Wieder nur der "Underdog": Mercedes rätselt über das eigene Auto
Die Illusion, mit einem großen Upgrade wieder ein Sieg-Auto in der Formel 1 gefertigt zu haben, hatte sich in den USA auf bittere Weise zerschlagen. Mercedes ist vorerst wieder nur vierte Kraft hinter McLaren, Red Bull und Ferrari.
Irritiert vom eigenen Boliden schob Wolff Gedanken an einen Durchbruch beim Großen Preis von Mexiko am Sonntag (21.00 Uhr/Sky) beiseite. "Wir sind wieder im Underdog-Status", sagte der Österreicher nach dem bitteren Jubiläum von Austin.
Guter Freitag, schwaches Wochenende
Das Wochenende auf dem Circuit of the Americas hatte vielversprechend begonnen. Das Upgrade, das vor allem Verbesserungen am Unterboden versprach, sollte im 300. Rennen seit der werksseitigen Formel-1-Rückkehr der Marke zu Beginn der Saison 2010 zum Erfolg führen.
Auf starke erste Eindrücke am Freitag folgte ein desaströser Samstag: George Russell crashte im Qualifying und startete im Rennen aus der Box. Rekordweltmeister Lewis Hamilton fuhr die schwächste Qualifikation seit Brasilien 2017. Das Auto war nicht wiederzuerkennen.
Am Sonntag endete Hamiltons Einsatz nach zwei Runden im Kies. "Ich habe nicht viel gepusht, aber das Auto ist in Kurve 19 ein bisschen gesprungen, ich habe das Heck verloren und das war's", sagte Hamilton. Ein Grund für den seltenen Abflug des merklich frustrierten Routiniers war offenbar auch eine Windböe in Kombination mit der "Dirty Air" des Vordermanns.
"Lewis trifft keine Schuld", sagte Wolff. Russell betrieb mit Rang sechs Schadensbegrenzung. "Wir werden in den kommenden Tagen hart arbeiten, um das gesamte Wochenende zu analysieren", sagte er.
Mercedes "gräbt" nach Lösungen
Nachvollziehbare Erklärungen für den krassen Leistungsabfall gab es zunächst keine. "Es ist ein Sport der Daten. Wir werden viel graben", sagte Wolff. Ein fundamentales Problem mit dem Upgrade bestehe aber nicht.
Und so steuert Mercedes nach einen Zwischenhoch vor der Sommerpause auf ein schwieriges Saisonfinale zu - und auf ein holpriges Ende der Erfolgsdekade mit Hamilton, die ihren einstigen Glanz aber schon länger verloren hat. Die fehlende Konstanz in der Groundeffekt-Ära hat Mercedes nie in den Griff bekommen.
Das Verhältnis sei unverändert gut, betonte Wolff, und auch Hamilton hatte sich ja umgehend für seinen Unfall entschuldigt. Die positiven Entwicklungen bei anderen Teams bleiben Hamilton aber nicht verborgen, etwa bei Ferrari, seinem künftigen Arbeitgeber, der in Austin einen ungefährdeten Doppelsieg feierte. "Er wird rüberschauen und sehen, dass das rote Auto schnell ist", sagte Wolff. Der silberne gibt Rätsel auf.