maximalen Teamerfolg holen. Das gelingt Perez nach starkem Saisonstart aber immer seltener, was seine Zukunft im Rennstall trotz Vertrags bis Ende 2024 gefährden könnte.

Formel 1 GP Österreich: Mercedes auf dem Boden der Tatsachen

MERCEDES: Für zweite Plätze würden die Dauersieger von einst in diesen Tagen sehr viel geben. Mercedes ist im Jojo-Modus angekommen, der euphorisch begrüßte Aufschwung von Barcelona flaute in Montreal schon wieder deutlich ab, in Spielberg regierte der Frust. Wie konkurrenzfähig der W14 ist, hängt trotz diverser neuer Teile weiter von der Streckencharakteristik und den äußeren Bedingungen ab. Ein No-Go für ein Team wie Mercedes, nicht nur in den Augen von Teamchef Toto Wolff und des frustrierten Rekordweltmeisters Lewis Hamilton. Beim Heimrennen in Silverstone am nächsten Wochenende sollen weitere neue Teile für Besserung sorgen, das ist die Hoffnung. Und sonst? Hamilton gewann im Home of British Motor Racing bereits acht Mal. Erfolge der Vergangenheit sind aber 2023 für Mercedes wenig wert.

FERRARI: Die Scuderia nahm zum ersten Mal in dieser Saison die Rolle des ersten Red-Bull-Verfolgers ein. Die neuen Teile haben wohl Früchte getragen, zumindest in Österreich. Die Gegner heißen aber auch mittelfristig Aston Martin und Mercedes. Spannend ist in der Formel 1 derzeit vor allem das Triell um die zweite Kraft hinter dem Verstappen-Team.

Carlos Sainz (2. Position) und Charles Leclerc (3.) müssen sich hinter Max Verstappen einordnen.
Carlos Sainz (2. Position) und Charles Leclerc (3.) müssen sich hinter Max Verstappen einordnen.AFP

NICO HÜLKENBERG: Wieder mal hatte sich der einzige deutsche Fahrer in der Startaufstellung nichts vorzuwerfen. Stark im Qualifying, stark im Sprint mit Platz sechs und drei weiteren WM-Punkten. Im Rennen schied Hülkenberg früh wegen eines Defekts aus. Doch auch ohne diesen wären voraussichtlich keine weiteren Punkte hinzugekommen. Das Renntempo bleibt die große Schwäche des diesjährigen Haas-Rennwagens. Davon abgesehen hat der 35-jährige Hülkenberg einen weiteren guten Grund geliefert, dass man ihm schleunigst ein Cockpit auch für 2024 zusichern sollte.

TRACK LIMITS: Fernab der Motorsportblase spielen weiße Linien auf Asphalt nur im Straßenverkehr eine Rolle. Doch auch da gilt ja: Sind die durchgezogen, darf man nicht drüberfahren. So gesehen ist die Formel 1 sogar noch kulant, hier wird nur belangt, wer mit dem kompletten Rennwagen die Linien am Streckenrand überschreitet. Und das auch nur in gewissen Kurven. Und auch erst ab dem vierten Mal. Und doch hadern Fahrer und Teams mit dieser Regel, und die Rennleitung kam besonders im Spielberg-Rennen am Sonntag mit dem Mitzählen kaum noch hinterher. Selbst Stunden nach dem Fallen der Zielflagge war das Rennergebnis noch inoffiziell. Dann folgte ein Feuerwerk an Strafen und nachträglichen Positionswechseln. Das ist nervig für alle Beteiligten und nicht gut fürs Image der Formel 1. Die Lösung? Kiesbetten erweitern oder Randsteine setzen, die das Auto spürbar beschädigen, wenn darüber geholpert wird. Dann könnten die "Linienrichter" auch die Strichliste beiseite legen.

SPRUCH DES WOCHENENDES: "Max hat zu seiner Beruhigung noch die schnellste Runde fahren können, damit er gut schläft." (Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko über den unersättlichen Verstappen)