"Du kannst nicht jedem trauen": Der wilde Fahrermarkt der Formel 1
Max Verstappen tanzte um eine klare Antwort herum, dabei war die Frage doch recht einfach. Fährt der Weltmeister auch im nächsten Jahr für Red Bull? Einmal, zweimal, dreimal wich er aus, also noch einmal: Ja oder nein? "Okay", sagte Verstappen dann mit wackeliger Stimme, "ja. Das sage ich doch die ganze Zeit."
Ein merkwürdiges Schauspiel war das, aber eher kein klares Bekenntnis - und doch machte so manches Medium eine Breaking News daraus: Verstappen wechselt 2025 nicht zu Mercedes! Bei den Silberpfeilen nahm man dies gelassen auf. "Hat er das wirklich gesagt?", fragte Teamchef Toto Wolff, er könne das gar nicht glauben.
Das Rätsel um Verstappens Zukunft ist auch vor dem Großen Preis von Österreich (Sonntag, 15.00 Uhr/Sky) ein dauerhaftes Thema in der Formel 1, doch es ist längst nicht das einzige: Der Fahrermarkt ist in diesem Jahr besonders bizarr, weil so viel Ungewöhnliches geschieht.
Es begann schon im Februar, als Lewis Hamiltons Wechsel von Mercedes zu Ferrari mit einem Jahr Vorlauf publik wurde. Mercedes also braucht 2025 einen hochklassigen Ersatz für den Rekordweltmeister. Verstappen wiederum ist eigentlich bis 2028 an Red Bull gebunden - seit dort im Frühjahr allerdings ein interner Machtkampf um Teamchef Christian Horner und Berater Helmut Marko entbrannte, scheint auch hier nichts mehr sicher.
Wenn Marko geht, dann kann auch Verstappen aus seinem Vertrag heraus, so der Stand. Und Mercedes wird nicht müde, um den derzeit besten Piloten zu werben. "Wir halten unseren freien Sitz so lang wie möglich frei", sagte Wolff am Freitag bei oe24: "Wenn das Auto schnell fährt, werden auch schnelle Fahrer bei uns fahren wollen."
Und während Mercedes sich tatsächlich im Aufschwung befindet, bröckelt Red Bulls Dominanz sichtbar. Es bleibt wohl eine Geschichte mit offenem Ende, wenn nicht für 2025, dann für 2026.
Das Thema Mick Schumacher
Auch im Schatten dieser Saga spielt sich Interessantes ab. Der sehr angesehene Spanier Carlos Sainz muss bei Ferrari bald für Hamilton weichen und kann sich seinen Sitz bei den Mittelklasse-Teams aussuchen. Williams, Alpine und auch das künftige Audi-Team buhlen um ihn.
Audi wiederum, das ab 2026 als Werksteam den Sauber-Rennstall ersetzt, ist momentan offenbar nicht so attraktiv wie erwartet. Nico Hülkenberg haben die Deutschen schon für die Zukunft verpflichtet, einen zweiten Piloten mit ähnlich starkem Profil aber noch nicht überzeugen können.
Mick Schumacher indes ist bei Audi wohl kein Thema, und doch erhält er in wenigen Tagen eine Chance zur Rückkehr in die Formel 1: Am kommenden Mittwoch steigt er in einen älteren Alpine-Boliden, es ist ein Probefahren gegen Jack Doohan, einen anderen Bewerber. Der Sieger könnte 2025 im Alpine sitzen - wenn nicht Carlos Sainz sich doch noch für die Franzosen entscheidet.
Der Spanier übrigens hat "viel über die Formel 1 gelernt" in seinen jüngsten Gesprächen mit den Rennställen: "Dass du nicht jedem trauen kannst. Und wie wenig du glauben kannst, von dem, was du hier hörst." Vielleicht gilt das auch für ein zögerliches "Ja" von Max Verstappen.